Materialien 1962

Die Feinde sind unter uns

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„In der Mitte steht unser deutsches Volk, nach den Opfern von vier schwersten Kriegsjahren noch immer unverwüstlich stark und frisch. Müsste es jetzt nicht wie in beständiger Gottesdienst-Stim-
mung sein? Ernst beim blutigen Massensterben unserer herrlichsten Jünglinge und Männer, ernst unter den harten Schlägen, die ungezählt viele bis ins Mark treffen und doch freudig erhoben bei so viel Gottessegen!“ So schrieb im Mai 1918 Superintendent Dr. Költsch im DRESDNER KIRCHEN-
BLATT.

Kaiser Wilhelm II. erließ 1900 an seine nach China abgehenden Truppen die Proklamation: „Par-
don wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! Wer Euch in die Hände fällt, sei Euch verfallen! Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in Überlieferungen und Märchen gewaltig erscheinen lässt, so möge der Name ,Deutscher’ in China auf tausend Jahre durch Euch in einer Weise bestätigt werden, dass niemals wieder ein Chinese wagt, einen Deutschen auch nur scheel anzusehen.“

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1933 erschien in München die Schrift BEGEGNUNG ZWISCHEN KATHOLISCHEM CHRISTEN-
TUM UND NATIONALSOZIALISTISCHER WELTANSCHAUUNG; Verfasser: Professor Dr. Mi-
chael Schmaus, heute Ordinarius für katholische Dogmatik an der Universität München. Es heißt darin: „Der Nationalsozialismus stellt die Idee des aus Blut und Boden, Schicksal und Aufgabe ge-
wachsenen Volkes in den Mittelpunkt seiner Weltanschauung. Die Volkswerdung der Deutschen ist das wesentliche Ziel der nationalsozialistischen Bewegung … Ein Deutscher ist ein voller Mensch, indem er ein voller Deutscher ist … Nichts ist unkatholischer als eine extrem demokrati-
sche Wertung des Seins.“

1943 bekannte der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, in Posen: „Wie es den Russen geht, wie es den Tschechen geht, ist mir total gleichgültig. Das, was in den anderen Völkern an gutem Blut unserer Art vorhanden ist, werden wir uns holen, indem wir ihnen, wenn notwendig, die Kinder rauben und sie bei uns großziehen. Ob die anderen Völker im Wohlstand leben, oder ob sie ver-
recken vor Hunger, das interessiert mich nur so weit, als wir sie als Sklaven für unsere Kultur brauchen, anders interessiert mich das nicht. Ob bei ihrem Bau eines Panzergrabens zehntausend russische Weiber an Entkräftung umfallen oder nicht, interessiert mich nur insoweit, als der Pan-
zergraben für Deutschland fertig ist.“

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Am 14. Juli 1955 veröffentlichte das BULLETIN DER BUNDESREGIERUNG aus einer Rede von Bundesaußenminister Heinrich von Brentano: „In der Tat stehen die Probleme, die nun tausend Jahre zurückliegen … in deutlicher Parallele mit denjenigen Problemen, die uns jetzt im Abendlan-
de wiederum bedrängen … Damals standen vor den Toren des Abendlandes, vor den Toren dieser Stadt, in der wir weilen, die heidnischen Nomadenscharen des Ostens; Verderben und Untergang drohten. Jetzt stehen wiederum, nicht sehr viel weiter von dieser Stadt entfernt, die Massen des Ostens, und wiederum sehen wir der Gefahr ins Auge, dass das Abendland von ihnen überrannt wird und ihnen zur Beute fallen kann. In gewisser Beziehung ist die Gefahr heute noch gewaltiger als damals …“

Und Bundeskanzler Dr. Adenauer ließ 1952 verlauten, dass „der sowjetrussische Nationalismus keine europäischen Züge mehr zeigt. Er trägt den Charakter von jenem Teil Asiens, in dem die Kultur zurückgeblieben ist …“

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Was an diesen Aussprüchen aus den letzten 50 Jahren deutscher Politik auffällt, ist die Verwen-
dung der Vokabeln „Volk“, „Abendland“, „Kultur“ als eine ideologische Waffe, die sich gegen ande-
re Völker richtet – ein Phänomen, das freilich nicht auf Deutschland beschränkt ist. Der französi-
sche Philosoph Jean-Paul Sartre sagte dazu kürzlich in einer Rede: „Wenn unsere Verantwortung so groß ist, und wenn wir so viele Fehler auf unserem Konto haben, dann deshalb …, weil wir in einer Zeit leben, in der die Kultur überall als Kriegswaffe benutzt wird. Manche Schriftsteller, man-
che Politiker machen das bewusst; andere unter dem Druck objektiver Kräfte, die sie nicht kennen. Die Kultur hat sich bereits verändert, es gibt schon vorgeschriebene Linien und Straßen, mit einem Wort: sie ist bereits zu einer militärischen Strategie geworden.“ Und er meint: „Überlegen wir, was bei uns vorgeht: Politiker, Finanzleute, Beamte und Soldaten haben plötzlich eine große Gefahr entdeckt: die griechisch-lateinische Kultur ist bedroht. Sofort sind sie ihr alle zu Hilfe geeilt. Der eine bot Geld zu ihrer Verteidigung an und der andere sein Schwert. Arme Kultur: wie gut hat man sie verteidigt! Wie viele Vereine – deren Sitz in Frankreich und deren Kasse in Nordamerika ist – werden mit Begeisterung gegründet. Sie nennen sich ,Verteidigung der Kultur’, ,Kultur und Frei-
heit’, ,Freiheit der Kultur’ usw. Schriftsteller teilten uns während des Indochinakrieges mit, dass das Parthenon in Todesgefahr sei: die Asiaten bedrohten es. Wir hätten eher geglaubt, dass die Vietnamesen die Interessen gewisser Banken und Unternehmer bedrohten. Wir irrten: Ho Tschi Minh hatte es direkt auf die Akropolis abgesehen. Man verteidigte angeblich Afrika in Saigon und Hanoi, man ließ sich angeblich dort für das griechische Wunder töten.“

„Weltfeind Nummer eins“

Die Technik dieser Propaganda ist bekannt. Adolf Hitler (in seinem Buch MEIN KAMPF): „Aus diesen Tatsachen heraus hat sich jede wirkungsvolle Propaganda auf nur sehr wenige Punkte zu beschränken und diese schlagwortartig so lange zu verwerten, bis auch bestimmt der Letzte unter einem solchen Wort das Gewollte sich vorzustellen vermag … Die Deutschen ahnen nicht, wie viel Leute irregeführt werden müssen, wenn man die Unterstützung der Massen wünscht.“

Wie diese Seelenmassage Hitlers auf das deutsche Volk gewirkt hat, sei an den Ausführungen eines Psychologen kurz verdeutlicht. Professor Dr. Wolfgang Hochheimer, Berlin, schreibt in einer Un-
tersuchung: „Der Nationalsozialismus war auch ein Experiment neuer Religionsstiftung … Ein lau-
ter Grundreiz hieß, ,Deutschland erwache!’, das heißt psychologisch: ,aktiviert Euch!’, ,wir aktivie-
ren Euch!’ Seelische Energien werden erweckt und müssen erweckt werden, um Parolen durchzu-
führen. Ein vielfältiges, propagandistisches Reizbombardement trägt zur Erweckung bei. Die zwei-
te Hauptstufe ist die Stiftung der Übertragung der angesammelten und aus der Tiefe erweckten Energien. In diesem Stadium werden Kanalisierungen gestiftet und steuernde Parolen eingeimpft. Nun branden Triebe und Emotionen in unseligem Gemisch, germanisch in ,Waberlohe’, und drän-
gen nach Abfuhr. Da Brutalität, Terror, Härte, ,Raubtier’, Grausamkeit ausdrücklich entbunden wurden, muss hierfür ein Objekt her … ‚Man braucht einen sichtbaren Feind, nicht bloß einen un-
sichtbaren’, sagte Hitler selbst … Nun fehlt nur noch die Personifikation des ,schlechthin Bösen’, und da wurde von Hitler der ,Jude’ eingesetzt, als der ,Antimensch’. Unzählige sinnverwandte Tautologien von Schlagworten hefteten sich in der NS-Zeit an diesen ,Weltfeind Nummer eins’, der psychologisch nur in Anführungszeichen Realität besitzt …“

Ein Weltbild aus Vorurteilen

„Welch triste Epoche, in der es schwerer ist, ein Vorurteil zu zertrümmern als ein Atom!“ sagte Al-
bert Einstein, der bekannte Physiker, einmal. Warum ist es eigentlich so schwierig, Vorurteile zu überwinden? Jean-Paul Sartre schreibt in seinen BETRACHTUNGEN ZUR JUDENFRAGE: „Nicht die Erfahrung schafft den Begriff des Juden, sondern das Vorurteil fälscht die Erfahrung. Wenn es keinen Juden gäbe, der Antisemit würde ihn erfinden.“ Und er schreibt: „Manche Menschen wer-
den von der ewigen Starre der Steine angezogen. Sie wollen wie Felsblöcke unerschütterlich und undurchdringlich sein und scheuen jeden Wechsel: denn wohin könnte der Weg sie führen? Sie wollen keine erworbenen Eigenschaften, sie wollen sie fertig in die Wiege gelegt bekommen … Der Antisemit flieht die Verantwortung wie sein eigenes Gewissen. Er wählt für sein Ich die Starre des Felsens und für seine Moral eine Stufenleiter morscher Werte. Er weiß, dass, was immer er tun mag, er auf der obersten Stufe bleiben wird, und dass, was immer der Jude tun mag, er höchstens die erste Stufe erklimmen kann.“ Und er schreibt: „Der Antisemit hat sich dem Hass ergeben, weil der Hass ein Glaube ist; er hat von Anfang an beschlossen, die Worte und die Vernunftgründe zu entwerten … Wenn demnach, wie wir gesehen haben, der Antisemit den Vernunftgründen und der Erfahrung unzugänglich ist, so nicht, weil seine Überzeugung so stark ist, sondern weil er von vornherein beschlossen hat, unzugänglich zu bleiben.“

Die Stehkragen-Proleten

Aber Sartre schreibt auch: „Es ist kein Zufall, dass das deutsche Kleinbürgertum von 1925 antise-
mitisch war. Dieses ,Proletariat im weißen Kragen’ hatte nur eine Sorge: sich vom wahrhaften Proletariat zu unterscheiden. Von der Großindustrie zugrunde gerichtet, von den Junkern ver-
höhnt, flog ihr Herz der Großindustrie und den Junkern zu. Das deutsche Kleinbürgertum ergab sich mit der gleichen Begeisterung dem Antisemitismus, wie es die Kleidung der Bourgeoisie trug, weil die Arbeiter international eingestellt waren, weil die Junker Deutschland beherrschten und sie es auch beherrschen wollten … Bei den Arbeitern gibt es so gut wie keinen Antisemitismus. Weil es unter den Arbeitern keine Juden gibt, wird man sagen. Aber diese Erklärung ist sinnlos, denn wenn dem so wäre, müssten die Arbeiter sich über diesen Ausfall beschweren. Die Nazis wussten das sehr wohl, denn als sie ihre Propaganda auf das Proletariat ausdehnen wollten, schufen sie das Schlagwort vom ,Jüdischen Kapitalismus’.“ Das Fazit aus allem: „Ich möchte den Antisemitismus den Snobismus der Armen nennen. Tatsächlich scheint es, dass die Mehrzahl der Reichen diese Leidenschaft eher für ihre Zwecke benutzen, als sich ihr mit Herz und Seele hinzugeben. Sie haben Besseres zu tun.“

Großbürger finanzieren Kleinbürger

Das „Bessere“ bestand und besteht in der Sicherung ihrer Interessen. Die Unternehmer der deut-
schen Großindustrie waren kaum Anhänger der nazistischen Ideologie; sie sahen auf den Klein-
bürger Hitler sogar mit einer gewissen Verachtung herab. Als sie ihre Interessen nach dem Ersten Weltkrieg durch die Arbeiterschaft gefährdet sahen, verhalfen sie jedoch eben jenem Kleinbürger zur Macht, um damit ihre eigene zu behalten. In dem Buch DIE BLUTLINIE, einer Dokumentation des Münchner Schriftstellers Kurt Hirsch (siehe Kritik Seite 27), ist festgehalten, wie früh schon sich die antidemokratische Agitation der NSDAP in klingender Münze auszahlte: „1921 gelang es Hitler, Kontakt zum konservativen ,Nationalen Klub’ in Berlin zu erhalten und auch dort Geldge-
ber zu finden. Ein Jahr später erhielt Hitler finanzielle Zuwendungen von Ernst von Borsig, der die Funktion des Vorsitzenden des ,Gesamtverbandes der Metallindustriellen’ bekleidete. Im Jahre 1923 zählte auch der Vorsitzende des ,Bayerischen Industriellen Verbandes’, Kommerzialrat Her-
mann Aust, Direktor der Kathreiners Malzkaffee-Fabrikation, zu seinen Förderern. Durch seine Vermittlung erhielt Hitler auch Spenden von Deutsch-Schweizern, die mit seiner Idee sympathi-
sierten. Im gleichen Jahr erschien Thyssen und spendete Ludendorff – der damals schon zum Hitler-Kreis gehörte – 100.000 Goldmark für den ,guten Zweck’. Eine weitere wertvolle Verbin-
dung zu konservativen und antisemitischen Kreisen wurde Hitler durch den Verleger und Ge-
schäftsführer der nationalen ,Süddeutschen Monatshefte’, Kommerzialrat Hugo Bruckmann, und den Klavierfabrikanten Carl Bechstein geschaffen. Es muss als Symptom bezeichnet werden, dass die ,Arbeiter-Partei’ von dem Inhaber einer Weltfirma gefördert wurde, der im feudalsten Hotel Münchens, den ,Vier Jahreszeiten’, residierte.“

Emil Kirdorf, der Beherrscher des Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikats, bekannte am 3. Januar 1937 stolz in der PREUSSISCHEN ZEITUNG: „Im Jahre 1927 bin ich zum ersten Mal mit dem Führer zusammengekommen. Ich fuhr nach München. In viereinhalb Stunden entwickelte mir Hitler sein Programm. Ich bat ihn, den mir gehaltenen Vortrag in einer Broschüre zusammen zu fassen. Diese Broschüre habe ich dann in meinem Namen in Kreisen der Industrie und der Wirtschaft verbreitet. In der Folgezeit fanden dann als Auswirkung der vom Führer verfassten und von mir verbreiteten Broschüre mehrere Zusammenkünfte des Führers mit leitenden Persönlich-
keiten der Industriereviere statt.“

Zu diesen „leitenden Persönlichkeiten“ zählten der Kali-Industrielle Arnold Rechberg, der „die Idee eines Kreuzzuges aller großen europäischen Nationen gegen den Bolschewismus vertrat und auf diesem Weg im Bündnis mit Frankreich eine deutsche Wiederaufrüstung verfolgt“ (Zitat aus Wal-
ter Görlitz ADOLF HITLER, 1952) ebenso wie der Ölmagnat Sir Henry Deterding, der König des Shell-Konzerns. Joseph Goebbels am 9. Januar 1932 in seinem Tagebuch: „Nachmittags rede ich vor der Wirtschaft. Je verzweifelter ihre Lage wird, desto größeres Verständnis bringen sie uns ent-
gegen …“

Die Investition macht sich bezahlt

Dass die Vokabeln „sozialistisch“ und „Arbeiter-Partei“ im Firmenschild der „Nationalsozialisti-
schen Deutschen Arbeiterpartei“ nur als propagandistische Floskeln für den Stimmenfang gedacht waren, erwies sich nach der Machtübernahme nur zu bald. Kurt Hirsch in dem genannten Buch: „Im Zuchthaus Brandenburg, das neben Plötzensee und Stadelheim eine bevorzugte Hinrichtungs-
stätte war, fanden vom 22. August 1940 bis zum 20. April 1945 insgesamt 2.042 Hinrichtungen statt, von denen 1.807 politischen Charakter hatten. Unter diesen wegen politischer Delikte zum Tode Verurteilten befanden sich 755 Arbeiter und Handwerker, 363 Angestellte technischer Beru-
fe, 234 Angestellte, 111 Gelehrte, Künstler und Journalisten, 33 Berufsoffiziere, 22 Studenten und Schüler und 21 Geistliche“, also kein einziger Industrieller, Finanzmann oder Generaldirektor.

Zwar lautete Punkt 13 des NSDAP-Programms 1930 noch: „Riesenbetriebe (Konzerne, Syndikate und Trusts) werden verstaatlicht.“ Aber bereits 1932 heißt es unter dem gleichen Punkt: „Der Nationalsozialismus wird auch größte industrielle Werke, solange sie in Privatbesitz bleiben (wir denken an Krupp, Mannesmann, Thyssen usw.) keineswegs als den Interessen der Gesamtheit zuwider laufend ablehnen … Der richtige Unternehmer ist sich seiner volkswirtschaftlichen Auf-
gabe durchaus bewusst, die Erzeugung so einzurichten, dass die Herstellungskosten immer ge-
ringer werden. Wohl das leuchtendste Beispiel solcher wahren Unternehmerdenkweise … Männer wie Mannesmann, Borsig, Kraus, Waffel …“

Der Trick wird wiederholt

Auch die CDU begann einmal „antikapitalistisch“. In ihrem Ahlener Programm vom Februar 1947 heißt es gleich am Anfang: „Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politi-
schen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpoli-
tik kann nur eine Neuordnung von Grund auf erfolgen.“ Und weiter: „Inhalt und Ziel dieser sozia-
len und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstre-
ben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein. Durch eine gemeinwirtschaftliche Ord-
nung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert.“

Zur Sicherung der Durchführung dieser obersten Grundsätze sah das Ahlener Programm der CDU vor: „Verhinderung der Zusammenballung wirtschaftlicher Kräfte in der Hand von Einzelperso-
nen, von Gesellschaften, privaten oder öffentlichen Organisationen, durch die die wirtschaftliche oder politische Freiheit gefährdet werden könnte. Kohle ist das entscheidende Produkt der gesam-
ten deutschen Volkswirtschaft. Wir fordern die Vergesellschaftung der Bergwerke.“

Dreißig Mann und die Fäden der Politik

Man darf annehmen, dass die CDU ihren Aufstieg nicht zuletzt diesen Gelöbnissen und Verhei-
ßungen verdankt. Eingelöst hat sie davon allerdings genauso viel wie vor ihr die NSDAP. Und während sie noch mit diesem „antikapitalistischen“ Programm auf Stimmenfang ging, bereitete sie schon die Wiedereinsetzung der alten kapitalistischen Kräfte vor. Wie weit die CDU/CSU ihrem eigenen Programm inzwischen abschwören musste, zeigt sich nicht zuletzt in einer Äußerung von Atomminister Balke, der vor dem Landesverband der Bayerischen Industrie im Dezember 1960 erklärte: „Eine Gesellschaftsordnung, die sich nur um einen möglichst hohen Lebensstandard be-
müht, ist marxistisch, auch wenn sie sich als antimarxistisch bezeichnet.“

Worum es Herrn Balke und Parteifreunden in Wirklichkeit geht, wird deutlich, wenn wir lesen, was in der FRANKFURTER RUNDSCHAU vom 16. April 1957 stand: „Wenn man sich die schein-
bar langweilige Lektüre des ,Adressbuchs der Aufsichtsräte und Direktoren’ und den ,Aktienführer’ zu Gemüte zieht, dann weiß man, dass es in der Bundesrepublik nach außen hin zwar keine Kartel-
le mehr gibt, dass aber die gesamte Wirtschaft – und damit auch das Rüstungsgeschäft – von einer Handvoll Männer (etwa dreißig) beherrscht wird. Zu diesen Männern gehören Adenauer-Freund Robert Pferdmenges und Adenauer-Schwiegersohn Hermann Josef Werhahn (letzterer mit ,janzcr Familie’). Bankier Pferdmenges, einer der einflussreichsten Bundestagsabgeordneten der CDU/ CSU, ist in 21 Aktiengesellschaften Aufsichtsratvorsitzender (14), stellvertretender Vorsitzender (2) oder einfaches Mitglied des Aufsichtsrates (5). Fünf Mitglieder der Familie Werhahn sitzen in den Aufsichtsräten von zusammen 35 Aktiengesellschaften. Dem Robert Pferdmenges und der Familie Werhahn wird in Geschäftsdingen so manches nachgesagt – zu behaupten, dass sie durch das Ge-
schäft mit der (von Freund und Schwiegervater Adenauer vorangetriebenen) Rüstung ärmer ge-
worden sind, wäre eine glatte Lüge.“

Wessen Interessen die von der CDU geführte Bunderregierung tatsächlich vertritt, zeigt dann auch ein Zitat von Fritz Berg, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, der vor wenigen Wochen ungeniert erklärte: „Es kann der Industrie nur recht sein, wenn alle Parteien vom Staat finanziert werden. Dann können wir viel Geld sparen und den in vielen anderen Ländern üblichen Weg gehen und uns die nötige Anzahl von Abgeordneten einfach kaufen.“

Von der Marktwirtschaft zur Strecke gebracht

Was dieses zynische Bekenntnis enthüllt, ist Eingeweihten längst bekannt: die mit Hilfe der CDU in Westdeutschland wieder zur Macht gekommenen alten Herren der Industrie haben heute aufs Neue mit den Schwierigkeiten zu kämpfen, die sie schon einmal zum Faschismus als letztem „Aus-
weg“ greifen ließen. Die durch eine mörderische Konkurrenz erzwungene Vervollkommnung der Produktionsmethoden (Mechanisierung, Rationalisierung, Automatisierung) hat dazu geführt, dass nur 17 Jahre nach dem letzten Weltkrieg auf dem Weltmarkt wiederum ein Überangebot an Waren herrscht. Ein Wettrennen um jedes Zipfelchen des Marktes hat eingesetzt. Ein Wettrennen, bei dem immer mehr kleine und mittlere Betriebe auf der Strecke bleiben müssen. So haben seit der Währungsreform rund 154.000 Handwerksbetriebe in der Bundesrepublik ihre Existenz ver-
loren. Die Illustrierte STERN schrieb im November: „Die Lage im Einzelhandel ist geradezu alar-
mierend. Eine Untersuchung hat ergeben, dass rund 100.000 Einzelhandelsbetriebe im Monat einen Gewinn von nicht mehr als 100 Mark (in Worten: hundert Mark) abwerfen.“ Nicht anders verhält es sich mit der Landwirtschaft: 20 Milliarden DM musste die westdeutsche Bevölkerung in den letzten sechs Jahren an Subventionen aufbringen, um den kränkelnden Bauernstand künstlich am Leben zu erhalten. Experten der Bundesregierung ist jedoch klar: von den 800.000 westdeut-
schen Bauernhöfen werden in kürzester Zeit mindestens 300.000 verschwinden. Man rechnet da-
mit, dass von den in der Landwirtschaft tätigen Menschen 1,5 Millionen ihr Brot verlieren und auf den Arbeitsmarkt der Industrie drängen werden. Übrig bleiben vorerst nur die „Großen“, die über-
all den Löwenanteil des Marktes an sich reißen: wie beim Einzelhandel, bei dem 30 Prozent der Unternehmen 80 Prozent des Umsatzes auf sich vereinigen – während sich um den kümmerlichen Rest von 20 Prozent 400.000 Kleinbetriebe vorerst noch streiten dürfen. Aus den Zahlen des Statistischen Bundesamtes ergibt sich, dass in der Zeit von 1950 bis 1960 die Zahl der Unterneh-
mer um 400.000 kleiner geworden ist, während die der Arbeitnehmer um 7 Millionen gestiegen ist. Und die Entwicklung geht rapide weiter. Weder die Profite der Unternehmer noch die Arbeits-
plätze können weiterhin als gesichert gelten.

Ein Buhmann muss her

„Ein Teil der antisemitischen Zwischenfälle, die sich in letzter Zeit in der Bundesrepublik ereignet haben, geht auf das Konto kommunistischer Provokateure. Einen eigentlichen Antisemitismus gibt es in der Bundesrepublik ebenso wenig wie einen nennenswerten Nationalsozialismus.“ Das erklär-
te Bundeskanzler Dr. Adenauer im Februar 1959 im britischen Fernsehen. Eine Erklärung für diese Erklärung liefert Professor Dr. Alexander Mitscherlich, Direktor der psychosomatischen Klinik der Universität Heidelberg, wenn er feststellt: „Viel von dem früheren Antisemitismus hat sich in den gegenwärtigen deutschen Antikommunismus verwandelt.“

In der Tat: der Ismus hat sich geändert – seine Funktion ist die gleiche geblieben. Je größer die Schwierigkeiten im Innern werden, desto mehr braucht man einen Feind, einen Teufel, einen schwarzen Mann, dem man alle Schuld in die Schuhe schieben kann. Wie wenig sich die antikom-
munistische Demagogie von der früheren Judenhetze unterscheidet, zeigt eine Kritik des FDP-Pressedienstes an einer Rede von Bundesminister Seebohm, früher Großaktionär arisierter Berg-
werke im Sudetenland, heute Präsident der sudetendeutschen Landsmannschaft. Das sonst gewiss nicht zimperliche FDP-Organ entsetzte sich: „Der Herr Präsident der Sudetendeutschen Lands-
mannschaft hat gesprochen. Fast hunderttausend Menschen hörten ihn am Pfingstsonntag auf dem Stuttgarter Killesberg, und es war eine böse Rede. Der Präsident sprach von ,Tollwut’, die angeblich aus dem Osten auf uns zukomme, von der Zahl der ,vorgedrungenen Wölfe und anderer Tiere’, die sich ,in letzter Zeit im Bundesgebiet gehäuft’ hätte, und meinte schlicht, dass diese ,Tiere … wegen Tollwut abgeschossen werden müssten’. Wohlgemerkt: der Präsident sprach von Men-
schen und bezeichnete diese als tollwütige Bestien. Und redete von ,Abschießen’. Wer diese Men-
schen sind, die der Herr Präsident ins bessere Jenseits befördern möchte, das wurde uns leider nicht überliefert. Auf jeden Fall sind es offenbar menschliche Wesen, die in ihren politischen An-
sichten nicht mit der erleuchteten Meinung des Herrn Präsidenten übereinstimmen. Und darum haben sie – wie kann es anders sein – ihr Leben verwirkt.“

Die innere Front

Im Juli 1948 hatte Dr. Heinrich von Brentano, der spätere Bundesaußenminister, noch erklärt: „In Deutschland sieht man sich leider zu sehr genötigt, alles, was den Osten angeht, in Schwarz-Weiß-Malerei zu sehen. Der unselige Versuch der Amerikaner, den antikommunistischen Feldzug zu füh-
ren, hat die Verwirrung der Leute nur vertieft.“ Das hinderte ihn aber nicht, sich mit der Politik der Weichensteller aus Amerika nur wenig später schon zu identifizieren und an der Verwirrung der Bevölkerung mitzuwirken. Brentano im September 1951: „Wir brauchen in Deutschland eine mili-
tante Demokratie, die bereit ist, sich ebenso entschlossen gegen die Feinde im Inneren wie gegen die Bedrohung von außen zu wehren …“

Wie diese „militante Demokratie“ beschaffen und gegen wen sie gerichtet ist, geht aus einer Äuße-
rung des bereits zitierten Ministers Seebohm hervor, der Anfang 1955 in seiner unmissverständli-
chen Art erklärte: „Die Aufstellung einer Wehrmacht ist nicht nur unter außenpolitischen Aspek-
ten, sondern auch aus Gründen der Innenpolitik notwendig, da ein Staat ohne Wehrmacht allen Kräften im Staat ausgeliefert ist.“

Auch die Nazis sprachen vom „inneren Feind“. In ihrer Zeitschrift DAS SCHWARZE KORPS hieß es beispielsweise: „So bilden die Konzentrationslager inselhafte Kampfgebiete der inneren Front, Kriegsschauplätze, an denen jeweils eine Handvoll Männer Deutschland vor dem inneren Feind bewahrt.“

Gegen den inneren Feind

Vom „inneren Feind“ ist immer dann die Rede, wenn der Entwicklungsprozess innerhalb unseres Wirtschaftssystems wieder jenen Punkt zu erreichen droht, an dem ein großer Teil der Bevölke-
rung an der Beibehaltung dieses Systems nicht mehr interessiert sein kann, weil es sie in ihrer Existenz gefährdet. Den „inneren Feind“ gibt es daher wirklich. Die Herren wissen schon, wovon sie reden. Es handelt sich dabei um alle die Menschen, die nicht zu den Nutznießern des Systems gehören und daher am Fortschritt der Gesellschaft interessiert sein müssen. Und wie wir gesehen haben, teilen sich immer weniger Einzelne in das Imperium der Nutznießer – während das Heer der Menschen, die schwer um ihre Existenz kämpfen müssen, immer größer wird: angefangen bei den Bauern, die von ihrer Scholle verdrängt werden, über die Vielzahl von Handwerkern und Ein-
zelhändlern, die in der Konkurrenz mit den Mammutkonzernen ihr Brot verlieren, bis zu den Mil-
lionen Arbeitnehmern, denen wieder einmal die Sozialleistungen gestrichen werden (aus denen man bisher doch soviel Propagandakapital zu schlagen wusste) und denen eine Kürzung ihrer Löh-
ne und Gehälter noch bevorsteht.

Je größer die Unzufriedenheit wird, desto straffer müssen die Zügel angezogen werden, desto hef-
tiger muss die Feindpropaganda in alle Hirne eingepeitscht werden. Für den Sand, den man ihr in die Augen streut, muss die Bevölkerung obendrein noch bezahlen. Die LIBERALE STUDENTEN-
ZEITUNG schreibt: „Mit Steuergeldern wurden die Wehrdienstverweigerer kleingemacht. Mit Steuergeldern sind die Wahlschlachten geführt worden. Mit Steuergeldern wurde die Aktion ,Kampf dem Atomtod’ bekämpft. Mit Steuergeldern wird man jetzt die Angst vor dem roten Mann schüren, um die Furcht vor dem schwarzen zu übertönen. Man malt den Teufel an die Wand, um vom Geschehen im Inneren des Hauses abzulenken. Alles mit Steuergeldern. Alles wie gehabt.“

Organisierte Verdummung

Die Feindpropaganda hat schon wieder totalitäre Ausmaße erreicht. Die Angst des Menschen in unserer immer weniger Sicherheit bietenden Gesellschaft wird benutzt, um ihn auf einen „Feind“ zu hetzen, der eigens zu diesem Zweck erfunden wurde. Der bekannte Wiener Wissenschaftler Igor A. Caruso schreibt in einer Untersuchung: „Die Angst ihrerseits steigert noch die bereits durch die Unterdrückung entfesselte Aggressivität, die nun auf Sündenböcke gelenkt wird; hier begegnen wir dem sozialen, dem rassischen, dem ethnischen, dem politischen Hass, der Kriegshetze und Aufrü-
stung, der barbarischen Verfolgung und zugleich tückischen Glorifizierung der Kriminalität u.v.a. Das Bewusstmachen dieser Widersprüche würde die soziale Struktur in Frage stellen; so wird das Bewusstwerden bekämpft, abgelenkt, verdrängt, durch ideologische Mystifikationen und Begünsti-
gung regressiver Triebtendenzen. Selbstzufriedener Spiritualismus (das Wort ,Geist’ wird prostitu-
iert); Geringschätzung der sozial-historischen Faktoren im Namen des freien Willens des einzel-
nen; Feindschaft gegen Technik und Fortschritt im Namen der Geistigkeit; negative, rein idealisti-
sche Kritik der Gesellschaft; oberflächlicher und kompromissbereiter Reformismus; in der Wissen-
schaft naiver Positivismus, in der Philosophie Agnostizismus, Idealismus, theoretisches Glasper-
lenspiel; Ästhetizismus, Formalismus, Eskapismus; apokalyptischer Pessimismus; Kult des Irratio-
nalen, Esoterismus, Okkultismus … – und das alles neben dem niederträchtigsten Materialismus im täglichen Leben, da nur die Macht des Geldes maßgeblich ist; für die Massen – organisierte Ver-
dummung (Kitsch, ‚Illustrierte’, fürstliche Bettgeheimnisse, Horoskope, manichäische Hetze gegen den Kommunismus neben systematischer Fälschung der Nachrichten und Desinformation im le-
benswichtigen Geschehen etc.).“

Schon 1950 warnte der Dichter Herrmann Hesse die Betrogenen: „Genau wie Ihr einst, es ist noch nicht lange her, Euch von Hitlers Propaganda die Todesangst vor den Bolschewiken so lange habt einschwatzen lassen, bis das ganze deutsche Volk bereit war, wieder einen Krieg auf sich zu neh-
men, so macht Ihr heute den Leuten, die am Zustandekommen eines neuen Krieges interessiert sind, die Freude, ihrer Reklame und Propaganda wie Behexte Glauben zu schenken und zuzustim-
men. Ein Krieg kommt nicht aus dem blauen Himmel herab, er muss vorbereitet werden. Ge-
wünscht aber, vorbereitet und suggeriert wird er durch die Menschen und Mächte, denen er Vor-
teil bringt.“

Der böse Feind und die Bollwerke

Für diese Menschen und Mächte ist es zweifellos von Vorteil, wenn große Teile der Bevölkerung in Angst vor dem „bösen Feind“ leben – denn dann brauchen jene nicht Angst vor der Bevölkerung zu haben. Hören wir einen, der von der Angst vor dem „bösen Feind“ noch frei geblieben ist, weil er sie durchschaut. In einer Sendung des NORDDEUTSCHEN RUNDFUNKS sagte der Schriftsteller Robert Neumann: „Es fällt mir auf, dass die mit der Kommunistenangst alle zu einer Schicht gehö-
ren, die einen lebendigen Kommunisten etwa so oft zu Gesicht gekriegt hat wie ein antisemitischer niedersächsischer Bauer einen lebendigen Juden – also nie. Nicht ein einziger Arbeiter ist unter denen, und das aus gutem Grund. Der hat schon einmal einen Kommunisten gesehen und weiß, dass der weder Hörner noch Schwanz noch Klumpfuß hat. Und kommt ihm der komisch, so sagt er: Maxe, halt die Klappe, ich kenne dich. Er hat vor ihm keine Angst. Und er erinnert sich, dass schon Hitler von allem Anfang an sich als ,Bollwerk gegen den Kommunismus’ verkauft hat – erst der Reichswehr, dann dem Bürgertum, dann der zahlungskräftigen rheinischen Industrie, dann sogar den englischen Konservativen. Dann hat die erste deutsche Regierung noch 1945 diese Linie den Amerikanern verkauft. Dann haben sich die alten Nazis damit der deutschen Regierung ver-
kauft – da sitzen sie, lauter Bollwerke.“

Rolf Gramke


Heute vom Dezember 1962, 10 ff.

Überraschung

Jahr: 1962
Bereich: Kommunismus