Materialien 1988

Auch BMW soll zur Entschädigung der Zwangsarbeiter beitragen

VVN – BdA Bayern: Gesellschaftlichen Druck verstärken

Bereits am 30. Juni 1988 wandte sich die bayerische VVN – Bund der Antifaschisten mit einem Schreiben an die Vorstandschaft der BMW, in dem sie um eine Stellungnahme zum Thema „Entschädigung für Zwangsarbeiter unter dem NS-Regime“ bat.

In dem Schreiben heißt es:

„Das Rüstungsunternehmen BMW gehörte im Zweiten Weltkrieg zu den Betrieben, in denen schwerpunktmäßig Zwangsarbeiter – deutsche und ausländische Häftlinge, politisch und rassisch Verfolgte – eingesetzt waren. So waren allein im ehemaligen Flugmotorenwerk Allach bei München zeitweise bis zu 10.000 Zwangsarbeiter. ,Allach – BMW, Bau und Fertigung’ hieß das Nebenlager des KZ Dachau, das am 19. März 1943 eingerichtet wurde und aus dem das Unternehmen einen nie versiegenden ,Nachschub an Zwangsarbeitern bezog. Sie waren – unter unmenschlichen Bedingungen – zur Herstellung von Flugmotoren und zum Bau von unterirdischen Betonhallen eingesetzt. Die Zahl der Toten des KZ Außenlagers Allach wurde nie ermittelt.

1986 kündigte der Pressesprecher von BMW, Horst Avenarius, an, die Firma werde nun ebenfalls die Fakten aus der düsteren Zeit des Unternehmens zusammentragen. Seit dieser Ankündigung ist der Öffentlichkeit nichts mehr bekannt geworden.“

Die VVN – Bund der Antifaschisten verwies in ihrem Schreiben auf den Beschluss der Daimler-Benz-AG, „in Würdigung des Schicksals der Betroffenen“ 20 Millionen DM als Entschädigung für ehemalige Zwangsarbeiter während der NS-Zeit zur Verfügung zu stellen. Die BMW wurden in dem Schreiben aufgefordert, „dem Beispiel der Daimler-Benz-AG zu folgen und, soweit noch nicht geschehen, eine unabhängige Studie über die Firmengeschichte während der Zeit des NS-Regimes in Auftrag zu geben“. Nach 43 Jahren müsse BMW nun endlich ohne Verzug zur materiellen Entschädigung der Zwangsarbeiter beitragen und einen entsprechenden Betrag zur Verfügung stellen. Die Opfer der Zwangsarbeit sollten durch einen Gedenkstein auf dem Gelände der Firma BMW gewürdigt werden.

Bis heute hat die Geschäftsleitung der BMW das Schreiben der VVN – Bund der Antifaschisten keiner Antwort für wert befunden. Deshalb sieht sich die VVN – Bund der Antifaschisten gezwungen, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. Wir halten es für notwendig, auf diese Weise den gesellschaftlichen Druck – über Gewerkschaften, Parteien, internationale Verbände der NS-Opfer und antifaschistischen Widerstandskämpfer in Europa und Israel – soweit zu verstärken, dass endlich den Opfern des nationalsozialistischen Systems der Sklaven- und Zwangsarbeit ihr moralisches Recht widerfährt.

M.L.


antifaschistische rundschau 12 vom Dezember 1988, 17.