Materialien 1947

§ 218

Wir sind genug. Wir sind beinah zu viel!
Und mussten Raum und Gürtel enger schnallen.
Wer sich vermehrt, vermehrt die NOT von allen!
Wir sind genug! Es ist ein Trauerspiel.

Man sage nicht, wir liebten nicht das KIND
Grad weil wir’s lieben, woll’n wir’s glücklich sehen.
Millionen wissen nicht, wohin sie gehen,
nur, dass sie nirgends recht willkommen sind.

Wer das noch hat: Ein Dach, ein Bett und Lohn,
der kann und soll die alte Art erhalten.
Doch wem schon drei verhungern und erkalten,
für den heißt der Gebär-ZWANG Leid und Hohn.

Das Recht der Frau ist, dass sie selbst bestimmt,
was ihr am Herzen liegt in diesen Zeiten.
Wer will und darf ihr dieses Recht bestreiten,
den letzten Funken Freiheit, der ihr glimmt.

Heut, wo die ganze WELT in Wehen liegt,
woll’n wir uns weise in der Zahl beschränken
und bei dem Thema an das Eine denken:
Die ZEIT wird neugeboren! – Das genügt!

Heinz Hartwig


Der Simpl. Kunst, Karikatur, Kritik 7 vom Mai 1947, 82.

Überraschung

Jahr: 1947
Bereich: Frauen