Materialien 1968

Ein neuer Anfang

Auszug aus der Rede des DGB-Kreisvorsitzenden Ludwig Koch am 23. April 1968 auf dem Münchner Königsplatz

Die Gewerkschaften waren stets zu Gesprächen mit den Studenten bereit und entsprechend tätig. Wenn sich die studentische Jugend der Jahre nach 1965 wieder stärker ins politische Leben ein-
geschaltet hat, so wurde dies von uns nur begrüßt. Wir haben längst darauf gewartet.

Bei der gewerkschaftlichen Kritik an der Politik der heutigen Bundesregierung vergessen wir nicht, wer den Bankrott herbeigeführt hat und sehen auch, wo sich neue Ansätze zeigen für neues Denken und Handeln. Trotz der Mitschuld der CSU, CDU und FDP an der Regierungspolitik Erhards fallen die Wähler jedoch weiterhin dem konservativ-reaktionären Trend bis hinüber zur NPD anheim.

Die Gewerkschaften wissen mehr als jede andere Organisation, dass die Neuordnung in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik in den ersten Nachkriegsjahren leicht durchzuführen gewesen wäre. Nur auf den unablässigen Druck der Straße, also durch Demonstrationen, Kundgebungen und Streiks konnten Fortschritte erreicht werden. Die beharrliche Ignoranz in den herrschenden konservativ-reaktionären Kreisen gegenüber den Erfordernissen der Zeit, provoziert – das muss deutlich gesagt werden – den Weg auf die Straße.

Die Gewerkschaften waren und sind selbst schon immer eine außerparlamentarische Opposition. Warum sollen es die Studenten für ihre Forderungen nicht auch sein? Regierung und Parteien haben das zur Kenntnis zu nehmen. Es stünde ihnen nur gut an, sich dann mit diesen Gruppen geistig und friedlich zu beschäftigen.

Verantwortlich: Gewerkschaftlicher Arbeitskreis der Studenten (GASt), 8 München 15, Schwan-
thalerstraße 64

Eigendruck im Selbstverlag


Flugblattsammlung, Archiv der Münchner Abeiterbewegung

Überraschung

Jahr: 1968
Bereich: Militanz