Flusslandschaft 1945
KPD
Im Bericht der Münchner „Aktionsgemeinschaft SPD-KPD“ vom 1. Juli heißt es: „Einheitliches Auftreten. Prinzipielle Einigung, dass jede Verunglimpfung und Hetze unter uns zu unterbleiben hat und bei Verstoß die betreffenden Personen durch die Verbindungsleute zur Verantwortung gezogen werden. Im übrigen in allen wichtigen Fragen engste Zusammenarbeit und ein einheitli-
ches Auftreten nach außen.“1 In der „Aktionsgemeinschaft“ treffen sich Repräsentanten von SPD und KPD mit dem Ziel einer engen Zusammenarbeit der beiden Parteien und einer eventuellen Verschmelzung zu einer Arbeiterpartei.
Im August heißt es: „Aktionsgemeinschaft der sozialdemokratischen und der kommunistischen Partei in München … Keine Wiederholung der Fehler von 1918! Schluss mit der Spaltung des arbeitenden Volkes! Keinerlei Nachsicht gegenüber dem Nazismus und der Reaktion! Schaffung der festen Einheit der Demokratie für die Ausrottung des Faschismus mit der Wurzel und zum Aufbau eines neuen, wahrhaft freien demokratischen Deutschlands!“2
Später meint Albert Roßhaupter (SPD), er sei damals aus taktischen Erwägungen dabei gewesen, da er als alter Mann nicht mehr dafür verantwortlich gemacht werden könne; die Sozialdemokra-
ten in der „Aktionsgemeinschaft“ hätten tatsächlich nie an eine langfristige Zusammenarbeit ge-
dacht, aber unter dem öffentlichen Druck der vorherrschenden Meinung in der Arbeiterschaft „mitgemacht“.
28. Juli: Großkundgebung auf dem Königsplatz
3
Die KPD orientiert sich an den Vorgaben und Direktiven, die aus der Sowjetunion kommen, befür-
wortet ein „Bündnis aller Demokraten“, propagiert die „Vollendung der bürgerlichen Revolution von 1848“ und verzichtet auf eine grundsätzliche Kritik des Kapitalismus; ihre Teilnahme an Poli-
tik und Verwaltung begründet sie mit der Notwendigkeit, an der Beseitigung der unmittelbaren Notlage in der Bevölkerung mithelfen zu wollen.
Im Oktober tritt Richard Scheringer, Bauer auf dem Dürrnhof im oberbayrischen Kösching, der KPD bei. Die Partei will ihn sofort als Staatssekretär im bayrischen Landwirtschaftsministerium einsetzen und sendet zwei Emissäre, Ludwig Ficker und einen weiteren Genossen, zu ihm, um ihm dieses Angebot zu machen. Als Scheringers Frau „Marianne mit dem Tablett hereinkommt und hört, wie wir über die Sache Staatssekretär reden, da rückt sie ab. ‚Das würde ich nicht machen’, sagt sie. ‚Was wollt ihr mit ihm dort? Lasst ihn hier auf seinem Hof. Unter der Besatzungsmacht eine Regierung bilden – das ist nicht das Richtige.’“4
11. November: Großveranstaltung im Prinzregententheater
(zuletzt geändert am 24.2.2025)
1 Archiv der Münchner Arbeiterbewegung
2 Für die SPD: Roßhaupter, Högner, Kröpelin, Schmitt, Roith. Für die KPD: Ficker, Hirsch, Pfaller, Goldhammer, Privatsammlung
3 Privatsammlung
4 Richard Scheringer, Das große Los. Unter Soldaten, Bauern und Rebellen, München 1979, 401.