Materialien 2011

Gemeinsam Tarifflucht verhindern

Zeitungshäuser – Solidaritätskundgebung für Streikende vor dem Süddeutschen Verlag

Besuch aus Südwest konnte Harald Pürzel, Konzernbetriebsratsvorsitzender des Süddeutschen Verlags und ver.di-Bezirksvorsitzender in München und Region, am 17. November vor dem SZ-
Hochhaus begrüßen. Mit dem Omnibus angereist waren rund 70 Kolleg/innen vom „Schwarzwäl-
der Boten“ in Oberndorf. Dieser ist wie der Süddeutsche Verlag ein Tochterunternehmen der Stuttgarter Südwestdeutschen Medien Holding SWMH. Und bei dieser SWMH steht Tarifflucht
in den Tochterunternehmen immer öfter auf dem Plan des Managements. Weshalb sich die Gäste aus dem Schwarzwald an diesem 17. November bereits über 80 Tage im Streik befanden.

Nach München waren sie vor allem gekommen, um sich bei den SV-Druckern für einen Solidari-
tätsstreik im Oktober zu bedanken, der bei der Süddeutschen einige Produktionsausfälle verur-
sacht und so die Aufmerksamkeit auf die Geschehnisse im Schwarzwald gelenkt hatte. Eine Woche später streikten dann Drucker und Redakteure der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nach-
richten.

Mit einem Papiertransparent voller Solidaritäts-Unterschriften wurden die Schwarzwälder Boten von einer beachtlichen Schar Beschäftigter aus Druckhaus, Redaktion und Verlagen des SV-Kon-
zerns herzlich willkommen geheißen. „Geprägt war der Besuch“, hielten die Boten später in ihrer Streikzeitung fest, „von der schockierenden, leider aber wenig überraschenden Schließung des Grafikboten zum 30. Juni 2012, die am Tag davor in Oberndorf bekannt gegeben worden war. Das verdeutlichte den Münchener Kollegen, wohin die weitere Reise im Konzern in Sachen Tarifflucht und Lohndumping offenbar gehen soll.“

Die Konzernvertreter im SZ-Hochhaus zeigten sich während der gesamten Kundgebung nicht. Der Lautsprecher auf dem Vorplatz war aber so kräftig, dass sie trotzdem anhören mussten, wie Lud-
wig Hankofer, Betriebsratsvorsitzender des SV-Druckzentrums, forderte: „Hände weg von unseren Tarifverträgen!“ Und er ergänzte: „Wer heute den Oberndorfern solidarisch zur Seite steht, schützt gleichzeitig seine ureigensten Interessen.“

Ernst Antoni


ver.di PUBLIK 12 vom Dezember 2011, 7.