Flusslandschaft 1970

Hausbesetzungen

Die erste politisch motivierte Hausbesetzung gegen Wohnraumzerstörung und für gemeinschaftliche Wohnprojekte findet in der Bundesrepublik am 19. September im Frankfurter Westend statt. Sie löst ähnliche Aktionen in anderen Städten aus. Die DKP organisiert am 17. Oktober Münchens erste Hausbesetzung. Nach einer Demo gegen die Wohnungsnot in München dringen etwa fünfzig Demonstranten in einen seit zwei Jahren leerstehenden ehemaligen US-Armeewohnblock in der Denningerstraße 23 in Bogenhausen ein. Ganz offenbar strößt die Hausbesetzung in weiten Kreisen der Bevölkerung auf zustimmung. Zahlreiche Schaulustige unterstützen die Besetzer. Nach vierzehn Stunden räumen zwei Hundertschaften der Polizei das Haus und nehmen sechsundvierzig Demonstranten und einen Dackel fest.1 „In der Folgezeit entwickelten sich die präventive Überwachung leer stehender Gebäude sowie die Observation und die Räumung besetzter Häuser zu einem zentralen polizeilichen Einsatzfeld.“2


1 Vgl. Süddeutsche Zeitung 250/1970 und Frankfurter Rundschau vom 19. Oktober 1970.

2 Michael Sturm: „‚Passt bloß auf!’ Militante Proteste in München (1969 — 1982)“ in Zara S. Pfeiffer (Hg.), Auf den Barrikaden. Proteste in München seit 1945. Im Auftrag des Kulturreferats der Landeshauptstadt München, München 2011, 132.

Überraschung

Jahr: 1970
Bereich: Hausbesetzungen