Materialien 1974

Die Aktion Maxvorstadt und die Pfarrei St. Ludwig

Wie es anfing

Es lag in der Luft, kam nicht von ungefähr. Die studentische Protestbewegung des Jahres 1968 – zu ihren Zielen und Wegen mag man stehen, wie man will – hatte die Augen dafür geöffnet, dass so manches, als schicksalhafte höhere Fügung hingenommene Übel in Wirklichkeit sehr menschli-
chen, egoistischen Interessen diente, und sie hatte schlagend bewiesen, dass es durchaus möglich war, gegen Zustände, die als bedrückend und bedrohlich empfunden wurden, lauthals aufzubegeh-
ren.

Eine zunächst noch kleine Gruppe engagierter Angehöriger der Pfarrei St. Ludwig, durchweg junge Leute, an ihrer Spitze der damalige Kaplan Ralf Dantscher, folgte im Frühjahr 1970 diesem Bei-
spiel.1 Was sie auf die Barrikaden rief, war die teils schleichende, teils offen gewaltsame Milieuver-
änderung des Stadtviertels, das der Pfarrei St. Ludwig Heimat gab und gibt, der nach König Max I. Joseph benannten Maxvorstadt. Mieterhöhungen und Kündigungen, Bevölkerungsverlust, Ver-
drängung der kleinen Läden, Verschlechterung der Versorgungssituation, steigende Grundstücks-
preise, leerstehende Häuser, eine rigorose Abbruchwelle, die Platz schuf für Büro- und Apparte-
menthäuser, geräuschlose, doch massenhafte Zweckentfremdung von Wohnraum, Lärm, Staub und Abgase infolge eines ständig steigenden Verkehrsaufkommens, all das kennzeichnete seit längerem die Entwicklung im Viertel, typische Symptome in allen innenstadtnahen Wohnquartie-
ren Münchens, die, wie es schien, unaufhaltsam dem Renditeprinzip und einer sakrosankten Wachstumsideologie geopfert wurden. „Abschiedsbesuch bei den ‚Drei Schwestern’“, notierte sei-
nerzeit ein Seelsorger der Pfarrei in sein Tagebuch. „Alle drei sind sie Witwenrentnerinnen, zwei von ihnen seit Jahren meine ‚Patientinnen’, d.h. ich muss auch ihnen die hl. Kommunion bringen, weil sie seit Jahren krank sind. Sie müssen nun ihre Wohnung räumen. Geschäftsleute haben das Haus gekauft, machen aus jeder (billigen) Altbauwohnung ein paar teure Appartements.“2

In langen Gesprächen erwog man damals in St. Ludwig Möglichkeiten, sich zu wehren, zunächst noch „ohne zu wissen wie, mit wem und mit welchen genauen Zielen“3. Vorbild waren vergleich-
bare Initiativen, die zur gleichen Zeit in Schwabing, Giesing, Haidhausen, im Westend, vor allem aber im schwer geschundenen Lehel von sich reden machten, und Rückendeckung gab die von der Stadt protegierte Gründung des „Münchener Diskussionsforums für Entwicklungsfragen“, kurz „Münchener Forum“, im Winter 1968/1969, das allen Betroffenen Raum bieten sollte, ihre Inter-
essen zu vertreten. Maßgeblichen Anstoß schließlich gab Prof. Dr. Werner Suerbaum, der Mitte der sechziger Jahre als außerordentlicher Professor für Lateinische Philologie an die Ludwig-Maximili-
ans-Universität nach München berufen worden war, in der Amalienstraße Wohnung gefunden hat-
te und nun – obwohl nach süddeutschen Maßstäben ein „Nordlicht“ – sein neues Wohnquartier und die ihn aufnehmende Pfarrgemeinde mit wachen, kritischen Augen beobachtete. Auf seine Anregung ging eine erste Flugblatt- und Fragebogenaktion zurück, die die Menschen aufrütteln und zugleich ein Stück Klarheit über die Besitz-, Wohn- und Nutzungsverhältnisse in der Maxvor-
stadt schaffen sollte.

Neue Töne in St. Ludwig

Das Zweite Vatikanische Konzil hatte allen Pfarrgemeinden, auch der Pfarrei St. Ludwig, einen von den Pfarrangehörigen gewählten Pfarrgemeinderat beschert. Die begleitende Satzung pries wort-
reich die neue „gemeinschaftliche Form des Apostolats“, den „eigenständig und in Eigenverant-
wortung wahrzunehmenden“ Anteil der Laien „am priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt Christi in der Kirche“4, in einem Punkt aber blieb sie merkwürdig unscharf: War der gewählte Pfarrgemeinderat nun lediglich ein Mitarbeiterkreis, berufen zur unverbindlichen Beratung des Pfarrherrn, oder war er die gewählte, mit einem Mandat versehene und beschlussfassende Vertre-
tung der Gemeinde? „Es konnte nicht ausbleiben“, heißt es in einem damals dem Pfarrgemeinderat vorgelegten Thesenpapier, „dass diese offenbleibende Frage in jeweils verschiedener Weise beant-
wortet wurde.“5

Den Anfang machte Stadtpfarrer Forsthuber in der Juni-„Posaune“ des Jahres 1968. „Der Pfarr-
gemeinderat“, so schrieb er, dem man wohl ein, im guten Sinne, patriarchalisches Amtsverständnis unterstellen darf, „begreift sich nicht als Repräsentation der Gemeinde, sondern als eine Arbeitsge-
meinschaft.“ Das zitierte Thesenpapier konterte: „Wir sind demgegenüber der Auffassung, dass der Pfarrgemeinderat immer … eine Vertretung der Gemeinde darstellt, ein Faktum, das … mit logi-
scher Notwendigkeit aus der Tatsache seines Gewähltseins folgt.“6 Die Differenz blieb über Jahre ungeklärt. Noch im November 1975 sah sich der Pfarrgemeinderat mit einem Antrag konfrontiert, grundsätzlich „über die Notwendigkeit des Pfarrgemeinderats zu sprechen.“7

Ungewiss blieb in dieser Situation verständlicherweise auch die Frage, ob der Pfarrgemeinderat legitimiert und berufen sei, im Namen der Pfarrei zu sozialen und strukturellen, das heißt zu „poli-
tischen“, Problemen der Gemeinde Stellung zu beziehen. Die erste Pfarrversammlung hatte dies am 21. November 1969 in gewisser Weise bereits getan. Sie hatte sich explizit mit der räumlichen Beschränkung des Pfarrkindergartens infolge der Nutzung des Pfarrhauses durch den Herrn Kar-
dinal befasst.8 Zwei Anträge wurden gestellt, von denen einer sich für eine angemessene Mietzah-
lung oder eine entsprechende Entschädigung aussprach. Stadtpfarrer Forsthuber verteidigte ver-
ständlicherweise den Kardinal. Auch der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Prof. Dr. Max Müller, bemühte sich um Vermittlung, plädierte aber dafür, „dem Herrn Kardinal zur Kenntnis zu bringen, dass der gegenwärtige Zustand, d.h. die mietfreie Benutzung des Pfarrhauses und die dadurch be-
dingte Notlage des Kindergartens, in der Gemeinde Anstoß errege …“. Geeignete Maßnahmen wer-
de der Pfarrgemeinderat in seiner nächsten Sitzung beschließen. In der Tat kam es zu Gesprächen mit Vertretern des Ordinariats; Herr Dr. Meining berichtete im Pfarrgemeinderat darüber, bat aber, „von einer Diskussion über diese Fragen abzusehen, da sie … den Verlauf der Verhandlungen nur stören könnte.“9

Prof. Suerbaum durfte demnach auf Sensibilität für eine Denkschrift hoffen, die er mit Unterstüt-
zung einiger Maxvorstadt-Aktivisten erarbeitet hatte und am 3. November 1970 „an die Pfarrge-
meinderatsmitglieder von St. Ludwig und an alle, die es angeht – und es geht alle an –“, richtete.10 „Sie werden wieder einmal aufgerufen“, so der einleitende Satz, „aber diesmal nicht zu finanziellen Opfern und auch nicht zum Fürbittgebet, sondern zum Handeln, zur ‚Aktion Maxvorstadt’.“

Noch heute ist das Papier eine spannende, aufwühlende Lektüre. Die Begriffe „Flächennutzungs-
plan“, „Kerngebiet“ und „Allgemeines Wohngebiet werden vorgestellt und in ihren Konsequenzen erläutert. Vom Pfarrgebiet waren ja – wohlgemerkt! – im Flächennutzungsplan nur noch zwei be-
scheidene Areale, eines zwischen Schraudolph- und Arcis-, ein weiteres an der Kaulbachstraße, als Allgemeines Wohngebiet ausgewiesen. Eine Pfarrei St. Ludwig – nicht zu verwechseln mit der als Touristenattraktion natürlich weiterhin interessanten Kirche St. Ludwig – war demnach in der amtlichen Stadtplanung schlichtweg nicht mehr vorgesehen.

Mit Recht also konnte Prof. Suerbaum sagen: „Alles, was im Augenblick und in Zukunft in der Maxvorstadt an Baumaßnahmen geschieht, durch die Wohnungen zweckentfremdet oder vernich-
tet werden, entspricht durchaus der Baunutzungsverordnung, ist also dem Buchstaben nach völlig rechtens – gedeckt durch die Erklärung zum Kerngebiet.11 Dass Menschen aus ihrem Stadtteil verdrängt werden … ist durchaus in Ordnung, ja geplant – hier für uns im Bereich Maxvorstadt/ Universitätsviertel. Finden auch Sie diese Entwicklung in Ordnung? Decken sich IHRE Zukunfts-
vorstellungen mit den Planungszielen der Stadt?“12 Noch sei die Maxvorstadt nicht wirklich „dran“; „dran“ sei im Augenblick das Lehel, aber „vielleicht geht die Entwicklung im Lehel Sie mehr an, als Sie denken. Denn das Lehel ist Kerngebiet – wir auch. … München wird moderner – sind wir der Preis?“13 Dann die Frage: „Was hat das alles mit der Pfarrgemeinde St. Ludwig zu tun?“ Eine Pfarrei, so die Antwort, bestehe aus Menschen. Viele davon litten, weil sie sich bedroht fühlten durch den Verlust ihrer Wohnung. Für sie einzutreten, sei wahrhaft christlich. „Das ist Wirken in der Welt und in die Welt, wie es dem Geist des Konzils entsprechen würde. Das ist unsere Aufgabe in St. Ludwig. … Wir sind gefordert als Gemeinde.“14

Das Papier endet mit einer Reihe konkreter Forderungen bzw. Vorschläge15:

• Die Bevölkerung der Maxvorstadt, insbesondere der Pfarrei St. Ludwig, soll auf die Probleme der städtebaulichen Entwicklung hingewiesen werden. „Posaunen“-Artikel und Predigten sollen das Bewusstsein für die Zukunftsprobleme der Pfarrei wecken.
• Eine Art „Alarmdienst“ soll Informationen sammeln über Kündigungen, Besitz- und bauliche Veränderungen. Im Pfarrbüro St. Ludwig sollen sie zusammenlaufen. Kennwort: „Aktion Maxvor-
stadt“.
• In einer Informations- und Demonstrationsveranstaltung sollen die für die Stadtplanung Verant-
wortlichen Rede und Antwort stehen.
• Konkret bedrohten, d.h. gekündigten, Mietern soll mit Aufklärung über Rechtsmittel geholfen werden.
• Ein zu gründendes Maxvorstadt-Forum soll insbesondere auf die Hochschulbauplanung Einfluss nehmen. „Für die Pfarrei St. Ludwig ist es … eine nicht unwichtige Frage, ob sich der wohnungslo-
se und damit in gewissem Sinne tote Bezirk längs der Ludwigstraße, der schon jetzt unsere Pfarrei wie ein Keil in zwei Hälften teilt, immer weiter ausdehnen soll.“16
• Rücknahme des Kerngebietsbeschlusses für weite Gebiete der Pfarrei St. Ludwig. Statt dessen Ausweisung als „Allgemeines Wohngebiet“.

„In der jüngeren Stadtbaugeschichte“, so der Schluss, „gibt es … engagierte, amtlose, aber für Mün-
chen denkende und handelnde Bürger. Wo gibt es solche Männer und Frauen unter den Christen von St. Ludwig? … Ein Grundrecht des Menschen sollte sein: Freiheit von Angst. Viele haben Angst: Angst vor dem Tod – da hilft der Glaube, Angst um die Gesundheit – da hilft der Arzt oder jeder sich selbst, Angst um die Wohnung – da muss die Gemeinde helfen. Wir alle. Jetzt.“17

Die Symbiose

Für den Pfarrgemeinderat war dieses Papier geschrieben, von Angehörigen der Pfarrgemeinde, zugleich aber war und blieb es die inoffizielle Programmschrift der sich formierenden Aktion Maxvorstadt. Ganz selbstverständlich war der Ort dieser Aktion die Pfarrei St. Ludwig. Sie finan-
zierte das erste Flugblatt der Aktion Maxvorstadt, verteilte es mit der „Posaune“ an alle Haushalte, und Postanschrift der Aktion Maxvorstadt war, wiederum ganz selbstverständlich, die Adresse des Pfarrbüros St. Ludwig. Die Anlehnung an die Pfarrei, die personelle Verflechtung und der Vertrau-
ensvorschuss, den die Kirche überall genoss, erleichterten das Erstarken der nun zunehmend hör-
baren Aktion Maxvorstadt. Sie machten es unmöglich, die mancherorts argwöhnisch beäugte Gruppe mit den damals beliebten Pauschaldiffamierungen in die politische Verbotszone zu manö-
vrieren. Neben Pfarrangehörigen aber zog die Aktion Maxvorstadt von Anfang an – und mit zu-
nehmendem Bekanntwerden in wachsender Zahl – auch nicht pfarreigebundene Bürger an, „so dass beide, Aktion und Pfarrei, Wert auf die Feststellung legen, dass das eine mit dem anderen nicht identisch ist.“18

Der – damals neu gewählte – Pfarrgemeinderat seinerseits stellte sich der Herausforderung; er selbst sah ja, was um ihn herum geschah.19 In der Pfarrgemeinderatssitzung am 9. November 1970 erhielt Prof. Suerbaum unter dem Titel „Kerngebiet Lehel = Kerngebiet St. Ludwig“ Gelegenheit, sein Anliegen direkt vorzutragen.

Im März 1971 zeigte die Aktion Maxvorstadt im Pfarrsaal von St. Ludwig eine erste Ausstellung. Sie präsentierte die wesentlichen der im Suerbaum-Papier gewünschten Informationen und endete mit einer Protestveranstaltung, ebenfalls im Pfarrsaal. Vertreter der Institutionen, deren Spekulati-
ons- und Expansionswünsche das Viertel besonders bedrohten – Arnold & Richter, Rückversiche-
rung, Ludwig-Maximilians- und Technische Universität, ADAC und Allianz – waren eingeladen und in der Tat erschienen, eine der Versicherungen freilich nur inkognito. Der Zulauf übertraf alle Erwartungen; die Anspannung der dicht an dicht gedrängten Menge, die Hilflosigkeit des Kanzlers der Universität, der erstmals die Dimensionen dessen, was die Universität da plante, zu begreifen schien, bleibt jedem, der dabei war, unvergesslich.

Wenig später sammelte die Aktion Maxvorstadt im Rahmen einer Standaktion in den Straßen des Pfarrgebiets 12.000 Unterschriften für die Erhaltung des Viertels, und im Sommer veröffentlichte die „Posaune“ einen für ihre Verhältnisse recht umfangreichen Artikel, in dem die Aktion Maxvor-
stadt ihr Engagement und ihre Kernforderungen vorstellte:

• „Die Maxvorstadt muss Wohngebiet bleiben.
• Der Abbruch intakter Wohnhäuser und die Umwandlung von Wohnungen in gewerbliche Räume muss verboten werden.
• Die uferlose Ausweitung der Universität auf Kosten unserer Wohnungen muss gestoppt werden.
• Für das Gebiet der Maxvorstadt muss sofort eine Veränderungssperre erlassen werden.“

Der Artikel warb abschließend für den bevorstehenden, großen, in erster Linie von der Aktion Maxvorstadt organisierten Sternmarsch der Münchener Bürgerinitiativen und die abschließende Kundgebung in der neuen Münchener Fußgängerzone. „Sie brauchen bei dieser Kundgebung die Nachbarschaft wilder Radikalisten nicht zu befürchten“, so beruhigte die „Posaune“, „die vorherr-
schenden Farben werden nicht Rot, sondern Schwarz und Gelb sein, die Farben unserer Stadt, für die wir kämpfen. … Grundsätzlich richtet sich diese Mahnveranstaltung weniger gegen die Stadt – der Stadtrat hat mit dem Abrücken vom Flächennutzungsplan einen ersten Schritt getan20 – als gegen Bund und Land. An Ihnen liegt es nun, durch ein brauchbares Städtebauförderungsgesetz, durch eine gerechte Mietgesetzgebung und durch ein vernünftiges Bodenrecht Mietwucher und Bodenspekulation zu unterbinden … Wir schämen uns für unseren Staat, der es zulässt, dass – wie kürzlich hier in unserer Mitte geschehen – eine 79jährige, völlig alleinstehende und kranke Frau, die 54 (!) Jahre ruhig in ihrer Wohnung lebte, über Nacht mit dürren Worten aufgefordert wird, ‚sich alsbald um eine neue Wohnung zu bemühen, damit die gekündigten Mieträume ohne Ver-
zögerung an den Freistaat Bayern (!) herausgegeben werden können’.“21

Der Sternmarsch am 8. Juli 1971 – die Aktion Maxvorstadt hatte dazu als Blickfang eigens einen Bagger organisiert, der in seiner Schaufel symbolhaft ein entwurzeltes Wohnhaus trug – war ein faszinierendes Erlebnis, vielleicht der absolute Höhepunkt im Leben der Aktion Maxvorstadt. In Erinnerung bleibt die vieltausendköpfige Menge, das Meer schwarzgelber Transparente und die Schlussansprache, die „unser“ Kaplan, Ralf Dantscher, hielt.22 Sie endete mit dem Satz „Vergessen Sie nicht: Eine menschenwürdige Stadt wird uns nicht geschenkt – wir müssen sie erkämpfen!“ – und zitierte damit, wie selbstverständlich, die „Posaune“, das Pfarrblatt von St. Ludwig.23

Im September erhielt Prof. Robert Bloch Gelegenheit, in der „Posaune“ den Widerstand der Bürger Bostons gegen die Erweiterungsabsichten der Harvard-Universität vorzustellen. Prof. Bloch, Ver-
treter des Fachs Biologie, hoch in den Achtzigern, war nach langen Jahren des Exils von eben die-
ser Harvard-Universität in die Heimat seiner Frau Erika, die Maxvorstadt, zurückgekehrt. Beide waren engagierte Mitglieder der Aktion Maxvorstadt, deren innere Struktur mit Fug und Recht als ungewöhnlich gelten durfte. Sie konstituierte sich bewusst nicht als Verein, kannte weder Satzung noch Vorstand, war an keine Partei oder Konfession gebunden, stellte keine Aufnahmebedingun-
gen, schloss niemand aus, erhob keine Mitgliedsbeiträge und besaß keine organisatorische Struk-
tur im engeren Sinne. „Das wöchentliche Treffen ist der äußere Rahmen, die gemeinsame Erfah-
rung der Hilflosigkeit des einzelnen Bürgers … liefert das Gruppenbewusstsein. Die Gruppe ist organisatorisch nicht abgesichert; wenn ihre Aktivität und Dynamik nachlassen, wird sie zerfal-
len.“24

Bemerkenswert war die soziale Heterogenität. Nur rund ein Drittel der Mitglieder waren Studen-
ten. Gleich ihnen engagierten sich Handwerker, Beamte, Hausfrauen, Angestellte, freie Berufe, Junge, aber auch Alte. Unvergessen etwa sind Frau Ingeborg Richarz, Musterbild einer großen alten Dame, und die gleichfalls weißhaarige Margarete von Graevenitz, die, 75jährig und vielfache Großmutter, im November 1971 die Münchener Polizei verblüffte, als man sie nachts in Begleitung zweier Studenten beim Plakatekleben für die Aktion Maxvorstadt ertappte. Prominente Namen trugen Ursula von Kardorff, die sich in ihrer AZ-Kolumne „Durch meine Brille“ wieder und wieder für die Maxvorstadt ins Zeug legte, und die allen Kindern und Müttern bestens bekannten Kinder-
buchgraphiker Ali Mitgutsch und Wolfgang de Haen, deren gesammelte Flugblätter25 noch heute faszinieren. Es fehlten freilich, wie in den meisten Bürgerinitiativen, die Arbeiter und die Gastar-
beiter. Radikale Parteien waren in der Aktion Maxvorstadt überhaupt nicht, die anderen nur sehr schwach vertreten.

Im November 1971 präsentierte – um die Reihe der Unternehmungen, mit denen die Gruppe da-
mals um Aufmerksamkeit rang, fortzuführen – die Aktion Maxvorstadt im Pfarrsaal von St. Ludwig eine zweite Ausstellung. Im Gegensatz zur ersten, die nur ein Wochenende zu sehen gewesen war, belegte sie den Pfarrsaal ganze zwei Wochen. Hauptthema war die umstrittene Verkehrsführung in Theresien-, Gabelsberger- und Brienner Straße, der seinerzeit in aller Munde befindliche „Plan K“, den Karl Klühspies, Mitglied der Aktion Maxvorstadt und langjähriger Dorn im Fleische der beam-
teten Stadtplaner, erarbeitet hatte.

Ein erstes Bürgerfest, beispielgebend für viele Straßenfeste, die in den kommenden Jahren dieses Modell kopieren sollten, feierte die Aktion Maxvorstadt im Juni 1972 mit den Einwohnern des Viertels in der Türkenstraße. Im Februar 1972 erregte sie Aufmerksamkeit mit einer Dienstauf-
sichtsbeschwerde gegen Oberbürgermeister Dr. Jochen Vogel. Grund war die Weigerung, für den 5. Stadtbezirk Maxvorstadt-Universität die von der Bayerischen Gemeindeordnung einmal pro Jahr vorgeschriebene Bürgerversammlung – die letzte hatte 1967 (!) stattgefunden – einzuberufen. Sie sollte unterbleiben, um das Klima für die Mitte des Jahres anstehenden Kommunalwahlen nicht zu stören. Genau dies aber war die Absicht der Aktion Maxvorstadt. „Wenn der Oberbürger-
meister von München mit 800 Dackeln durch die Fußgängerzone spazieren kann“ – diesen Popu-
laritätsgag hatte sich der Oberbürgermeister kurz zuvor geleistet –, dann, so die Aktion Maxvor-
stadt, sollte er auch Zeit für eine Bürgerversammlung erübrigen können.26

Und die Aktion Maxvorstadt setzte sich durch. Der Beschwerde wurde stattgegeben – der Ober-
bürgermeister freilich war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr Oberbürgermeister, sondern Minister in Bonn – und eine Bürgerversammlung für den 18. Oktober 1972 einberufen. Wegen Überfüllung musste sie nach der Eröffnung sofort wieder geschlossen werden und fand dann end-
gültig am 30. Oktober statt. Die Aktion Maxvorstadt hatte einige Hoffnung in diese Versammlung gesetzt und eine Reihe von Anträgen sorgfältig vorbereitet. „Es war“, so erinnerte sich Frau Ri-
charz, „wirklich ein sehr harter Schlag, als die Antworten auf unsere Anträge im Laufe der vorge-
schriebenen drei Monate bei den Antragstellern eintrudelten. Ganz naiv hatten wir wirklich ge-
glaubt, dass der Stadtrat selbst sich mit unseren Anträgen befassen und also eine politische Ent-
scheidung treffen würde. Wir ahnten nicht und fielen aus allen Wolken, als wir erkannten, dass die Überweisung des Antrages an die zuständige Verwaltung schon genügte, um festzustellen, der An-
trag sei ordnungsgemäß vom Stadtrat erledigt. So landeten wir zu unserer Enttäuschung wieder bei der Bürokratie.“27

Schon im April 1972 hatte sich die Aktion Maxvorstadt vor Gericht mit einem Dr. Renner angelegt, der die Bewohner des von ihm gekauften Hauses Amalienstraße 45 in ganz besonders übler Weise drangsalierte.28 Im Januar 1973 veröffentlichte sie einen detailliert ausgearbeiteten Verkehrsplan, der darauf abzielte, dem motorisierten Individualverkehr auf den Straßen der Maxvorstadt Gren-
zen zu setzen, und im März des gleichen Jahres startete sie eine – intern heiß umstrittene – An-
zeigenaktion gegen Fahrzeugfahrer und -halter, die ihre Autos zunehmend ungeniert auf den Geh-wegen des Viertels parkten.

Konflikte

Man darf als sicher annehmen, dass diese Militanz dem Pfarrherrn, Stadtpfarrer Anton Forsthu-
ber, schwer zu schaffen machte, richteten sich die Angriffe doch gegen das städtische Establish-
ment und die Universität, gegen Allianz und Rückversicherung, Größen, mit denen die Pfarrei traditionell in gutem Einvernehmen lebte. Pfarrangehörige und kirchliche Kreise reagierten mit Unverständnis, auch Anfeindungen blieben nicht aus. Er habe, meinte Stadtpfarrer Forsthuber gelegentlich, dank der Aktion Maxvorstadt „einen roten Stempel“ bekommen.29 Ein klärendes Wort war mehr und mehr vonnöten, und Stadtpfarrer Forsthuber zögerte nicht, es zu sprechen. Im Februar 1972 veröffentlichte er in der „Posaune“ unter der Überschrift „St. Ludwig und die Aktion Maxvorstadt“ einen umfangreichen Artikel, der seine Position klar umriss. Die beiden Namen, so schrieb er einleitend, würden häufig in einem Atemzug genannt, und nicht selten werde der Vor-
wurf erhoben, Gemeinde und Geistlichkeit hätten sich einseitig orientiert. Um diesen Vorwürfen die wahren Zusammenhänge gegenüberzustellen, seien die folgenden Ausführungen entstanden. „Sie sollen die Probleme der Menschen in unserer Pfarrei lebendig machen und dem Vorwurf der Einseitigkeit entgegentreten.“30

In vier Abschnitte ist der Artikel unterteilt. Im ersten („Unsere kommunale Demokratie funktio-
niert nicht“) wirft Stadtpfarrer Forsthuber den beiden großen Parteien, SPD und CSU, vor, sie hätten sich trotz klarer Mehrheitsverhältnisse zum Schaden der Bürger auf eine „Pseudo-Große-Koalition“ verständigt; auch der Bezirksausschuss des 5. Stadtbezirks sei kaum jemals in Aktion getreten. In diesem Vakuum seien „als Wildwuchs“ Bürgerinitiativen entstanden, „Lückenbüßer, die in den leeren Raum vorstoßen, den die Parteien hinterlassen.“ Der zweite Abschnitt („Welches Interesse hat die Kirche an der Aktion Maxvorstadt?“) formuliert die These, Städteplanung und Veränderung der Gesellschaft seien nicht Aufgabe der Kirche. „Die Kirche ist für die Menschen da.“ Weil aber bei den genannten Aufgaben immer Menschen im Spiel seien, sei die Kirche auch an ihnen beteiligt. Die Pfarrei erlebe, wie junge Familien wegzögen, „an den Rand der Stadt, wo sie sich mehr Platz, Licht und Luft erhofften.“ Für junge Menschen sei das kein großes Problem. „Die Schwierigkeit liegt bei den alten, eingesessenen Leuten, die sich von der alten Heimat kaum mehr trennen und in einer neuen kaum mehr eingewöhnen können. Kardinal Faulhaber hat in der Zeit der großen Wohnungsnot die Losung ausgegeben: ‚Wohnungsbau ist Dombau’ … Dann ist es wohl auch eine legitime Aufgabe der Kirche, alten Leuten die Wohnungen zu erhalten.“ Der dritte Ab-
schnitt („Die Ansprüche der Universität“) nennt St. Ludwig und Universität „Geschwister des einen Vaters“, König Ludwigs I. Gegenseitiges Wohlwollen sei deshalb selbstverständlich, doch könne man in Einzelpunkten durchaus verschiedener Meinung sein. Der Oberste Rechnungshof sei in der Kaulbachstraße fehl am Platz, „er könnte genausogut in Sendling oder in Bogenhausen stehen“, sein Gelände hätte man besser für Zwecke der Universität verwendet, und fehl am Platz sei auch die Tierklinik am Rande des Englischen Gartens.

Stadtpfarrer Forsthuber war also, seine Argumentation lässt nur diesen Schluss zu, mit dem Wachstum der Universität in ihrem angestammten Viertel durchaus einverstanden.31 Dass er sich dabei, was den tatsächlichen Raumanspruch der Universität anging, einer gnädigen Illusion hin-
gab, steht auf einem anderen Blatt. Nicht einverstanden war er freilich mit dem realen Vorgehen. „Der Vater Staat jammert gern, dass er zu wenig Baugrund hat; wenn er aber einen hat, dann be-
wegt er sich am Rande der Verschwendung. … Bevor der Staat Mieter vertreibt, sollte er zuerst mit dem ihm zur Verfügung stehenden Gelände optimal umgehen.“ Unabdingbar sei zudem eine Be-
grenzung der Studentenzahl: „Ich glaube, dass 25.000 Hörer die Höchstzahl darstellen.“

Im vierten Abschnitt („Das Fazit“) attestiert Stadtpfarrer Forsthuber der Aktion Maxvorstadt, sie habe „ein berechtigtes Anliegen“ aufgegriffen. Sie habe sich in der Öffentlichkeit Gehör verschafft, sei nun „aus den Kinderschuhen herausgewachsen“ und könne weitere Kreise ziehen. „Damit wird sie vielleicht nicht mehr so unbedingt auf die Gastfreundschaft in den Räumen der Pfarrei ange-
wiesen sein, die sie bisher für ihre Zusammenkünfte benützte. Das könnte auch als Abhängigkeit gedeutet werden. Die Pfarrei aber wird auch weiterhin gern bei dieser Aktion mitarbeiten, im In-
teresse jener Menschen, denen geholfen werden muss.“

Ein leises Unbehagen an dem, was da unter dem Mantel der Pfarrei vor sich ging, ist im Schluß-.
satz unüberhörbar, und doch hielt der Pfarrherr weiter seine Hand über die Aktion Maxvorstadt. Die Tatsache, dass Kaplan Ralf Dantscher im Herbst 1972 sein Priesteramt aufgab, änderte daran nichts, ebenso nicht der Umstand, dass die Allianz-Führung, die die Aktion Maxvorstadt natur-
gemäß mit Kommunisten im Bunde sah, im Dezember 1972 es ablehnte, mit der Pfarrei über eine Spende für den Pfarrkindergarten, der, nebenbei bemerkt, Kinder von Allianz-Bediensteten in nicht unbeträchtlicher Anzahl betreute, auch nur zu reden. Am folgenden Tag allerdings wurde die Spende – DM 10.000 – dann doch zugesagt32; offenbar dämmerte den Verantwortlichen noch rechtzeitig, welches Eigentor das Unternehmen zu schießen im Begriffe war. Stadtpfarrer Forsthu-
ber war jedenfalls nicht der Mann, sich von solchen Drohgebärden beeindrucken zu lassen. Die Aktion Maxvorstadt verblieb in den Räumen der Pfarrei, die weitere Mitarbeit des ehemaligen Kaplans wurde ohne weiteres geduldet, in jeder Nummer der „Posaune“ erschienen unter dem Titel „Die Aktion Maxvorstadt meint“ weiterhin aktuelle Nachrichten aus dem Viertel, und im Juni 1973 konnte die Aktion Maxvorstadt im Pfarrsaal von St. Ludwig bereits die dritte Ausstellung zeigen.

Auch der Pfarrgemeinderat – die Aktion Maxvorstadt war nach wie vor prominent in ihm vertreten – nahm sich vor, die „ökologischen und sozialen Strukturprobleme der Pfarrei“ zu besprechen und gegebenenfalls aus dem Ergebnis Konsequenzen zu ziehen.33 Die Umsetzung nahm einige Zeit in Anspruch, am 26. Januar 1974 aber ließ sich der Pfarrgemeinderat im Rahmen einer Klausurta-
gung ausführlich über das Ergebnis einer Untersuchung unterrichten, die sein Sozialausschuss in seinem Auftrag angestellt hatte.34 Was er zu hören bzw. in einem vorgelegten Papier zu lesen be-
kam, war wahrhaft alarmierend. Der 5. Stadtbezirk – der sich mit dem Gebiet der Pfarrei zu großen Teilen deckte; heute ist die Bezirkseinteilung eine andere – stehe, so wurde berichtet, seit Jahren unter dem Expansionsdruck sowohl der Innenstadt als auch der Universität. „Aus eigenem Erleben erinnerlich ist vielen wohl noch der Verlust der gesamten südlichen Amalienstraße zugunsten des Siemens-Neubaues und des Altstadtrings, die Ausbreitung der Versicherungen am Rande des Eng-
lischen Gartens und der Universität an Ludwig-, Veterinär-, Schelling-, Amalien- und Georgenstra-
ße. 1960 beherbergte der 5. Stadtbezirk 8 Bankniederlassungen, 1970 deren 19; die Bodenpreis-
richtwerte stiegen im gleichen Zeitraum von 600 bis 1.000 DM/qm auf 3.000 DM/qm. Rund 80 zu Wohnzwecken erbaute Gebäude liegen im ‚Sonderbereich Wissenschaft’, der … künftig ausschließ-
lich der Universitätsnutzung dienen soll.“35 Danach hagelte es Zahlen: Die Einwohnerzahl des 5. Stadtbezirks von 1961 bis 1973 um fast 22 Prozent gesunken, die Zahl der Geburten im Pfarrbezirk im gleichen Zeitraum um gut 58 Prozent, wobei die Entwicklung der Einwohnerzahlen, wie das Papier anmerkt, nur den Bevölkerungsrückgang erfasste, nicht aber die Bevölkerungsumschich-
tung. „Allein im Jahr 1972 sind 4.330 Menschen aus dem 5. Stadtbezirk weggezogen …, 3.706 sind neu zugezogen. Der Stadtbezirk hat damit, statistisch gesehen, nur 624 seiner Einwohner verloren, sicher aber sehr viel mehr seiner bodenständigen Bevölkerung.“36

In der gleichen Tonart ging es, durch Zahlen untermauert, fort: Der Altersaufbau stark unterschie-
den vom Gesamtdurchschnitt Münchens, wenig Kinder und Jugendliche, sehr viele alte Menschen; 1972 je 1.000 Einwohner des Stadtbezirks nur 86 Geburten, aber 138 Sterbefälle; überraschend hoch die Zahl der Alleinstehenden, kaum 38 Prozent der Einwohner des Stadtbezirks verheiratet; 61 Prozent der erfassten Haushalte Einpersonenhaushalte, die Tagesbevölkerung viermal so groß wie die mit der Wohnbevölkerung identische Nachtbevölkerung; die Zahl der Wohngebäude ge-
sunken, die der Wohnungen hingegen gestiegen, erklärbar aus der „Gewohnheit, große, familien-
gerechte Wohnungen zwecks Erhöhung der Mieteinnahmen in mehrere Wohneinheiten aufzutei-
len bzw. alte Wohngebäude ganz abzubrechen und durch Neubauten mit einer weit höheren Zahl von kleineren Wohneinheiten zu ersetzen.“37 Eine Umfrage der Aktion Maxvorstadt habe eine erstaunlich große Zahl von Menschen ergeben, „die seit 30 und mehr Jahren im Viertel leben. 85 Prozent der Befragten waren nicht bereit, die Maxvorstadt freiwillig zu verlassen. Real freilich ist die schleichende Zweckentfremdung von Wohnraum, die Vertreibung von Menschen und Familien … Angst, Ratlosigkeit und Verbitterung ist vielfach das Los der Zurückgebliebenen, der nur zu oft von der Entwicklung Überrollten. – Was kann der Pfarrgemeinderat tun, um hier zu helfen?“38

Rechtsanwalt Peter Miller ergänzte Zahlen zur Grundschule an der Türkenstraße, deren Schulbe-
zirk sich in etwa mit dem Pfarrgebiet deckte. Der im Schuljahr 1969/1970 mit 186 Kindern einge-
schulte Jahrgang wies demnach im Jahr 1973 nur noch 141 Schüler auf, woraus zu folgern sei, „dass 45 Elternpaare während eines Zeitraums von vier Jahren den Bereich der Schule und damit der Pfarrei verlassen haben.“ Da es sich bei diesen Eltern um Menschen in den besten und aktiv-
sten Jahren handle, „liegt der Schluss nahe, dass gerade diese Altersgruppe sich beinahe schon auf der Flucht aus dem Bezirk befindet.“39

Der Pfarrgemeinderat diskutierte diesen Lagebericht sehr ausführlich und fasste einstimmig fol-
genden Beschluss:

„a) Der Pfarrgemeinderat hält es für sinnvoll und nötig, dass er als Pfarrgemeinderat sich dafür einsetzt, dass das Stadtviertel Maxvorstadt als Wohngebiet erhalten bzw. verbessert wird; d.h. dass die familiengerechten Wohnungen vermehrt werden, die Wohnumwelt verbessert und die gesunde Bevölkerungsstruktur erhalten wird.
b) Der Pfarrgemeinderat bittet seinen Sozialausschuss, weiterzuarbeiten und ihm die nötigen Ent-
scheidungshilfen für seine nächsten Schritte vorzulegen.
c) Der Pfarrgemeinderat ist sich bewusst, dass er sich in dieser Frage seiner christlichen Verant-
wortung nicht entziehen kann, selbst auf die Gefahr hin, dass er bei dieser Arbeit auf Widerstand stoßen sollte.“40

Es war ihm durchaus ernst damit. In der März-„Posaune“ berichtete er ausführlich über die Ta-
gung41, und am 15. desselben Monats äußerte er in einem Brief, der deutlich die Handschrift der Aktion Maxvorstadt trug, seine Erschütterung „über den gewaltsamen Umbruch, der sich zu Lasten der angestammten Bevölkerung vollzogen hat und noch vollzieht“, und forderte „als die gewählte Vertretung von 17.000 Katholiken“ dazu auf, „alles zu tun, um endlich den von Grundgesetz und Bayerischer Verfassung zwingend geforderten sozialen Rechtsstaat auch im Bereich der Stadtent-
wicklung zu verwirklichen.“ Adressiert war der Brief an Bundeskanzler Willy Brandt, an die Frak-
tionen des Deutschen Bundestages, an den bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Alfons Goppel, an die Fraktionen des Bayerischen Landtags, an Oberbürgermeister Georg Kronawitter, an die Lan-
desvorsitzenden von CSU, SPD und FDP und, zur Kenntnis, an verschiedene Institutionen des öffentlichen Lebens, insbesondere an den Erzbischof von München und Freising, an den evange-
lischen Landesbischof sowie an Presse und Rundfunk.

Stadtpfarrer Forsthuber hatte diesen Brief mit unterschrieben, nicht aber einen weiteren, den der Pfarrgemeinderat am 28. Mai 1974 an den Staatsminister für Unterricht und Kultus, Prof. Dr. Hans Maier, richtete. In diesem Brief, dessen Diktion ebenfalls auf Mitglieder der Aktion Maxvor-
stadt im Pfarrgemeinderat zurückging, protestierte der Pfarrgemeinderat „aus christlicher Verant-
wortung … namens der von ihm vertretenen 15.000 Katholiken“ – man beachte den Schwund von 2.000 Seelen vom 15. März bis zum 28. Mai – entschieden gegen die Expansionspläne der Univer-
sität in der Maxvorstadt. Ihre Verwirklichung „würde viele Menschen zum Verlassen ihres ange-
stammten Wohnviertels zwingen. Dies würde vor allem für die älteren Menschen, die in unserer Pfarrei in besonders großer Zahl leben, den Verlust ihrer engeren Heimat und damit viel seelisches Leid bedeuten.“ Je eine Kopie des Briefes sandte der Pfarrgemeinderat, mit der Bitte um Unter-
stützung, an Oberbürgermeister Kronawitter und an das Erzbischöfliche Ordinariat.

Gegen die eigene Überzeugung, die einen generellen Wachstumsstop der Universität in der Max-
vorstadt verlangte, hatten die Briefschreiber sich bemüht, Stadtpfarrer Forsthuber entgegenzu-
kommen. Seine Argumentation aufgreifend, hatten sie auf den Obersten Rechnungshof, das Staatsarchiv in der Schönfeldstraße und die Tierärztliche Fakultät am Englischen Garten verwie-
sen, die Raum für eine Universitätsausweitung hätten bieten können – ohne Erfolg. Offensichtlich war Stadtpfarrer Forsthuber nicht bereit, der Universität, dem, in seinen Augen, Geschwisterkind der Pfarrei St. Ludwig, auf diese Art in die Parade zu fahren.

Die Auseinandersetzung war in diesen Wochen allerdings deutlich eskaliert. Das Kultusministe-
rium selbst war in die Offensive gegangen und hatte seine Planungen detailliert der Presse vorge-
stellt. Der „Münchner Merkur“ hatte am 8. April darüber berichtet und sich dabei vor allem auf die Bauabsichten im Leopoldpark bezogen42, die „Süddeutsche Zeitung“ folgte, in großer Aufmachung, am 9. April. Ganz nüchtern zählte sie die Flächen auf, die „nach Meinung des Kultusministers“ in der Maxvorstadt als „Sondergebiet Hochschulen“ ausgewiesen werden sollten:

• „Geländegeviert Adalbert- / Ludwig- / Schelling- / Amalienstraße;
• Gelände ehemalige Türkenkaserne;
• Gelände Schellingstraße-Süd;
• Amalienstraße 38 (Sondergebiet Erziehung);
• Ludwigstraße 23 (Verwaltungsgerichte);
• Ludwigstraße 28;
• Ludwigstraße 29 bis 33;
• Akademiestraße 1;
• Leopoldpark;
• Gelände Georgenstraße-Süd;
• Gelände Veterinärstraße-Nord / Schackstraße-Süd;
• Kaulbachstraße 45;
• Gelände Veterinärstraße-Süd;
• Kaulbachstraße 37 bis 41;
• Gelände Tierärztliche Fakultät an der Königinstraße;
• Gelände Universitätsreitschule;“43

Noch heute ist diese Liste geeignet, Schrecken zu verbreiten.

Die Aktion Maxvorstadt lud daraufhin den Pfarrgemeinderat St. Ludwig, die Pfarrgemeinderäte der Nachbarpfarreien, die Universität, das Stadtentwicklungsreferat und die Parteien für den 11. Juli zu einem nichtöffentlichen Diskussionsabend in die Max-Emanuel-Brauerei. Thema: „Die neuesten Pläne des Freistaates Bayern zur Ausdehnung der Universität in der Maxvorstadt und Schwabing“. Ob Stadtpfarrer Forsthuber der Einladung folgte, ist ungewiss, doch eher unwahr-
scheinlich. In der September-„Posaune“ allerdings äußerte er sich unter dem Titel „Einen König Ludwig bräuchten wir wieder oder der schäbige Häuserkampf in der Maxvorstadt“ ein weiteres Mal ausführlich und sehr bestimmt zur Universitätsausdehnung.44 Der König, meinte er, habe die Universität einst „so reichlich, um nicht zu sagen verschwenderisch“, geplant und gebaut, dass sie bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts allen Ansprüchen genügte. „Niemand fühlte sich be-
engt, niemand sprach von Erweiterung …“. Heute nun zähle die Universität 32.000 Studenten, „die Flut wird weiter ansteigen“, und kein vernünftiger Mensch könne mehr bezweifeln, dass jetzt eine räumliche Ausweitung nötig sei. Er, Forsthuber, habe einst dazu beigetragen, die – an der Ecke Ludwig-/Schellingstraße beheimatete – Landesblindenanstalt zum Wegzug zu bewegen, und habe so geholfen, der Universität Raum zu verschaffen. „Ich möchte diesen Raumgewinn eine legitime Erweiterung nennen.“ Dann aber habe er „mit großem Missbehagen“ feststellen müssen, „dass die Universität immer mehr dazu überging, Wohnhäuser in der Nähe zu kaufen, sie zunächst als Bü-
roräume oder für den Lehrbetrieb zu nutzen, um sie aber später wegzureißen. Wie ein Moloch fraß sie sich in das Wohngebiet rund um die Universität hinein.“ Es sei einer Institution wie die Univer-
sität aber unwürdig, „Haus für Haus und Wohnung für Wohnung zusammenzukratzen“. Am Ende dieses „Zusammenraffens“ könne nur eine „elende Flickerei“ stehen. „Es könnte einem wahrhaftig Angst werden, wenn man sich überlegt, dass Teile der Schelling-, Amalien-, Veterinär- und anderer Straßen niedergerissen und neu aufgebaut werden. Da kann nur etwas Schlechteres nachkom-
men.“45

Da Stadtpfarrer Forsthuber, wie er schrieb, eine „überzeugende Konzeption“ der Universität ver-
misste, versuchte er sich selbst an einer solchen: „Aus dieser Situation heraus muss ich heute dafür plädieren, dass der ganze Leopoldpark der Universität überlassen wird.“ Im Leopoldpark, den man unter Umständen nach Süden noch erweitern könne – „vorschlagen möchte ich es nicht, weil ich mir nicht die Finger verbrennen möchte“ – könne man großzügig und vernünftig planen, „wie es König Ludwig getan hat“. Die Gründe derer, die dem widersprächen – die Aktion Maxvorstadt war nicht genannt, konnte als Hauptopponentin nur gemeint sein – überzeugten nicht. „Sollte dann der Raumbedarf der Universität noch nicht gedeckt sein, dann müsste der Oberste Rechnungshof an der Kaulbachstraße in die Luft gesprengt und das von ihm zu Unrecht beanspruchte Gelände der Universität zur Verfügung gestellt werden. … Dass sich der Rechnungshof so ungeniert und üppig zwischen Staatsbibliothek und Kaulbachstraße angesiedelt hat, ist eine Provokation. Der Rech-
nungshof ist der fremdeste Fremdkörper in diesem Viertel.“46 Im Gegenzug, so forderte Stadtpfar-
rer Forsthuber, sei jede andere Ausweitung der Universität zu stoppen bzw. rückgängig machen und die Studentenzahl zu begrenzen. „Ich wiederhole noch einmal: Die Zuteilung des ganzen Leo-
poldparkes an die Universität befürworte ich nur unter zwei Voraussetzungen, die strikte einge-
halten werden müssen:

a) Beschränkung der Studenten auf ca. 30.000;
b) Rückgabe der von der Universität schon gekauften Häuser an den Wohnbedarf.“47

Die Idee schließlich, die Universität zum Teil an die Heidemannstraße zu verlegen, verwarf Stadt-
pfarrer Forsthuber als „baren Unsinn“. Sie provoziere nur weiteres Wachstum; „dann wird Stück um Stück weitergebaut; dann ist es für die Universität noch schwerer als jetzt, nach oben eine Grenze zu finden.“ An der Heidemannstraße, so Stadtpfarrer Forsthuber, könne allenfalls eine neue, dritte Universität entstehen.48

Auffallend an dem Artikel der scharfe Ton und abermals die hartnäckig vertretene Überzeugung, der Raumbedarf der Universität könne, wenn man ihr nur das Gelände des Rechnungshofs, der Tierärztlichen Fakultät und den Leopoldpark überlasse, in der Maxvorstadt ohne Eingriffe in die Wohnbebauung befriedigt werden. Dem Pfarrgemeinderat, der sich in dem Brief an das Kultus-
ministerium strikt gegen jede weitere Ausdehnung der Universität im Bereich der Pfarrei ausge-
sprochen hatte, konnte dies nicht gefallen. „Der Pfarrgemeinderat bedauert“, heißt es im Protokoll der Sitzung vom 23. September, „dass der in der ‚Posaune’ Nr. 9/74 veröffentlichte Artikel … hin-
sichtlich der Bebauung des Leopoldparks Passagen enthält, die der vom Pfarrgemeinderat be-
schlossenen und öffentlich vertretenen Meinungsäußerung konträr gegenüberstehen. Im Interesse einer gedeihlichen Zusammenarbeit erwartet er, dass nach der abschließenden Diskussion be-
stimmter Fragen im Pfarrgemeinderat in Zukunft davon abgesehen wird, entgegenstehende private Meinungen zu publizieren …“49

Stadtpfarrer Forsthuber hatte an der Sitzung nicht teilgenommen; die Diskussion hatte man des-
halb auf die nächste Sitzung verschoben. In dieser Sitzung nun flogen die Funken. Stadtpfarrer Forsthuber verwahrte sich entschieden gegen den „Alleingang“ des zitierten Protokolls. Er habe sich eingehend mit der Satzung des Pfarrgemeinderats befasst und sei der Überzeugung, „dass er auch nach einem Beschluss des Pfarrgemeinderats gegenteilige oder geänderte Auffassungen in der Öffentlichkeit vertreten und publizieren könne.“ – Eine lebhafte Debatte „über die Stellung des Pfarrers im Pfarrgemeinderat“ schloss sich an. „Der Beitrag in der ‚Posaune’„, so stellte das – von Stadtpfarrer Forsthuber nicht unterschriebene – Protokoll fest, „wird für wenig loyal gehalten.“ Ein Antrag, nach dem Beiträge in der „Posaune“, die den Pfarrgemeinderat wesentlich tangierten, künftig mit einem der beiden Pfarrgemeinderatsvorsitzenden abgestimmt werden sollten, wurde bei nur vier Stimmenthaltungen angenommen, und im übrigen bestand Einvernehmen darüber, „dass über das Verhältnis Pfarrer/Pfarrgemeinderat bei der Klausurtagung ausführlich gesprochen werden soll.“50

Den internen Protest ergänzten die Mitglieder der Aktion Maxvorstadt im Pfarrgemeinderat durch einen Leserbrief an die „Posaune“, den die – vom Pfarrgemeinderat hart gescholtene – Redaktion in der Dezembernummer auch in voller Länge abdruckte, begleitet freilich unmittelbar von einer Erwiderung Stadtpfarrer Forsthubers.

Überschrieben war der Brief mit „Da irrt der Herr Stadtpfarrer“ – im Text aber versuchten die Briefschreiber ein weiteres Mal, an die Argumentation des Pfarrherrn anzuknüpfen: „Wir sind, wie der Herr Stadtpfarrer der Auffassung, dass der Universität Hausabbrüche an der Amalienstraße nicht gestattet werden dürfen und dass der Bau von Archiv- und Rechnungshofgebäuden in un-
mittelbarer Nachbarschaft der unter Raumnot leidenden Universität ein Skandal ist.“ Aber: „Nicht anschließen können wir uns der Meinung des Herrn Stadtpfarrers zur Bebauung des Leopoldparks. Wir halten die Bebauung des Leopoldparks durch die Universität aus folgenden Gründen für ein Unglück:“ – Es folgt, in sechs Punkten, die Aufzählung dessen, was nach Meinung der Aktion Max-
vorstadt gegen die Bebauung des Leopoldparks und für eine Universitätserweiterung an der Hei-
demannstraße sprach, gipfelnd in der Feststellung: „König Ludwig war ein großzügiger Planer. Der Herr Stadtpfarrer irrt, wenn er meint, König Ludwig hätte die Universität im Leopoldpark erwei-
tert. Wie vor hundert Jahren hätte der König Ludwig an den Stadtrand gebaut: 1835 zwischen Schelling- und Adalbertstraße, 1974 an die Heidemannstraße.“51

Stadtpfarrer Forsthubers Antwort war, wie gesagt, gleich mit abgedruckt: „Nein, ich irre nicht, wenn ich das Schicksal von Menschen über das Schicksal von Bäumen stelle. … Und ich irre auch nicht, wenn ich die Studenten, so sehr sie an unseren Nerven reißen, als zu unserer Gesellschaft gehörig betrachte, deren Los uns nicht einfach schnuppe sein kann.“ Es sei „sehr billig“, die Stu-
denten hinauszuschicken in die Heidemannstraße. Dort könnten sie „5 Jahre lang stempeln, bis ein geordneter Lehrbetrieb möglich ist.“ König Ludwig würde die Universität in ihrer Raumnot nicht hängen lassen. „Durch eine vernünftige Einbeziehung des Leopoldparks würde er, so denke ich, in der Leopoldstraße einen zweiten Schwerpunkt schaffen, die Wohnhäuser zurückgeben und die Studentenzahl beschränken.“

Die Schlusswendung lässt dann deutlich erkennen, wie sehr Stadtpfarrer Forsthuber an diesem Konflikt litt. „Wühlt es Sie nicht auch etwas auf“, fragte er die Leser, „dass eine so hochgejubelte Parole wie die von der Mitmenschlichkeit plötzlich nicht mehr da ist?“ Sind Sie nicht erschüttert darüber, „dass wir in der Not und in den Trümmern vor 30 Jahren uns verstanden und einander geholfen haben, während wir jetzt … uns scheinbar nicht mehr verstehen und nicht mehr neben-
einander hausen können?“ Notwendiger noch als ein König nach Art Ludwigs I. wäre ein Heiliger, „der das Charisma hat, Frieden zu stiften.“52

Die Redaktion der „Posaune“ hatte die Diskussion damit vorsorglich für beendet erklärt; die Aktion Maxvorstadt aber – wie sollte sie auch? – gab keine Ruhe. Für den 3. Dezember 1974 lud sie die nördlichen Innenstadtrandpfarreien nach St. Markus zu einer Informations- und Diskussionsver-
anstaltung, in der auch der Stadtentwicklungsreferent, Prof. Dr. Detlev Marx, Rede und Antwort stand. Stadtpfarrer Forsthuber, der an der Versammlung selbst nicht teilnahm, von dritter Seite aber wohl etwas zu liebedienerisch darüber informiert wurde, gab sich damals eine Blöße, die von der Aktion Maxvorstadt – Gott verzeihe heute diesen Hochmut – unbarmherzig ausgenützt wurde. In einem persönlichen Brief nämlich, den er am 30. Dezember 1974, zum Jahresende, an die Mit-
glieder des Pfarrgemeinderates schrieb, äußerte sich Stadtpfarrer Forsthuber noch einmal sehr bitter zu dem Konflikt in Sachen Leopoldpark und beharrte auf seinem Recht auf eine eigene Mei-
nung. „Das Protokoll vom 12. November 1974 habe ich nicht unterschrieben, weil ich mit dem Be-
schluss nicht einverstanden bin, ich müsse bei Artikeln in der Posaune, die den Pfarrgemeinderat betreffen, mich der Zensur des Pfarrgemeinderatsvorsitzenden unterwerfen. Der Pfarrgemeinderat hat gegenüber dem Pfarrer eine beratende Funktion, keine Aufsichtsfunktion.“53

Im folgenden kam Stadtpfarrer Forsthuber auf die Versammlung vom 3. Dezember 1974 zu spre-
chen. Vertreter der Aktion Maxvorstadt hätten an diesem Abend den Stadtentwicklungsreferenten, Prof. Dr. Marx, gefragt, „welchen Einfluss die Kirche auf den Stadtentwicklungsplan nehmen kön-
ne.“ Prof. Marx habe geantwortet: „Kaum einen. Erfolgversprechend wäre nur der indirekte Weg, dass die einzelnen Stadträte und Politiker bearbeitet werden … Ich fasse diese Antwort des Herrn Marx als eine Bestätigung meines Standpunktes über Verhältnis Pfarrgemeinderat und Aktion Maxvorstadt auf, den ich in der Posaune Nr. 2/72 dargelegt habe …: Es ist nicht Aufgabe der Kir-
che, Städte zu planen oder zu bauen; es ist Aufgabe der Kirche, das Evangelium zu verkünden und den Menschen zu helfen. In dieser letzten Aufgabe, die sich auch die Aktion Maxvorstadt vorge-
nommen hat, habe ich eine Zusammenarbeit mit der Aktion Maxvorstadt begrüßt. Deshalb habe ich ihr auch Unterschlupf im Pfarrsaal gewährt. In den rein kommunalpolitischen Aufgaben, zu denen die Stadtplanung und der Städtebau gehören, soll der Pfarrgemeinderat der Aktion Maxvor-
stadt das Brot nicht wegstehlen. Herrn Marx muss ich eigentlich dankbar sein für seine klare Stellungnahme“.54

In Wirklichkeit freilich hatte sich Prof. Marx ganz anders geäußert, und die Aktion Maxvorstadt ergriff naturgemäß die sich bietende Chance. In einem Brief vom 2. Januar 1975 bat sie Prof. Marx um eine Richtigstellung55, die dieser prompt auch lieferte. Er wolle nicht Partei ergreifen, schrieb Prof. Marx, sei aber gezwungen, zu Aussagen des Schreibens von Herrn Stadtpfarrer Forsthuber, „die meine Person betreffen“, Stellung zu nehmen. Seine Antwort auf die Frage, welchen Einfluss die Kirche auf den Stadtentwicklungsplan nehmen könne, sei unzutreffend wiedergegeben. Laut Stadtpfarrer Forsthuber habe er, Marx, geantwortet, „kaum einen“. Richtig aber, so Marx, sei, dass man ihn gefragt habe, „ob ich ein Engagement von Pfarrgemeinderäten bzw. Kirchenvorständen zu anstehenden Fragen der Stadtentwicklung für legitim und sinnvoll halten würde. Ich habe dazu ge-
äußert, dass ich, ausgehend von Vorstellungen der politischen Diakonie, ein derartiges Engage-
ment nicht nur für sinnvoll, sondern auch für legitim erachte, da ich der Meinung bin, dass sich Christen in unserer Zeit auch um diese Probleme zu kümmern haben.“ Die „etwas verkürzten“ Ausführungen von Herrn Stadtfarrer Forsthuber müssten „als missverständlich und dem damali-
gen Gespräch nicht gerecht werdend“ bezeichnet werden. Er, Marx, würde sich freuen, „wenn es in absehbarer Zeit zu einem Gespräch zwischen dem Pfarrgemeinderat St. Ludwig und dem Stadtent-
wicklungsreferat über spezifische Probleme der Maxvorstadt – und darin ist der Leopoldpark ein-
geschlossen – kommen könnte.“56

Diese Klarstellung saß, und die Aktion Maxvorstadt beeilte sich, den gesamten Briefwechsel den Mitgliedern des Pfarrgemeinderats zur Kenntnis zu geben. „Ein Kommentar ist nicht nötig“, hieß es abschließend, man bitte lediglich, „das im letzten Absatz des Briefes von Prof. Dr. Marx ge-
machte Gesprächsangebot zu beachten.“57

Und danach?

Nach diesem Schlagabtausch hielten beide Parteien – erschöpft, wie es scheint, vom hartnäckigen Ringen – inne. Ob es zu dem angebotenen Gespräch des Pfarrgemeinderats mit dem Stadtentwick-
lungsreferat kam, weiß heute niemand mehr. In den Protokollen der folgenden Pfarrgemeinderat-
sitzungen fehlen Hinweise auf Maxvorstadt-Themen58, sieht man vom Einsatz des Pfarrgemeinde-
rats für den Fußgängerüberweg vor der Ludwigskirche ab, den das Amt für Öffentliche Ordnung damals noch mit der Begründung ablehnte, er sei für die Fußgänger zu gefährlich, und im übrigen würde die Anbringung einer Verkehrsampel die Grüne Welle auf der Ludwigstraße beeinträchti-
gen.59 Unter der Oberfläche aber schwelten die Probleme, gespeist aus den unterschiedlichen An-
sichten über Aufgaben und Kompetenz des Pfarrgemeinderats, weiter. Unmittelbar vor Beginn der siebten Sitzung des Pfarrgemeinderats am 10. November 1975 legte der Vorsitzende, Dr. Hermann Meining, Amt und Mandat nieder.60

Nur wenig später, zum Jahresende 1975, trat Anton Forsthuber, einundsiebzigjährig, von seinem Amt als Pfarrer von St. Ludwig zurück. Bei allen Differenzen um den Leopoldpark – ohne Stadt-
pfarrer Forsthuber hätte die Aktion Maxvorstadt niemals das werden können, was sie lange Zeit war. Sie hat ihm unendlich viel zu verdanken und bleibt ihm für immer tief verpflichtet.

Bei der Auswahl des Nachfolgers hatten Gemeinde und Pfarrgemeinderat nichts mitzureden61, mit der Entscheidung aber konnten sie mehr als zufrieden sein. Pfarrer wurde Helmut Hempfer, der zuvor schon lange Jahre in St. Ludwig Kaplan gewesen war. Auch auf ihn konnte die Aktion Max-
vorstadt zählen. Wie unter seinem Vorgänger tagte sie jeden Mittwoch im Pfarrsaal von St. Ludwig. Erst als dieser gegen Ende des Jahres 1978 umgebaut wurde und über Monate nicht benutzbar war, verlegte sie ihr wöchentliches Treffen in das neue Bürgerzentrum des Bezirksausschusses in der Kaulbachstraße 19. Mit ihren Festen aber blieb die Aktion Maxvorstadt auch danach noch über Jahre Gast im Pfarrsaal von St. Ludwig.

Um die Aktion Maxvorstadt war es um die Mitte der siebziger Jahre merklich ruhiger geworden. Die anfängliche Euphorie, genährt durch das überraschend starke Echo in den Medien und durch die Bereitschaft der offiziellen Stellen, die Aktion Maxvorstadt als eine „gute“ Bürgerinitiative wenigstens anzuhören, war einer Phase der Ernüchterung gewichen.62 Nicht, dass sich die Aktion Maxvorstadt aufgelöst hätte; da sie sich niemals „konstituiert“ hatte, wäre dies gar nicht möglich gewesen. Aber die Konkurrenz des bürgerschaftlichen Engagements zu beruflichen und häuslichen Pflichten, der Zwang, im Studium voranzukommen, die Erfahrung, dass Einfluss und Wirkungs-
möglichkeiten sehr begrenzt blieben, dass Stadtrat und Verwaltung immer wieder vor Kapital- und Planungsinteressen kapitulierten, dass schließlich auch die Betroffenen, die Bewohner der Maxvor-
stadt, nur mit Maßen und keinesfalls auf Dauer zu mobilisieren waren, hatte so manchen bewogen, die Mitarbeit in der Aktion Maxvorstadt merklich einzuschränken, im Einzelfall auch ganz einzu-
stellen. „Die Aktion Maxvorstadt“, schrieb Ursula von Kardorff am 15. Januar 1981 in der „Abend-
zeitung“, sei „nicht mehr ganz so aktiv und zahlreich wie in ihren Anfängen“, aber sie „existiert un-
verdrossen weiter.“63

Bleibt die Frage, ob die Geschichte der Aktion Maxvorstadt eine Erfolgsgeschichte war. Ist es ihr, und sei es auch nur ansatzweise, gelungen, den „Mahlstrom eines nicht mehr am Menschen ori-
entierten Wirtschaftsablaufes“64zu stoppen?

Unbestreitbar bleibt der Gewinn, den jeder, der sich beteiligte, für sich persönlich aus der Mitar-
beit in der Aktion Maxvorstadt zog. Es erwuchsen daraus lebenslange Freundschaften und ein waches Verständnis für politische Interessenkonflikte, für die Spielregeln und Mechanismen ihrer Austragung und für die sehr ungleich verteilten Chancen, sich durchzusetzten. Ein Stück dieser Einsicht gelang es sicherlich auch der breiten Menge der eigentlich Betroffenen zu vermitteln. „Die Rolle der politischen und sonstigen Institutionen im Planungsgeschehen, die Existenz eines Stadt-
entwicklungs- und Flächennutzungsplans, die Bedeutung der Begriffe ‚Kerngebiet’, ‚Wohngebiet’ etc. und schließlich die Verankerung der Stadtviertelveränderung in einem übergreifenden politi-
schen und wirtschaftlichen Prozess sind heute“, so schrieb die Aktion Maxvorstadt 1972, „einer Mehrheit der Maxvorstädter bekannt. Die traditionelle Demutshaltung gegenüber der Universität ist im Abbau. … Kündigung und Vertreibung werden weithin nicht mehr als isoliertes Schicksal, sondern als eine allen gemeinsame Bedrohung verstanden …“65

Und darüber hinaus? – Möglicherweise hat die Aktion Maxvorstadt Dinge verhindert, von denen sie nie erfuhr, dass sie sie verhindert hat. Das eine oder andere Gebäude hat sie sicherlich gerettet, Amalienstraße 38, vielleicht auch das seinerzeit zum Abbruch bestimmte Haus Rambergstraße 8, das, erst von Gastarbeitern heruntergewohnt, dann jahrelang leerstehend und systematisch ver-
wüstet, plötzlich von einem Bauzaun umgeben war und vorbildlich restauriert wurde.66 Was be-
wirkte den Umschwung, der leidenschaftliche Kampf der Aktion Maxvorstadt oder doch nur eine neue, bessere Rendite versprechende Kalkulation? Vorbildlich restauriert ist auch Amalienstraße 45 – die vom Eigentümer gequälten Mieter konnte die Aktion Maxvorstadt nicht schützen. Ver-
geblich war der Widerstand gegen die Amalienpassage67, der vier Wohnhäuser weichen mussten und in der 1981, wie der Chronist berichtet, unter Hunderten von Mietern nur ein einziges Kind wohnte68, und nicht zu verhindern war das Rechenzentrum der Allianz, das heute, namenlos zwar, aber glasstarrend, zwischen Kaulbach- und Königinstraße prunkt.

Der Leopoldpark – das ist wahr – wurde entgegen den Vorstellungen der Universität nur zur Hälf-
te bebaut, und wer erlebt, mit welcher Intensität die Maxvorstädter an sonnigen Nachmittagen diesen grünen Flecken nutzen, kann darüber nur Genugtuung empfinden. Mit ihrer sonstigen Pla-
nung aber hat die Universität sich Schritt für Schritt unerbittlich durchgesetzt. Was sie, um mit Stadtpfarrer Forsthuber zu sprechen, „zusammengekratzt“ hatte, gab sie nicht wieder her. Die Häuser zwar an der Ludwig-, Georgen-, Akademie-, Schack- und Veterinärstraße, auch die des „Bebauungsplans 720“ an der südlichen Schelling- und der östlichen Amalienstraße, stehen noch, doch hinter den vertrauten Fassaden verbergen sich Seminarräume und Büros. Die ursprünglichen Bewohner mussten weichen, sind in alle Winde zerstreut, und dass die Fassaden noch stehen, ist, so darf man annehmen, nur den klammen öffentlichen Kassen, nicht einem neuen Bewusstsein, zu verdanken.

Der Leopoldpark fand 1976 noch einmal Eingang in die Arbeit des Pfarrgemeinderats St. Ludwig. Neben der Universität, so wurde damals bekannt, plante auch das Erzbischöfliche Ordinariat, in dem Park zwei Gebäude und eine abgeschlossene Gartenanlage zu errichten. In der Pfarrgemein-
deratssitzung am 5. Juli 1976 stellte Erich Kamm, Mitglied des Pfarrgemeinderats und Gründungs-
mitglied der Aktion Maxvorstadt, den Antrag, einen Brief an das Ordinariat zu schreiben, um diese Bebauung zu verhindern. Der Antrag wurde mit elf gegen zwei Stimmen, bei zwei Enthaltungen, angenommen69, der Brief am 8. Juli geschrieben. Der Pfarrgemeinderat habe, so hieß es darin, von den Planungen des Ordinariats erfahren und bitte, bei der Abwägung der Argumente doch auch die Situation des Stadtviertels zu bedenken. „Die Maxvorstadt leidet unter Auszehrung, Überfrem-
dung, zunehmendem Verkehr, Lärm, Schmutz und nicht zuletzt an einem eklatanten Mangel an erreichbaren Grün- und Erholungsflächen.“ Der Park und das Grundstück des Ordinariats seien die letzte Möglichkeit, für ca. 10.000 Einwohner des dichtbesiedelten Viertels eine Grünanlage zu schaffen. Am Ende dann die maßvolle Bitte, „nochmals wohlwollend zu prüfen, ob nicht durch eine Reduzierung bzw. Verlagerung des Bauvolumens und durch den Verzicht auf eine Einzäunung der vorgesehenen Gartenanlagen die für die Öffentlichkeit vorgesehene Grünfläche auf Ihrem Grund-
stück ausgeweitet werden kann.“70

Das Ordinariat antwortete höflich und versicherte, dass es die Interessen der Bevölkerung soweit wie möglich berücksichtigen wolle. „Allerdings stellt die jetzige Lösung das äußerste Maß dessen dar, was an Entgegenkommen möglich ist.“ Die geplanten Einrichtungen – u.a. das Priestersemi-
nar – seien auf die unmittelbare Nähe zur Universität angewiesen, die Stadt habe kein anderes Grundstück im Umkreis des Geschwister-Scholl-Platzes angeboten, und so bleibe der Erzdiözese „nichts anderes übrig, als das einmal für diesen Zweck erworbene Grundstück, auf dem altes Bau-
recht liegt und das im Flächennutzungsplan für eine solche Verwendung ausgewiesen war, nun tatsächlich für das genannte Vorhaben zu verwenden.“71

Der Pfarrgemeinderat musste erkennen, dass das Verhalten des Erzbischöflichen Ordinariats sich im Ernstfall von dem anderer, beliebiger Bauträger nicht unterschied. Geradezu zynisch mag ihm die Berufung auf Flächennutzungsplan und altes Baurecht – Krebsübel und Kern der ganzen Max-
vorstadt-Misere – in den Ohren geklungen haben. Erfolg blieb ihm versagt – das Ordinariat baute unbeeindruckt –, doch darf er heute immerhin sicher sein, dass er mit seinem Aufbegehren seine Kompetenzen nicht überschritten hatte. Das gleiche Erzbischöfliche Ordinariat nämlich bestätigt: „Als gewähltes Gremium hat der Pfarrgemeinderat das Mandat, im Namen der Mitglieder der Pfarrei in der Öffentlichkeit aufzutreten und zu kirchlichen, gesellschaftlichen und politischen Themenfeldern (z.B. Sonntagsschutz) Stellung zu beziehen. Neben dem Kontakt zu kommunalen Gremien gehört dazu auch, stellvertretend für die Pfarrgemeinde an kommunalen Entwicklungs-
prozessen wie Stadtteilentwicklung, Dorfentwicklung oder Agenda 21 mitzuarbeiten.“72

Wäre es nicht an der Zeit, sich dieses Mandats zu erinnern? Wie steht es heute um die sozialen und strukturellen Probleme der Pfarrgemeinde? Was ist aus den 17.000 (oder 15.000?) Seelen des Jah-
res 1974 – Anfang der sechziger Jahre sprach man noch von 23.00073 – geworden? Wie groß ist heute der Anteil der Jungen, der Alleinstehenden, der Alten, derer, die zehn, zwanzig Jahre oder noch länger im Viertel wohnen, und derer, die an der Pfarrei St. Ludwig noch echten Anteil neh-
men? Wie steht es um die Bodenpreise, und wie hoch ist inzwischen die Zahl der Einraumwohnun-
gen? Jeder, der verurteilt ist, in einem der Appartementhäuser im Pfarrgebiet für die Caritas zu sammeln, kennt das beklemmende Gefühl, sich in einer fremden, kalten Welt, weit weg von St. Ludwig, zu bewegen. Ob sich der Pfarrgemeinderat noch einmal um Zahlen bemüht, wie sie sein Vorgänger 1974 vorgelegt hat? Man mag ihnen mit Bangen entgegensehen; auf jeden Fall aber wären sie eine spannende Lektüre. „Angenommen, alle Bewohner der Max-Vorstadt würden ver-
trieben und in einer Trabantenstadt angesiedelt“, hat Stadtpfarrer Forsthuber einst geschrieben, „dann müsste ihnen die Kirche nachziehen und … dort das Evangelium verkünden.“74 – Noch ist es nicht soweit, noch gibt es bodenständiges Leben in St. Ludwig75, und es lohnt allemal, sich weiter dafür einzusetzen.

Manfred Hank
20.05.2008

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1 Dazu und zum folgenden vgl. Ein Fall von Bürgerinitiative. Erfahrungsbericht der Münchner „Aktion Maxvorstadt“. Von W. Bromberger, M. Hank, V. Kreibich, D. Teichmann. In: Baumeister. Zeitschrift für Architektur, Planung, Umwelt. 69. Jg. Nr. 3. März 1972, S. 207 f., 290 ff.

2 W. Blasig: Tagebuch eines Kaplans. In: „Posaune“, 06/1969.

3 R. Dantscher: Bürgerinitiativen Modell Maxvorstadt München. Ein Informations- und Arbeitsbuch. Gelnhausen/Berlin u.a.: Burckhardthaus-Verlag, 1974. Einleitende Chronik, Seiten ungezählt.

4 Satzungen der Katholikenräte der Erzdiözese München und Freising. München, April 1968. S. 1.

5 O. Bohusch u.a.: Unsere Thesen. Ein Diskussionsbeitrag zum Selbstverständnis unseres Pfarrgemeinderats. München, Sept. 1969.

6 Alle nicht ausdrücklich mit Fundort zitierten Papiere, Artikel und Protokolle sind Bestandteile des Archivs der Pfarrge-
meinde St. Ludwig.

7 Protokoll der 7. Sitzung des Pfarrgemeinderats am 10.11.1975. S. 1. Die Behandlung des Antrags wurde zunächst an das Ende der Tagesordnung verschoben, der Antrag selbst schließlich wieder zurückgezogen.

8 Das erzbischöfliche Palais in der Kardinal-Faulhaber-Straße wurde damals über Monate von Grund auf renoviert. Der Kardinal bezog für diese Zeit das Pfarrhaus an der Ludwigstraße, Stadtpfarrer Forsthuber, der Pfarrklerus und das Pfarr-
büro wichen in das Kindergartengebäude am Walter-Klingenbeck-Weg aus.

9 Protokoll der 9. Sitzung des Pfarrgemeinderats am 26.01.1970.

10 W. Suerbaum: Eine Provokation – Unsere Gemeinde im Abbruch. Aktion Maxvorstadt. München. 3. Nov. 1970. Abge-
druckt in: F. Baranek u.a.: Maxvorstadt aktuell. 10 Jahre Aktion Maxvorstadt 1971 – 1981. München: Bürgerinitiative Aktion Maxvorstadt, 1981, S. 19 ff.

11 Kerngebiete dienen laut § 7 der Baunutzungsverordnung (BauNVO) „vorwiegend der Unterbringung von Handelsbetrie-
ben sowie der zentralen Einrichtungen der Wirtschaft, der Verwaltung und der Kultur.“ Zulässig sind „Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonen, sowie für Betriebsinhaber und Betriebsleiter“, ansonsten, „wenn besondere städte-
bauliche Gründe dies rechtfertigen“, Wohnungen „oberhalb eines im Bebauungsplan bestimmten Geschosses“.

12 W. Suerbaum: Eine Provokation. S. 24. Hervorhebung im Original.

13 Ebda., S. 28.

14 Ebda., S. 29 f.. Hervorhebung im Original.

15 Ebda., S. 36 ff.

16 Ebda., S. 43.

17 Ebda., S. 43 f. Hervorhebung im Original.

18 Ein Fall von Bürgerinitiative. Erfahrungsbericht der Münchner „Aktion Maxvorstadt“. Von W. Bromberger, M. Hank, V. Kreibich, D. Teichmann. In: Baumeister. Zeitschrift für Architektur, Planung, Umwelt. 69. Jg. Nr. 3. März 1972, S. 290.

19 Oberstudiendirektor Otmar Bohusch, Mitglied des Pfarrgemeinderats, etwa schrieb im Dezember 1971 – die U-Bahn unter der Ludwigstraße war mit Blick auf die Olympischen Spiele eben fertiggestellt – in der „Posaune“, Stadtpfarrer Forst-
huber träume nun von U-Bahnzügen mit Endhaltestelle „Ludwigskirche“. Aber: „Kaplan Dantscher glaubt nicht recht an diese Vision. Im Dunkel des U-Bahn-Schachtes sieht er Gespenster, die sich rasch nahen: Gleich einem Phantom saust die U-Bahn durch die menschenleere Maxvorstadt. Niemand steigt aus, niemand steigt ein. Aber gegenüber St.Ludwig, jenseits der Straßen grinst Unsankt Bürokratius nach rechts und links, nach cis und trans schadenfroh: Denn es gibt nur noch Ban-
ken, Büros, Großhandlungen und Laboratorien. – Ob Dantscher nur Gespenster sieht?“ (O. Bohusch: „St. Ludwig an der U-Bahn“. In: „Posaune“, 12/1971.

20 Im Juni 1971 hatte der Stadtrat beschlossen, den Flächennutzungsplan nach Abschluss vorbereitender Untersuchungen grundlegend zu überarbeiten. Ein verbindlicher Zeitpunkt war aber nicht genannt, der geltende Flächennutzungsplan nicht außer Kraft gesetzt, eine Veränderungssperre nicht erlassen.

21 M. Hank: Aktion Maxvorstadt. In: „Posaune“, 07/08 1971, S. 6 f.

22 Abgedruckt in: F. Baranek u.a.: Maxvorstadt aktuell. 10 Jahre Aktion Maxvorstadt 1971-1981. München: Bürgerinitiative Aktion Maxvorstadt, 1981, S. 77 ff.

23 M. Hank: Aktion Maxvorstadt. In: „Posaune“, 07/08.1971, S. 7.

24 Ein Fall von Bürgerinitiative. Erfahrungsbericht der Münchner „Aktion Maxvorstadt“. Von W. Bromberger, M. Hank, V. Kreibich, D. Teichmann. In: Baumeister. Zeitschrift für Architektur, Planung, Umwelt. 69. Jg. Nr. 3. März 1972, S. 208.

25 Vgl. Maxvorstadt aktuell. 20 Jahre Aktion Maxvorstadt 1971-1991. München: Bürgerinitiative Aktion Maxvorstadt, 1991.

26 Flugblatt der Aktion Maxvorstadt. Ebda., S. 88.

27 I. Richarz: Von Bürgerversammlungen und wozu sie gut sind. Ebda., S. 97 f.

28 Vgl. Private Profitgier am Beispiel Amalienstraße 45 München. Dokumentation von Ingeborg Schellmann und Georg Eschenbeck. Gedruckt mit Hilfe des Münchener Forums. München, Frühsommer 1973.

29 E. Kamm: Die Pfarrei St. Ludwig und die Aktion Maxvorstadt. In: F. Baranek u.a.: Maxvorstadt aktuell. 10 Jahre Aktion Maxvorstadt 1971-1981. München: Bürgerinitiative Aktion Maxvorstadt, 1981, S. 255.

30 A. Forsthuber: St. Ludwig und die Aktion Maxvorstadt. In: „Posaune“, 02/1972, S. 2 ff.

31 Das war nicht immer so gewesen. Noch 1967 hatte Stadtpfarrer Forsthuber geschrieben: „Das Millionendorf München und die Universität wachsen um die Wette. Das Millionendorf hat es leicht, es breitet sich in das freie Land hinein aus. Die Universität hat es schwer. Sie ist eingezwängt, sie muss sprengen, verdrängen. Ob nicht hier doch alles Stückwerk bleibt? Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn 1945 die Universität draußen vor der Stadt neu angefangen hätte.“ „Posaune“, 10/1967.

32 M. Hank: Die Allianz zum Beispiel. Ebda., S. 125 ff.

33 Vgl. die Protokolle der 10. und 12. Sitzung des II. Pfarrgemeinderats St. Ludwig am 11.12.1972, S. 1 f., bzw. am 26.06.1973, S. 2.

34 Protokoll der Sitzung des Pfarrgemeinderats St. Ludwig am 26.01.1974, S. 2.

35 Die Pfarrei St. Ludwig. Zustand und Trends. München: Pfarrgemeinderat St. Ludwig, 26. Jan. 1974, S. 1.

36 Ebda., S. 2.

37 Ebda., S. 5.

38 Ebda., S. 7.

39 P. Th. Miller an das Kath. Stadtpfarramt St. Ludwig, 25.01.1974.

40 Protokoll der Sitzung des Pfarrgemeinderats St. Ludwig am 26.01.1974, S. 2.

41 E. Kamm: Maxvorstadt im Umbruch. In: „Posaune“, 03/1974, S. 6 f.

42 Universität will ins Grüne. Münchner Merkur, 08.04.1974

43 Riesenbauprogramm für die Universität. Süddeutsche Zeitung, 09.04.1974.

44 A. Forsthuber: Einen König Ludwig bräuchten wir wieder oder Der schäbige Häuserkampf in der Maxvorstadt. In: „Posaune“. 09/1974, S. 3 ff.

45 Ebda., S. 4.

46 Ebda., S. 5.

47 Ebda., S. 5 f. In der Februar-„Posaune“ des Jahres 1972, in seinem Artikel „St. Ludwig und die Aktion Maxvorstadt“, hatte Stadtpfarrer Forsthuber noch für eine Höchstzahl von 25.000 Studenten plädiert.

48 Ebda., S. 6.

49 Protokoll der Sitzung des Pfarrgemeinderats St. Ludwig am 23.09.1974. TOP 3 („Stand der Bemühungen um die Erhaltung der Max-Vorstadt“), S. 3.

50 Protokoll der Sitzung des Pfarrgemeinderats St. Ludwig am 12.11.1974. TOP 1 („Aktuelle Fragen zum Thema Maxvor-
stadt“), S. 1 f.

51 L. Welker, M. Hank, E. Kamm: Da irrt der Herr Stadtpfarrer. In: Diskussion. Beilage für die Posaune, 12/1974.

52 Erwiderung Stadtpfarrer Forsthubers. In: In: Diskussion. Beilage für die Posaune, 12/1974.

53 Stadtpfarrer Forsthuber an die Mitglieder des Pfarrgemeinderats St. Ludwig. München, 30.12.1974. S. 2.

54 Ebda., S. 2.

55 M. Hank an den Stadtentwicklungsreferenten, Prof. Dr. D. Marx. München, 02.01.1975.

56 Der Stadtentwicklungsreferent, Prof. Dr. D. Marx, an M. Hank. München, 13.01.1975.

57 M. Hank an die Mitglieder des Pfarrgemeinderats St. Ludwig. München, Jan. 1975.

58 Vgl. die Protokolle der Sitzungen des Pfarrgemeinderats St. Ludwig am 04.03. und 10.11.1975.

59 Protokoll der Sitzung des Pfarrgemeinderats St. Ludwig am 08.12.1975, S. 1.

60 Protokoll der Sitzung des Pfarrgemeinderats St. Ludwig am 10.11.1975, S. 1.

61 Vgl. das Protokoll über die außerordentliche Sitzung des Pfarrgemeinderats St. Ludwig am 22.01.1976, S. 1 f.

62 Vgl. Ein Fall von Bürgerinitiative. Erfahrungsbericht der Münchner „Aktion Maxvorstadt“. Von W. Bromberger, M. Hank, V. Kreibich, D. Teichmann. In: Baumeister. Zeitschrift für Architektur, Planung, Umwelt. 69. Jg. Nr. 3. März 1972, S. 294.

63 U. v. Kardorff: Jubiläum einer Bürgerinitiative. In: Abendzeitung, 15.01.1981.

64 Ein Fall von Bürgerinitiative. Erfahrungsbericht der Münchner „Aktion Maxvorstadt“. Von W. Bromberger, M. Hank, V. Kreibich, D. Teichmann. In: Baumeister. Zeitschrift für Architektur, Planung, Umwelt. 69. Jg. Nr. 3. März 1972, S. 207.

65 Ebda., S. 294.

66 Rambergstraße 8. In: F. Baranek u.a.: Maxvorstadt aktuell. 10 Jahre Aktion Maxvorstadt 1971-1981. München: Bür-
gerinitiative Aktion Maxvorstadt, 1981, S. 169 ff.

67 I. Richarz: Vor 10 Jahren und noch immer: Wohnraumzerstörung. Ebda., S. 161 ff.

68 W. Suerbaum: 10 Jahre später. Ebda., S. 46.

69 Protokoll der Sitzung des Pfarrgemeinderats St. Ludwig am 05.07.1976, S. 1.

70 Der Pfarrgemeinderat St. Ludwig an das Erzbischöfliche Ordinariat. München, 08.07.1976.

71 Generalvikar Dr. Gerhard Gruber an den Pfarrgemeinderat St. Ludwig. München, 19.07.1976.

72 Erzbistum München und Freising: Rechte und Kompetenzen des Pfarrgemeinderats. URL: http://www.erzbistum-muenchen-und-freising.de.

73 Vgl. z.B. die Aufzeichnungen Stadtpfarrer Forsthubers vom 31.05.1960. In: Leistungen der katholischen Kirchenge-
meinde St. Ludwig in München für Bedürfnisse der katholischen Kirchenstiftung St. Ludwig seit 1950. Pfarrarchiv St. Ludwig.

74 A. Forsthuber: St. Ludwig und die Aktion Maxvorstadt. In: „Posaune“, 02/1972, S. 2.

75 Die aktuelle Website der Pfarrei St. Ludwig meldet 6.211 Katholiken (Stand: 01.06.2005). URL: http://www.st-ludwig-muenchen.de/ie.php.


Urschrift zu einem Beitrag in: Ulrich Babinsky (Hg.), Eine lebendige Pfarrgemeinde – St. Ludwig in München. Helmut Hempfer zum 80. Geburtstag, München: Herbert Utz Verlag 2008.

Überraschung

Jahr: 1974
Bereich: Stadtviertel