Materialien 1989

Münchner Fremdenrundfahrt

Der Omnibus hat die Königinstraße hinter sich gebracht und biegt in die Martiusstraße ein.

Der Fremdenführer: Das monumentale Gebäude, das Sie hier sehen, meine Damen und Herren, ist das Haus der Münchner Rückversicherungsgesellschaft. Wir kommen nunmehr in die Leopoldstraße. Dort drüben sehen Sie eine repräsentative Filiale der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank. Beachten Sie die schöne alte Pappelallee, hinter der zu beiden Seiten die vornehmsten Palais unserer Stadt sichtbar werden. Dort die Unfallversicherung Winterthur und dort das Gebäude der Raiffeisendienst-Versicherung. Jetzt heißt es die Augen aufmachen, meine Damen und Herren, dass Ihnen keines dieser markanten Bauwerke entgeht, etwa dort die Rhein-Main-Donau Aktiengesellschaft oder dort die Schweizerische Lebensversicherungsanstalt. Dazwischen genießen wir einen flüchtigen Blick in die Ohmstraße, deren Abschluss der gewaltige Bau der Allianz-Versicherungsgesellschaft bildet. Hier sehen Sie das Gebäude, in welchem die Bayerische Rückversicherungs-Aktiengesellschaft (nicht zu verwechseln mit der Münchner Rückversicherungsgesellschaft) untergebracht ist. Gleich daneben befindet sich die Iduna-Germania-Versicherungs-A.G.

Wir kommen am Siegestor vorbei, das, unserem Endsieg entsprechend, auch weiterhin in einem unvollendeten Zustand gehalten wird. Der obere Teil des Tores besteht aus massivem Beton, dem Lieblingsmaterial unserer Stadtplaner.

Wir sind nun in der Ludwigstraße. Dort ist die Berlinische Feuerversicherungsanstalt. Und hier, meine Damen und Herren, gewahren Sie Gebäude, die sich in ihren Ausmaßen nicht übersehen lassen: die Viktoria-Versicherung und das Stammhaus der Süddeutschen Bodenkreditbank. Nebenbei möchte ich Sie auch auf jene ehrwürdige Fassade aufmerksam machen, hinter der sich eine Filiale der Allianz-Versicherungsgesellschaft verbirgt. Dieses Haus hingegen macht in der Straßenflucht eine bemerkenswerte Ausnahme. Es ist das Bayerische Staatsministerium der Finanzen.

Wir verlassen hier bei der Nordstern-Versicherung die Ludwigstraße und biegen in den Wittelsbacher Platz ein. Wir fahren vorbei an dem Gebäude der Albingia-Versicherung und gelangen in die Brienner Straße, die wir gerade überqueren. Rasch können Sie noch Ihr Augenmerk richten auf die Versicherungsanstalt der Barmer Ersatzkasse sowie die München-Aachen-Versicherung. Nicht zu übersehen ist da drüben der stattliche Bau der Vorsorge-Versicherung. Und schon befinden wir uns auf dem Maximiliansplatz mit den Bauten des Bankhauses Neuvians und der Albingia-Versicherungs-A.G., sowie der Hamburg-Mannheimer-Versicherung. Soeben kamen wir an der Bayerischen Börse vorbei. Jener ansehnliche Bau ist die Allgemeine Lebensversicherungsanstalt. Dort drüben jenes Palais ist die Witwen- und Waisenkasse. Hier neben der Commerz- und Creditbank bemerken Sie das Bankhaus Merck, Finck & Co.

Zwischenfrage einer Dame: Was ist dies hier für ein Haus? Der Fremdenführer: Es ist die Bayerische Beamtenversicherungsanstalt. – Wir sind am Lenbachplatz angelangt. Rechter Hand das Bauwerk des Gerlingkonzerns, einer Versicherungsgesellschaft. Und dort das große Gebäude: die Süddeutsche Bank. Linker Hand der prächtige Bau: die Viktoria-Versicherung. Wir sind am Endpunkt unserer Fahrt. Wie rasch sind wir eines Tages auch am Endpunkt unserer Lebensfahrt. Deshalb, meine Damen und Herren, schließen Sie möglichst bald eine Lebensversicherung ab. Vertreter liefern wir frei Haus.

Wolfgang von Weber


Münchner Freisinn. Kostenlose Monatszeitung für Politik und Kultur 1/2 vom Februar 1989, 5.

Überraschung

Jahr: 1989
Bereich: Armut