Flusslandschaft 2009
Nazis
Öffentliche Preisverleihung am 8. November im Alten Rathaussaal an Beate Klarsfeld. “Zum 5. Mal wird der Georg-Elser-Preis an eine Person verliehen, die sich nicht nur durch Zivilcourage, sondern auch durch ‚zivilen Ungehorsam’ und ‚unerschrockenes Handeln gegen die herrschende Staatsgewalt’ ausgezeichnet hat. Bei Beate Klarsfeld denkt jeder zuerst an die Ohrfeige, die sie 1968 dem damaligen Kanzler Kurt Georg Kiesinger verpaßt hatte, als er sich so überhaupt nicht mehr an seine Nazi-Vergangenheit erinnern wollte. – Günter Wallraff nannte bei seiner Laudatio diese Ohrfeige ‚eher eine Schmeicheleinheit’ im Vergleich zu den Verbrechen der Nazis, an denen Kiesinger beteiligt war. – OB Ude hatte eigentlich zugesagt, bei der Preisverleihung zu reden, hatte sich aber zurückgezogen, als er hörte, wer die diesjährige Preisträgerin war, und ausrichten lassen, dass für ihn ‚eine Ohrfeige kein Mittel der politischen Auseinandersetzung’ sei. So hat er eben auch, wie viele andere, Beate Klarsfeld auf diese Ohrfeige reduziert, obwohl sie ihr ganzes Leben, gemeinsam mit ihrem Mann Serge, einer Aufgabe gewidmet hatte: alte Nazis aufzuspüren und sie der Justiz zuzuführen. – Ihr letztes Engagement galt der Deportation französischer Juden in Zügen in deutsche KZ’S. Sie initiierte Ausstellungen in französischen Bahnhöfen, sie veröffentlichte Fotos deportierter Kinder, um ihnen Namen und Gesicht zurückzugeben. – Die Deutsche Bahn wollte sich mit fadenscheinigen Ausreden (‚es geht doch nicht, eine Wurstsemmel kauend diese erschütternden Bilder anzusehen’) vor der Verantwortung drücken, was ihr nicht gelang. Dafür verbannte sie die Ausstellung in die letzten Ecken, verlangte aber horrende Standgebühren für den Ausstellungszug.”1
1 Hella Schlumberger am 7. April 2011.