Flusslandschaft 1947

SchülerInnen


„Dös mit der Bekenntnisschul’ ist halt no nixen. An Bekenntniskindergarten und a Bekenntnisgym-
nasium, a Bekenntniskino und an Bekenntnissportplatz bräucht ma. Und wenn ma dann no a Be-
kenntnisstraßenbahn und a Bekenntniswirtschaft hätten, dann wär uns der Bekenntnishimmel erst gewiß! …“ 1

Im Gegensatz zu Simultan- oder Gemeinschaftsschulen sind Bekenntnisschulen konfessionsgebun-
dene Schulen. Die Simultanschulverordnung nach der Revolution 1918/19 wurde schon 1920 außer Kraft gesetzt. Nach 1945 gibt es erneut Vorstöße gegen die Bekenntnisschule. Kardinal Faulhaber protestiert vehement. Dezember 1946 setzt sich in der Verfassunggebenden Landesversammlung die CSU durch: Die Bekenntnisschule wird wieder zur Regelschule. Die US-amerikanische Besat-
zungsmacht fordert im Rahmen der Reeducation grundlegende Änderungen im Schulwesen: Glei-
che Erziehungsmöglichkeiten für alle; Schulgeldfreiheit an allen öffentlichen Schulen und Zu-
schuss für Lehrmittel und Unterhaltungskosten; allgemeine Schulpflicht vom sechsten bis fünf-
zehnten und auf der höheren Schule vom sechzehnten bis achtzehnten Lebensjahr, wobei der Übertritt von der Volksschule zur höheren Schule nach der sechsten Volksschulklasse erfolgen soll; keine Überschneidung von Volks- und höheren Schulen, sondern nur aufeinander folgende Stufen der Ausbildung, eine differenzierte Einheitsschule sowie Lehrerausbildung auf Universitätsniveau. Im März weist die Militärregierung das bayrische Kultusministerium auf, bis zum 1. April einen Schulreformplan vorzulegen. Minister Dr. Dr. Alois Hundhammer will vor allem eine Erziehung des Volkes im Geiste des Christentums und der abendländischen Kultur. Von Chancengleichheit hält er wenig. Jeder solle auf seinen Platz, meint er, Volk in die Volksschule, Elite ins Gymnasium! Die Militärregierung lehnt seinen Entwurf als zu konservativ ab und fordert eine Neuvorlage bis zum Herbst. Hundhammer aber beharrt auf vier Grundschuljahren und bescheidet weiterhin die Ausbildung ALLER Lehrerinnen und Lehrer auf Hochschulgrundlage abschlägig. Erneut lehnt die Militärregierung den Entwurf ab und verlangt eine Wiedervorlage für Februar 1948. – Otto Graf wundert sich. So ein Kultusminister müsste eigentlich den Hut nehmen.2 Erst mit der Verfassungs-
änderung 1968 wird in Bayern die Christliche Gemeinschaftsschule zur Regelschule.

Siehe auch „CSU“.


1 Echo. Deutsche Warte in Bayern. Halbmonatsschrift für Politik, Kultur und Wirtschaft 6/1947, hg. von der Freien Demokratischen Partei Landesverband Bayern, Nürnberg, Rückseite.

2 Siehe „Hundhammer bleibt“ von Otto Graf.

Überraschung

Jahr: 1947
Bereich: SchülerInnen