Materialien 1967

Sozialistische Kunststudenten an der Akademie der Bildenden Künste München

Im Zentrum unserer Arbeit stehen die Bemühungen um eine fortschrittliche Gestaltung der Kunsthochschule.

Als unsere wesentlichen Ziele im Hochschulbereich gelten:

1. Abbau der autoritären Stellung der Professoren gegenüber den Studierenden;

2. reale Mitbestimmung der Studenten bei allen die Hochschule betreffenden Fragen, und zwar in erster Linie bei der Berufung von Professoren und Lehrbeauftragten, sowie bei der Gestaltung des Lehrplanes und des Lehrbetriebes;

3. Intensivierung der theoretischen Arbeit derart, dass sie gleichwertig neben der praktischen Arbeit steht. Vor allem scheint es uns notwendig, dass die spezifische Problematik der Künste in hochindustrialisierter Konsumgesellschaft von verschiedenen Perspektiven auf der Grundlage wissenschaftlicher Analysen (Vorlesungen, Seminare usw.) erarbeitet wird;

4. eine durchgreifende Neugestaltung der Ausbildung von Lehramtskandidaten unter besonderer Berücksichtigung des vorhergehenden Punktes;

5. Intensivierung der Kommunikation mit anderen Hochschulen und sonstigen Institutionen;

6. volle Informationsfreiheit, sowie die Möglichkeit der politischen Meinungsäußerung innerhalb der Hochschule.

Im übrigen gilt unsere Unterstützung den Bemühungen des VDS um eine allgemeine Hochschulreform im Sinne einer konsequenten Demokratisierung.

Ausgehend von der Erkenntnis, dass die spezifischen Probleme der Hochschule nur im Zusammenhang mit den allgemeinen sozialen und politischen Problemen der Gesellschaft reflektiert und gelöst werden können, nehmen wir prinzipiell zu wichtigen politischen Fragen Stellung.

Da uns die soziale Zielsetzung und die politische Praxis des SDS als die konsequenteste aller deutschen Hochschulverbände erscheint, soll unsere Arbeit im engen Zusammenwirken mit dem SDS geleistet werden.

Flugblatt, undatiert, vermutlich Juli 1967 zur Gründung der Gruppe HSK. Druckvorlage: Materialien zur Situation an der Akademie der bildenden Künste, München, o.J. In: Lutz Schulenburg (Hg.), Das Leben verändern, die Welt verändern! 1968. Dokumente und Berichte, Hamburg 1998, 62.