Flusslandschaft 2013

Wohnen

Mit einer Aktion auf dem Odeonsplatz zeigen am Dienstag, 19. März, der Deutsche Mieterbund, der Mieterverein München e.V. und das Kampagnennetzwerk Campact, wie prekär die Mietsitua-
tion in München und anderen Städten ist: Per Auktion vermieten sie auf dem Odeonsplatz eine Telefonzelle als „Wohnraum“ — nach Höchstgebot. Die DemonstrantInnen fordern wirksame Maß-nahmen gegen die Mietpreis-Explosion.1

In der Müllerstraße 6 im Glockenbachviertel stehen seit Jahren in einem 50er-Jahre-Bau Wohnun-
gen leer. Das Haus gehört der Stadt. Das zuständige Referat meint, dass eine Renovierung nur „mit einem ganz erheblichen Kostenaufwand möglich“ sei. Da wird die Goldgrund Family um Till Hof-
mann aktiv. Innerhalb kurzer Zeit hat die Gruppe unter dem Motto „Hier renovieren wir für die Stadt München“ als Gorillas verkleidet, mit Kreissäge, Pinsel und anderweitigem Werkzeug Anfang März mit rund 3.000 Euro und der tatkräftigen Unterstützung von Luise Kinseher, Mehmet Scholl, Sportfreunde Stiller, Marcus H. Rosenmüller, Moop Mama, Dieter Hanitzsch und Dieter Hilde-
brandt in kurzer Zeit eine vierzig Quadratmeter große Wohnung im 5. Stock renoviert. „Eine Wo-
che lang haben wir Böden gelegt, Fenster erneuert, gestrichen, Bad und Küche erneuert“, sagt Hof-
mann. Damit ist bewiesen: Eine Sanierung kann auch kostengünstig sein. Die Stadt will trotzdem abreißen und neu bauen. Sie hat aber nicht mit der öffentlichen Meinung gerechnet. Gegen Ende des Jahres lenkt sie ein.2

Für den Freitag, 25. Mai, organisiert der Mieterbund in München eine Demonstration gegen den drohenden Verkauf der Wohnungen an private Investoren ab 11 Uhr vor dem Finanzministerium am Odeonsplatz.3

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Zur Mieterdemo am 29. Juni um 13 Uhr auf dem Stachus ruft auch der SPD-OB-Kandidat mit eigenen Plakaten auf: „Dieter Reiter ruft auf zur Kundgebung: Stoppt die Mietpreisspirale.“ Das Bündnis für bezahlbares Wohnen, der Münchner Mieterverein, der VdK, die Aktionsgruppe Untergiesing, die Studierendenvertretung der Uni, der Verein Mieter helfen Mietern und weitere Beteiligte sind sauer, weil Reiters Plakat suggeriert, die Demo sei eine SPD-Veranstaltung.

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Mieter müssen in München laut einer Untersuchung des Marktforschungsinstitut des Immobili-
enverbands Deutschland
(IVD) vom Juli durchschnittlich 15 Euro pro Quadratmeter im Monat hinlegen. Die Preise steigen deutlich: Von 2010 bis 2012 etwa um 16,5 Prozent.

Für den 3. August lädt das Gaudiblatt zu einer Veranstaltung auf die Münchner Freiheit in Schwa-
bing. Das Kreisverwaltungsreferat will sie zunächst nicht genehmigen, nach Interventionen des Bezirksdausschusses kommt sie doch zustande. Unter anderem spielen die Einstürzenden Musi-
kantenstadel
6.Die Initiative Recht auf Stadt bringt „eine Runde Münchopoly mit: Dabei haben wir Zeitungsartikel zu den Straßenfeldern gelegt, die berichten wie Häuser ‚entmietet’ und Luxussa-
niert werden: Gollierstr. 20 im Westend, Dachauerstr. 2 in der Innenstadt, Preysingstr. 33/35 in Haidhausen, Blütenstr. 8 in der Maxvorstadt, Pfarrstr. 10 im Lehel, Klenzestr. 40 in der Isarvor-
stadt, Fraunhoferstr. 10 in der Isarvorstadt, Danklstr. 7 in Sendling, Arcisstr. 57 in der Maxvor-
stadt, Geyerstr. 14 in der Isarvorstadt, Reifenstuelstr. 2 in der Isarvorstadt, Pfarrstr. 10 im Lehel, (Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, ist wohl eher ‚die Spitze des Eisbergs’. Leider!)“7

Einerseits fehlt bezahlbarer Wohnraum, andererseits stehen Wohnungen und Häuser leer. Da informiert www.leerstandsmelder.de. Die Seite entstand in Hamburg; inzwischen sind mehrere Städte dazugekommen. München hat noch keinen Eintrag (Stand 24. August 2013). Du kannst Dich dort informieren, aber auch Spekulationsobjekte, vor sich hinrottende Mietshäuser oder leerstehende Gewerberäume, die es bei uns massenhaft gibt, melden, markieren und beschreiben.

20. Oktober: Ein blauer Doppeldeckerbus fährt das Haus in der Pilotystraße 8 an, das der Stadt gehört und das seit Jahren leer steht. Goldgrund veranstaltet eine Stadtrundfahrt für Spekulanten und Luxussanierer und macht hier Station.8

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Im Westend

Das Bündnis bezahlbares Wohnen, das sich aus 27 Mietergemeinschaften und Stadtteilvereinen zusammensetzt, initiiert das Projekt Leerstand 089. Bis zum Jahresende 2015 sind hier 400 Meldungen eingegangen.10

(zuletzt geändert am 9.6.2020)


1 Siehe www.youtube.com/watch?v=8MPJIO3dC80&list=UUwsGg1UEGq6LE64ZtKRh3Ug.

2 Siehe www.youtube.com/goldgrundimmobilien.

3 Siehe www.linksunten.indymedia.org/de/node/63742.

4 Foto © Volker Derlath

5 Aufkleber, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung

6 Siehe www.youtube.com/watch?v=200VjNjWNZ8.

7 www.rechtaufstadtmuc.wordpress.com/

8 Siehe www.sueddeutsche.de/muenchen/satire-aktion-in-muenchen-stadtfuehrung-fuer-immobilienhaie-1.1799314. Siehe auch www.facebook.com/leerstandmuenchen.

9 Foto © Volker Derlath

10 www.bezahlbares-wohnen.de

Überraschung

Jahr: 2013
Bereich: Wohnen