Flusslandschaft 2003

Kapitalismus

Der Sozialstaat ist angeblich an seine Belastungsgrenze gekommen. Das neoliberale Credo lautet allüberall, dass ein schlanker Staat es dem Markt schon selbst zu überlassen hätte, wie er sich re-
guliert. Es kommt zu einem grundlegenden Bruch, zu einer historischen Mission im beginnenden 21. Jahrhundert, die eine schwarz-gelbe Regierung niemals hätte erfüllen können, die allein eine rot-grüne Bundesregierung angeht, indem sie den nachholenden Modernisierungsschub des Kapi-
talismus entfesselt durch Entgrenzung der Arbeitszeiten, Radikalisierung der Ausbeutungsverhält-
nisse und Neuregulierung und Entrechtlichung des Arbeitsmarktes – und dies mit dem kleinst-
möglichen Widerstand seitens der Lohnabhängigen.

In der Schweiz und anderswo —
Im Nest sitzen
die sauberen
ehrenwerten
Raubvögel
des Kapitals.
Zuhause werden
fein säuberlich
die Bilanzen
und Gewinne
poliert,
während wegen
dieser Geschäfte
Millionen Menschen
verhungern
und in Kriegen
umgebracht werden. —
Wer sich nicht
in dieses
fein säuberliche Nest
hineinsetzt,
wird als
Nestbeschmutzer
beschimpft.
Wolf-Dieter Krämer nach einem Vortrag von Jean Ziegler am 27. Februar beim Forum Republik in Dachau

„Someone once said that it is easier to imagine the end of the world than to imagine the end of ca-
pitalism.“1

(zuletzt geändert am 10.8.2018)


1 Frederic Jameson: „Future City“ In New Left Review 21/2003, 12.

Überraschung

Jahr: 2003
Bereich: Kapitalismus