Flusslandschaft 1945

StudentInnen

Die Münchner Uni ist schwer beschädigt. Ein geregelter Lehrbetrieb ist unmöglich. Zunächst einmal muss aufgeräumt werden. Viele Professoren und Studierende, unter ihnen viele ehemalige junge Offiziere, sympathisieren immer noch mit dem NS-Regime. Im Dezember kommt es in den provisorisch hergerichteten Geschäftsräumen der philosophischen und juristischen Fakultät zu Einbrüchen. Es fehlen nur Akten, nicht wertvolle Gegenstände wie Schreibmaschinen, die ver-
äußert werden könnten. Dann, eines Tages, liegen Teile der Akten vor dem Zimmer des Dekans. Ganz offensichtlich wurden die Akten „gesäubert“. Syndikus Dr. Franz Thierfelder: „In diesem Zusammenhang sei ein anonymes Schreiben an die Sekretärin des Dekans Prof. Scharf einge-
laufen, Fräulein Dotzer, das Beschimpfungen enthalten habe wegen der angeblich antinational-
sozialistischen Politik der Fakultät. Unterzeichnet war das Schreiben: ‚Das Renazifizierungs-Komitee’.“1


1 Bericht des Staatskommissars für die Universität München, Otto Graf, vom 9.3.1946, Sammlung Otto Graf, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung. — Sigi Sommer schreibt in der Süddeutschen Zeitung vom 24.9.1946 über die NS-Belastung des nationalkonservativen Thierfelder, worauf dieser alle seine Posten aufgibt. Am 9.8.1951 schlägt auf Initiative von Thierfelder in der Münchner Tengstraße 20 die Geburtsstunde des „Goethe-Instituts zur Fortbildung ausländischer Deutschlehrer“, Vorläufer des heutigen „Goethe-Instituts“.

Überraschung

Jahr: 1945
Bereich: StudentInnen