Materialien 2009

An die Chefredaktionen der Münchner Medien

Georg-Elser-Initiative
Dr. Hella Schlumberger
Türkenstr. 61, Rgb.
80799 München

13.11.2009

Sehr geehrte Damen und Herren,

nach mehrtägigem Abwarten, ob nicht doch ein Bericht über unsere Georg-Elser-Reihe bei Ihnen erscheinen würde, haben wir uns entschlossen, Ihnen eine Frage zu stellen. Obwohl es nirgends richtig angekündigt war, kamen zur Georg-Elser-Preisverleihung an Beate Klarsfeld am 8. November 2009, bei der Günter Wallraff die Laudatio hielt, über 400 Menschen in den alten Rathaussaal.

Dies war der Höhepunkt einer gutbesuchten, vierteiligen Georg-Elser-Reihe anlässlich des 70. Jahrestages seines Attentats im Bürgerbräukeller auf Adolf Hitler.

Vorausgegangen waren am 1. November eine Talkshow mit Felix Huby im Gasteig, nahe am Ort der Explosion; am 6.11. eine Vorführung von Filmen über Georg Elser („Der Attentäter“ von Rainer Erler von 1969 mit den Darstellern) in der Akademie; am 7.11. das Gastspiel des Lindenhoftheaters Melchingen „Georg Elser – allein gegen Hitler“; am 8.11.2009 die Preisverleihung.

Wir halten es für nicht vereinbar mit den Grundsätzen eines demokratischen Journalismus, wenn die Anwesenheit von Beate Klarsfeld und Günter Wallraff in München in Ihrem Medium keinerlei Erwähnung findet. Beate Klarsfeld, die den Preis für ihr lebenslanges Engagement zum Aufspüren von Nazitätern und ihrem Überführen vor Gericht – nicht nur für ihre Ohrfeige des damaligen Kanzlers und Altnazis Kiesinger – erhalten hat. Sie wissen vielleicht, dass Beate Klarsfeld schon viele Auszeichnungen erhielt, in Israel den Golda-Meir-Preis, in Frankreich wurde sie zum Offizier der Ehrenlegion geschlagen.

In Deutschland, dem Land der Täter, ist dies ihre erste Auszeichnung, obwohl sie schon mehrmals für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen wurde. Günter Wallraff hatte an diesem Abend seine Rolle als Enthüllungsjournalist getauscht mit der des Laudators, der sie als „militante“ im Sinn der französischen Résistance bezeichnete.

Von diesem einmaligen Ereignis hat die Münchner Medienlandschaft nur einfach keinerlei Notiz genommen. Warum?

Für die Georg-Elser-Initiative München
Hella Schlumberger

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Diese und ähnliche Mails und Faxe wurden an die diversen Münchner Medien geschickt. Antworten gab es mehrheitlich keine, dafür ein trotziges: „Sind immer noch wir, die entscheiden, was unsere Leser Hörer und Fernseher zu lesen, zu hören und zu sehen bekommen. Außerdem haben wir über das Thema Elser schon ausführlich berichtet, wir verstehen Ihre Aufregung nicht.“


70 Jahre Bürgerbräu-Attentat – 65 Jahre Hinrichtung des Georg Elser – Veranstaltungen 2009/20010, München 2011, 61.

Überraschung

Jahr: 2009
Bereich: Medien