Materialien 1992

Erste Aktionskonferenz zum Münchner Weltwirtschaftsgipfel 1992

München, 10. November 1991

Zur ersten Aktionskonferenz im Rahmen der Kampagne ’92 „500 Jahre Kolonialismus – 500 Jahre Widerstand“ in Verbindungen mit den EG-Großmachtbestrebungen trafen sich am Wochenende des 9./10. November 1991 mehr als fünfzig Organisationen und Gruppen in München. Eingeladen hatten der Bundeskongress Entwicklungspolitischer Gruppen (BUKO), das Münchner Plenum gegen den Weltwirtschaftsgipfel und das Netzwerk Friedenskooperative Bonn. Im Mittelpunkt der Münchner Konferenz stand der in München abgehaltene Weltwirtschaftsgipfel ’92 (G-7), auf dem die sieben mächtigsten Profiteure der herrschenden Weltwirtschaftsordnung ihre weltpolitischen Interessen einvernehmlich abstecken.

Auf der Münchner Konferenz waren VertreterInnen aus der III. Welt-Solidaritätsbewegung sowie Ökologie- und Friedensinitiativen und dem antikapitalistischen Spektrum. Beschlossen wurde eine Aktionswoche gegen den WWG ’92 mit Großdemonstration, Gegenkongress und Aktionstagen. Schwerpunkt der Aktionswoche sind die Themen: Zunehmende Verelendung und Plünderung des „Südens“ durch die kapitalistischen Zentren, die besondere Unterdrückung und Ausbeutung der Frauen, die fortschreitende ökologische Zerstörung der Lebensgrundlage, die militärische Intervention zur Krisenlösung, die wachsenden Menschenrechtsverletzungen und die rassistisch-imperialistische Flüchtlingspolitik. In allen Schwerpunkten soll die Rolle der Bundesrepublik deutlich hervorgehoben und gerade auch im Rahmen der EG-Weltmachtinteressen behandelt werden. Die Forderung von Frauen, im Rahmen des Gegenkongresses ein autonomes Frauenforum einzurichten, fand genauso allgemeine Zustimmung wie die Einbeziehung von MigrantInnen bei der Vorbereitung und Durchführung der Aktionswoche. Ergänzt wird der internationalistische Charakter der Aktionswoche gegen den Weltwirtschaftsgipfel durch die Einbeziehung von VertreterInnen aus Widerstandsstrukturen aus aller Welt.

Angesichts der weltweiten Situation – Hunger, Krieg, Folter, Elend, Ausbeutung, Unterdrückung, Zerstörung der Lebensräume – hat das herrschende Krisenmanagement seine Legitimation für alle Anwesenden auf der Münchner Konferenz verloren. Vernünftige Lösungen können nur „von unten“ durch die Einbeziehung aller Menschen entwickelt werden. In dem Sinne sollen die Aktivitäten der Münchner Aktionswoche 1992 einen breiten internationalen Prozess zur Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse entfalten.

Auf einer zweiten Aktionskonferenz Ende Januar/Anfang Februar 1992 sollen zum einen die Aktivitäten zum Münchner WWG präzisiert und zum anderen die Aktionen und Initiativen, die das Kampagnenjahr 1992 „500 Jahre Kolonialismus – 500 Jahr Widerstand“ betreffen, koordiniert werden.

Kontakt: Bundeskongress Entwicklungspolitischer Gruppen, 2000 Hamburg, Nernstweg 32/33, Tel.: 040 – 39 31 56 – Münchner Koordinations-Büro, 8000 München, Holzstraße 2, Tel.: 089 – 26 81 23


Flugblattsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung.