Flusslandschaft 2011

Umwelt

Am 11. Juni, Pfingstsamstag, demonstrieren Anwohnerinnen und Anwohner im Münchner Flughafen am MAC-Forum zwischen Terminal 1 und 2 von 15 bis 17 Uhr unter dem Motto „Bequem in den Urlaub – 2 Startbahnen reichen“ gegen die geplante dritte Startbahn.1 — Am Freitag, 29. Juli, protestieren mehrere Hundert vor der CSU-Zentrale in der Nymphenburger Straße 64. Die Stimmung ist erregt. Als der Flughafen seinerzeit genehmigt wurde, waren zwei Startbahnen beschlossen worden. Auf einem Transparent ist zu lesen: „Lockt das Geld der Lobbbyisten, werden Politiker Statisten.“ CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt, der sich zu den Demonstranten begibt, wird mit Flugblättern, einer Tomate und einem Ei beworfen. Versammlungsleiter Binner von AufgeMUCkt erteilt ihm nicht das Wort, da er dann nicht mehr für Dobrindts Sicherheit garantieren könne.2 — Der Herausforderer des amtierenden Ministerpräsidenten Seehofer, der Münchner OB Ude, spricht sich für die dritte Startbahn aus. Das Aktionsbündnis AufgeMUCkt plant gemeinsam mit der Stadt Freising, der Schutzgemeinschaft Erding-Nord, Freising und Umgebung e.V. und dem Bund Naturschutz in Bayern eine Demonstration für Samstag, 29. Oktober, 10.00 bis 12.00 Uhr auf dem Münchner Marienplatz. Es demonstrieren etwa 10.000 Menschen.3

Das Brokkoli-Patent des US-Agrarkonzerns Monsanto gilt als Präzedenzfall für umstrittene Patentvergaben. Mit Trillerpfeifen und Plakaten demonstrieren am 26. Oktober etwa dreihundert Umweltschützer und Bauern gegen das sogenannte Brokkoli-Patent vor dem Europäischen Patentamt (EPA). Sie fordern Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) dazu auf, Klage beim Bundespatentgericht einzureichen. Das Patent EP 1069819 gilt für eine Brokkoli-Variante, die viele Glucosinolate enthält – diese sollen vorbeugend gegen Krebs wirken. „Pflanzensorten und deren Züchtung dürfen keinem Patentschutz unterliegen“, sagt Greenpeace-Patentexperte Christoph Then. „Die Interessen der Verbraucher, Landwirte und Züchter müssen von der zuständigen Ministerin geschützt werden“, betont er. „Letztendlich geht es um das ganze System, um Tiere und Menschen. Das ist nicht nur der Brokkoli“, sagt Umweltschützerin Gabriele Schmitt aus Unterfranken. Hubert Weiger (Vorsitzender des BUND ), Edith Liersch und Georg Jansen ( Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft ), Christoph Fischer ( Zivilcourage Bayern ) und Francois Meienberg ( Erklärung von Bern ) fordern in ihren Ansprachen Konsequenzen von der Politik. „In nur einer Woche, am 2. November, soll die Firma Bayer ein Patent auf traditionell gezüchtete Gurken vom EPA erhalten. Das Europäische Patentamt finanziert sich durch Patentvergaben und will rasch weitere Patente erteilen, erklärt Ruth Tippe von der Initiative Kein Patent auf Leben!. Bereits jetzt liegen dem Amt Patentanträge für Brot, Nudeln und Bier aus Gerste vor, die traditionell gezüchtet wurden. Wenn das so weitergeht, werden die Konzerne schon bald Patente auf Luft, Licht und Liebe beantragen, so Tippe weiter. Gerade südliche Länder würden die Folgen von patentierten Nudeln, Gurken, Brot und Bier zu spüren bekommen, sagt Kerstin Lanje von der Entwicklungshilfeorganisation Misereor: Weizen, Mais und Soja sind so teuer wie noch nie. Zusätzliche Patentgebühren heizen die Preisspirale bei Lebensmitteln zusätzlich an. Patente auf Pflanzen und Tiere würden die Grundlagen der Welternährung gefährden, so Lanje weiter. Züchter und Landwirte brauchen freien Zugang zu Saatgut.“4

Die Firma Air Liquide Deutschland GmbH plant an der Ludwigsfelder Straße 168 in München-Allach ein Lager und Abfüllwerk für giftige und sehr giftige Gase zusammen mit brandfördernden und leicht entzündlichen Gasen (Chlorgas, Stickstoffdioxid und das hoch giftige Phosgen, das im ersten Weltkrieg als Massenvernichtungswaffe benutzt wurde). Von diesem Standort aus möchte Air Liquide Süddeutschland beliefern. Dagegen bildet sich Widerstand.5

Das seit über zwanzig Jahren tätige Selbsthilfezentrum in der Westendstraße 68 im Westend vernetzt Initiativen und Gruppen. Zur Zeit aktive Projekte findest Du unter www.shz-muenchen.de, hier: „Gruppen“, hier: „Umwelt“. — Der Bund Naturschutz mit 176.000 Mitgliedern in Bayern und 11.400 Aktiven in München ist zu finden unter www.bn-muenchen.de. Green City findet sich unter www.greencity.de.


1 Siehe www.keine-startbahn3.de.

2 Vgl. Abendzeitung 174/30 vom 30./31. Juli 2011, 9.

3 Siehe www.bn-muenchen.de.

4 www.greenpeace.de/themen/patente/nachrichten/artikel/fliegendes_gemuese_gegen_brokkoli_patent/

5 Siehe www.giftgasfreies-allach.org/

Überraschung

Jahr: 2011
Bereich: Umwelt