Materialien 1988

Kahlschlag bei Siemens

Heuern und Feuern – so stellt sich derzeit das neue Unternehmenskonzept der Siemens AG in München dar. 4.000 Arbeitsplätze wird das Unternehmen allein in der bayerischen Landeshauptstadt nach Berechnung des Siemens-Gesamtbetriebsrats binnen Jahresfrist über die Klinge springen lassen. Die Firmenleitung behauptet, es seien „nur“ 2.000 (siehe METALL 17/88) – weigert sich aber nach wie vor, die Auswirkungen der bereits beschlossenen neuen Konzernstruktur offen auf den Tisch zu legen.

Nachdem die Siemens-Betriebsräte im Rahmen einer Pressekonferenz gemeinsam mit der Münchner IG Metall gegen die scheibchenweise Vernichtung von Arbeitsplätzen protestiert hatten, sah Siemens sich tags darauf veranlasst, ihre Beschäftigtenzahlen seit 1984 auf den Tisch zu legen: Danach stieg die Zahl der Münchner Siemensianer von 42.000 (1984) auf 49.400 (1987) – und ging dann bis September 1988 auf 47.000 zurück. Also doch: Heuern und Feuern – denn ein Ende des Arbeitsplatzabbaus ist nicht abzusehen.

Das gilt auch für die Ausbildungsplätze, die nach einer Stellungnahme von Siemens gegenüber METALL im August noch um sieben Prozent, jetzt im Oktober bereits um zehn Prozent zurückgefahren werden sollen. Der Siemens-Betriebsrat geht mittlerweile von einem Ausbildungsabbau um 15 Prozent aus. Noch dramatischer sollen die Kürzungen für die Weiterbildung werden: Hier ist von 20 bis 40 Prozent „Kosteneinsparung“ die Rede.


Metall. Zeitung der Industriegewerkschaft Metall 21 vom 14. Oktober 1988, 18.