Flusslandschaft 1976
Alternative Medien
Für Anfang des Jahres planen Vlado Kristl, Karl Imhof und Freunde den Aufbau einer „industrie-
unabhängigen“ und trotzdem professionell arbeitenden Video-Film-Cooperative im Rückgebäude der Lothringerstraße 6 in Haidhausen.
Im Keller der Schraudolfstraße 25 in der Maxvorstadt treffen sich regelmäßig Studenten, Künstler, Journalisten und Kameraleute. Sie wollen eine Berichterstattung, die von staatlicher und kommer-
zieller Informationsverbreitung abweicht. Die B.O.A.-Video-Kooperative lädt Jugendgruppen, Ar-
beitskreise, Gewerkschaften ein, mitzumachen. Man diskutiert kritisch über bürgerlichen Journa-
lismus, recherchiert und produziert Filme, kann sich aber auch Kameras, Mikrophone und Recor-
der ausleihen.1
Claus Strigel und Bertram Verhaag gründen die DENKmal-Film. Es entstehen hier neben vielen Dokumentarfilmen die Spielfilme 1978 „Was heißt’n hier Liebe“, 1983 „echt tu matsch“ (too much man!), 1987 „SPALTPROZESSE“ (Nuclear Split), 1992 „RUNaWAY“ und 2000 „Die grüne Wolke“.
Über Blatt 48, 56 und 58 empört sich die Staatsanwaltschaft; es hagelt Geldstrafen.2 Siehe „Bürgerrechte“.
Seit 1971 produziert Unsere Stimme im Trikont-Verlag Schallplatten. 1976/77 gibt der Trikont-Verlag zwei Nummern der Unsere Stimme. Zeitung für eine Musik, die von unten kommt heraus: „Einen Prospekt zu machen über Schallplatten, d.h. mit Worten erklären, was eigentlich als Musik rüberkommen sollte, ist immer ein etwas trostloses Unterfangen. Und bei der notwendigen Kürze eines Prospekts wird das meist nichtssagend und etwas peinlich. Trotzdem kann man natürlich über Musik reden, informieren, Erfahrungen austauschen. Deswegen machen wir lieber für das Geld, das uns ein Prospekt sowieso kosten würde, eine Zeitung, wo man genau das kann: ausführ-
licher reden über die Musik, die wir in der revolutionären und alternativen Bewegung machen und hören wollen."3
Siehe auch „Alternative Szene“.
1 Siehe „Alternative Ökonomie“ 1974.
2 Siehe www.ur.dadaweb.de/dada-p/P0000901.shtml.
3 „Was heißt hier Zeitung?!“ In: Trikont – Unsere Stimme 1/1976, 1, zit in: www.ur.dadaweb.de/dada-p/P0000550.shtml.