Flusslandschaft 1954

Internationales

- Frankreich und Vietnam
- USA und Guatemala
- VR China und Taiwan
- Paraguay und BRD
- Frankreich und Algerien


FRANKREICH und VIETNAM

Am 7. Mai endet ein siebenjähriger Kolonial- und Befreiungskrieg mit dem Sieg der kommunisti-
schen Vietminh. Nach einer 57 Tage andauernden erbitterten Schlacht erobern sie die von Franzo-
sen und Vietnamesen verteidigte Festung Dien Bien Phu in Nordvietnam. Dabei geraten auch viele ehemalige Angehörige der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS, die vom Soldatenleben nach dem verlorenen Krieg nicht lassen wollten und jetzt in der „Legion Etrangère“ dienen, in Gefangenschaft.

USA und GUATEMALA

Der 1944 gewählte Präsident Juan José Arévalo begann in Guatemala mit sozialen und demokrati-
schen Reformen, die seit 1950 sein Nachfolger Jacobo Arbenz Guzmán fortsetzte. 1954 bestreiken in Mittelamerika 25.000 ArbeiterInnen die Bananenplantagen der US-amerikanischen United Fruit Company (UFCO), die die einflussreichste politische Macht in der Region bildet und in der Vergangenheit gute Verbindungen zu den lokalen Diktaturen in Mittelamerika pflegte. Unter maßgeblicher Mitwirkung des US-Außenministers und Aktionärs der UFCO John Foster Dulles stürzt im Juni eine Söldnerarmee des CIA unter Castillo Armas die Regierung Arbenz. Unter der Diktatur Armas werden Reformen rückgängig gemacht und demokratische Organisationen verbo-
ten, 140.000 Indios werden umgebracht oder verschwinden spurlos. Jetzt kann die UFCO wieder die gesamte Bananenausfuhr kontrollieren.1

VR CHINA und Taiwan

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Anfang September 1954 beginnt die „Formosa-Krise“ in der Straße von Taiwan. Die Friedensbe-
wegung befürchtet, Kämpfe zwischen der Volksrepublik China und der Republik China um Inseln in der Straße von Taiwan könnten zu internationalen Konflikten führen, in denen die USA eine ähnliche Rolle wie im Korea-Krieg spielen. Eine Protestversammlung, die für den 15. September
in der Westendhalle an der Ecke Ganghofer-/Westendstraße geplant ist, wird verboten.

PARAGUAY und BRD

In Paraguay putscht sich General Alfredo Stroessner an die Macht. Sein Vater war aus dem bairi-
schen Hof eingewandert, und Alfredo bewunderte die deutsche Kriegskunst. 35 Jahre lang läßt er Zehntausende foltern, Hunderttausende fliehen. Zwar berichtet die Deutsche Botschaft vor Ort von „Terrorwellen“, „mittelalterlichen Foltermethoden“, politischen Gefangenen, Plünderungen und Vergewaltigungen durch die Polizei – aber nur intern. Den Paraguayern öffnet sie die Tore zur Bundeswehr. Über Jahrzehnte werden Offiziere und Polizisten in Deutschland ausgebildet, Heckler & Koch und Rheinmetall machen glänzende Geschäfte. Erst 1989 endet die Schreckensherrschaft des „deutschen Diktators“ in Paraguay, nicht aber der deutsche Waffen-Export in Krisengebiete. Das Bundeskanzleramt hält bis heute seine Archiv geheim. Dagegen hat Gaby Weber vor dem Ver-
waltungsgericht Berlin Klage eingereicht.3

FRANKREICH und ALGERIEN

Am 1. November ereignen sich binnen weniger Stunden in der französischen Provinz vierzig Bom-
ben- und Brandanschläge auf Polizeistationen, öffentliche Gebäude und Fabriken. Zwölf Europäer sind tot. In den benachbarten französischen Protektoraten Marokko und Tunesien gärt es seit Jah-
ren. Jetzt eröffnet die algerische „Nationale Befreiungsfront“ (FLN) den Krieg gegen die Besatzer. Ihr Motto hat sie von General de Gaulles aus der Zeit des Widerstands gegen die deutsche Besat-
zung: „Wer kämpft, ist frei.“ Nach blutigen Gefechtenen und unzähligen Menschenrechtsverletzun-
gen entlässt Präsident de Gaulles Algerien erst 1962 in die Unabhängigkeit.

(Zuletzt geändert am 1.2.2020)


1 Siehe dazu www.de.wikipedia.org/wiki/Operation_PBSUCCESS#Urspr.C3.BCnge_und_Hintergr.C3.BCnde_der_Operation.

2 Archiv der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, München

3 Siehe den Film „Unser deutscher Diktator in Paraguay. Dokumente aus dem Auswärtigen Amt“ von Gaby Weber unter https://www.youtube.com/watch?v=ycaZYNCZ_Y4&feature=youtu.be

Überraschung

Jahr: 1954
Bereich: Internationales