Materialien 1980
St. Adelheim – intern
In Stadelheim sind seit dem 14. Januar drei Häftlinge im Hungerstreik. Sie stellen folgende Forderungen:
1. Abschaffung der anstaltsinternen Zensur: Entgegen den einschlägigen Gesetzen (§ 70 StVollzG) verhindert die Anstaltsleitung den Bezug von Büchern über Verlage und Buchhandlungen von draußen. Abonnierte Tageszeitungen werden nur in Schnipselform und mit mehrtägiger Verspätung bzw. gleich gar nicht ausgehändigt.
2. Notwendige medizinische Versorgung, freie Arztwahl: Bei einem Gefangenen wurde die für eine Operation nötige Überweisung in die Münchner Zahnklinik abgelehnt.
3. Bessere Regelungen für die ,Freizeit’: 1 Stunde Hofgang auf 23 Stunden, die in der Zelle verbracht werden, entspricht weder den körperlichen noch den geistigen Entspannungsbedürfnissen. Möglichkeiten für Sport etc. sind kaum vorhanden.
4. Bundeseinheitliche Gesetze, auch für bayerische Knäste: In Bayern darf z.B. nur immer 1 Briefmarke reingeschickt werden, was zwangsläufig eine Reduzierung der Briefkontakte bedeutet; Besuch gibt’s insgesamt nur 1 (eine!) Stunde im Monat. Damit werden soziale Kontakte systematisch zerstört.
5. Keine Belegung der schon gebauten Hochsicherheitstrakte, Baustop für alle geplanten oder im Bau befindlichen ähnlichen Projekte.
Wir wünschen Euch viel Erfolg, Freiheit und Glück für ALLE !
Kollektiv Rote Hilfe München
Blatt. Stadtzeitung für München 164 vom 25. Januar 1980, 3.