Flusslandschaft 1954

Tierschutz

Schauspieler Klaus Günter Karl Nakszynski, der sich Klaus Kinski nennt und seit 1952 als „Ein-Mann-Wanderbühne“ in kleinen Kellerlokalen in München, Berlin und Wien Texte von Arthur Rimbaud und François Villon rezitiert, dreht 1954 mit O. W. Fischer einen Film über Ludwig II. Er sucht während dieser Zeit eine neue Bleibe in der Stadt. Kinski, exzessiv auf der Suche nach Frauen, unkonventionell, zu Wutausbrüchen neigend und vor allem aggressiv gegen jede spießbürgerliche Selbstgerechtigkeit, erinnert sich: „… Da ich kein Zimmer habe, weil es zu kalt ist, im Park oder unter der Isarbrücke zu schlafen und weil ich nicht in der Mauerkircherstraße wohnen will, bringt Linda mich zu ihrer Freundin Ruth. Ruth bewohnt mit ihren Eltern eine Villa in Bogenhausen, und ich kriege ihr Jungmädchenzimmer, eine Mansarde unter dem Dach … Beim gemeinsamen Abendessen mit ihrem Vater erfahre ich, dass der Herr Professor Tierfänger ist und den Münchner Zoo mit wilden Tieren aus Afrika beliefert. Mir bleibt der Fraß im Halse stecken: »Und Sie können ruhig schlafen?« rufe ich aus und werfe meine Serviette in seine Suppe. »Sie haben nie, niemals Alpträume, nachdem Sie Löwen, Gorillas und Panther hinterlistig mit Netzen gefangen haben und sie mit der Strafe ,lebenslänglich’ sterben, an die Todeszellen weiterverkaufen?!« Ich stürze aus dem Speisezimmer und will meine Sachen holen. Ruth kommt mir atemlos nachgelaufen. Sie zittert am ganzen Körper. Also verlasse ich dieses Tierfängerhaus erst am nächsten Morgen und sehe den Herrn Professor und leider auch Ruth nie wieder.“1

Siehe auch „Lebensart“ 1955.


1 Klaus Kinski, Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund. Erinnerungen, München 1978, 159.

Überraschung

Jahr: 1954
Bereich: Tierschutz