Flusslandschaft 1970
SchülerInnen
„… Nirgendwo sonst in der Bundesrepublik haben die Kinder reicher Eltern so viele Privilegien, die Lehrer so wenig Spielraum, die Eltern so wenig zu sagen, die Studenten so wenig Mitbestimmung, die Hochschulen so wenig Möglichkeiten zu inneren Reformen. Franz Josef Strauß im Bayernku-
rier: ‚Bei uns hat es immer mehr Privilegien und standesmäßig Denkende gegeben als anderswo.’ …“1
Nachdem rund vierzig Eltern einen Protestmarsch ins Rathaus unternommen haben, wird am 23. Oktober der Schichtunterricht an der Implerschule im Westend abgeschafft.
Manche Schulleitungen reagieren auf die Unruhe unter den Zöglingen nur zögerlich oder über-
haupt nicht. Das Bild in der Öffentlichkeit und natürlich vor dem Kultusministerium darf nicht beschädigt werden. Auch Lehrerinnen und Lehrer erwähnen nur ungern, dass sie die Kinder nicht mehr so recht „im Griff“ haben. Einige Schulleitungen dagegen gehen in die argumentative Offen-
sive.2
Kultusminister Ludwig Huber im Bayernkurier : „Es wäre eine unerlaubte, ja beinahe verbrecheri-
sche Manipulation, die Schule als Mittel zum Zweck des gesellschaftlichen Umsturzes zu missbrau-
chen.“3
1 konkret. Monatszeitung für Politik und Kultur 24 vom 19. November 1970, 11.
2 Siehe „An alle Schüler der Anne-Frank-Realschule“.
3 Zitiert in konkret. Monatszeitung für Politik und Kultur 24 vom 19. November 1970, 11.