Materialien 1974
Es gibt eine Armee
Es gibt eine Armee, die schläft.
Sie hat keine Kugeln, sie hat kein Gewehr,
ihre Füße sind wund, ihre Taschen sind leer.
Blut und Tränen, die spülte der Sand in das Meer.
Es gibt eine Armee, die schläft,
versteckt noch ihre Narben, die Nacht deckt sie zu,
wär doch niemals mehr „Morgen“ und immerdar „Ruh“,
unser Elend zu Ende, Verzweiflung „tabu“.
Es gibt eine Armee, die schläft.
Doch ganz heimlich, da knistert’s, da flüstert es im Ohr,
da finden sich Gedanken, da summt es im Chor:
wachet auf, ihr Millionen, vereinigt euren Mut.
Es gibt eine Armee, die erwacht,
und sie schreitet und schreitet,
es werden immer mehr,
man erkennt kaum das Ende, ein riesiges Heer.
Kommt doch mit alle Frauen, besieget die Zeit!
Kommt doch mit alle Frauen, der Weg ist nicht mehr weit.
Inge Latz
Frauenforum – Stimme der Feministen 4/1974, 15.