Flusslandschaft 2014

Schwule/Lesben

Am Freitagabend des 7. Februar demonstrieren etwa dreihundert Menschen auf dem Marienplatz unter dem Motto „Rainbowvillage in München statt Homophobie in Sotschi“. Auf Transparenten ist zu lesen: „Smash Trans-Bi-Homo-Phobia“ und „IOC: Wo bleibt die olympische Idee?“ Am Ende der Kundgebung steigen regenbogenfarbene Ballons auf.

28. März: Nachdem es in Kiew zu einem homophoben Überfall auf den LGBT-Aktivisten Konstan-
tin M. kommt, der wenige Tage zuvor noch in München bei einer Tagung der Lesben-, Schwulen und Transgender-Community teilnahm, demonstrieren etwa vierzig Menschen nach einem Aufruf von Munich Kiev Queer1 spontan auf dem Marienplatz. Auf einem Transparent ist zu lesen: „Menschenrechte für alle statt Menschenjagd auf Minderheiten“

Am Samstag, 10. Mai, soll in München ein homophober Aufmarsch stattfinden. Eine seltsame Allianz aus christlichen Fundamentalist_innen, Rechtspopulist_innen, Nazis und weiteren Rechten will ab 14 Uhr am Wittelsbacherplatz starten, um ihre Hetze gegen Lesben, Schwule und andere Menschen, die nicht der heterosexuellen Norm entsprechen, in die Öffentlichkeit zu tragen. In letzter Zeit fanden solche Demonstrationen u.a. mehrfach in Stuttgart oder Köln statt, wobei sich dort stets etliche hundert Teilnehmer_innen einfanden. Stein des Anstoßes dieser Aktionen war der Entwurf des Baden-Württemberger Kultusministeriums, nicht-heteronormative Lebens-
weisen in den schulischen Sexualkundeunterricht einzubeziehen. Mit ihrem Slogan „Demo für Alle“ beziehen sie sich dabei auf das gleichbedeutende Motto der Massenproteste gegen die Ein-
führung der „Ehe für Alle“ in Frankreich 2012 und 2013. Wir werden dieses menschenverachtende Spektakel nicht zulassen. Stattdessen werden wir den homophoben Fundis unseren entschlossenen Widerstand entgegensetzen und emanzipatorische, queere und feministische Positionen offensiv auf die Straße tragen. Deshalb kommt alle am Samstag, dem 10. Mai, zur Gegenkundgebung um 13:00 am Odeonsplatz (vor dem Innenministerium). Gegen Homophobie und fundamentalisti-
sches Denken!

Der Protestzug der „Besorgten Eltern“ wird am 9. Mai mit der Begründung abgesagt, es habe Strei-
tigkeiten unter den Organisatoren gegeben. Darauf blasen auch die Gegendemonstranten ihre Kundgebung ab. Ein Kollege meint, ihm gefalle der Begriff „Gegendemonstration“ sowieso nicht. Besser fände er die Bezeichnung „Demonstration besorgter Bürgerinnen und Bürger“. Eine Kolle-
gin antwortet, sie fände „Aufmarsch von Kundgebungsteilnehmerinnen mit Menstruationshinter-
grund“ besser. Am 10. Mai findet zudem der „1000-Kreuze-Marsch“ der Abtreibungsgegner statt, bei dem, wie manche vermuten, auch „besorgte Eltern“, christliche Fundamentalisten und Rechts-
extreme teilnehmen werden. Das Münchner Jugendbündnis2 wirbt für lautstarke Gegenargumen-
te, hier vor allem für ein selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmte Sexualität. Um 14.30 ist der Sendlingertor-Platz weiträumig abgesperrt. Ein großes Polizeiaufgebot schützt die „Lebensschüt-
zer“ und beobachtet vor allem autonome GegendemonstrantInnen mit Argusaugen. Salbungsvolle Worte eines Redners werden wiederholt von Trillerpfeifen und Sprechchören unterbrochen. Schließlich setzt sich der fromme Zug unter schwerer Polizeibedeckung in Bewegung, begleitet von Gruppen, die Parolen skandieren wie „Hätte Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben“ und „Kondome, Spirale – Linksradikale“. Zuweilen kommt es zum Katz und Maus-Spiel zwischen autonomen Jugendlichen und der Polizei. Ein junger Mann läuft mitten im Polizeikordon, trägt eine große Regenbogenfahne und ruft laut „Kein Gott, kein Staat – kein Patriarchat“. Den Blicken der Abtreibungsgegner ist anzusehen, dass sie mit dem Begriff „Patriarchat“ überhaupt nichts anfangen können.3

Anläßlich des International Day Against Homophobia versammeln sich am 17. Mai etwa Hundert Lesben und Schwule zu einem Kiss-in auf der Thalkirchner Straße und ziehen von 22 bis 23 Uhr von dort ins Sub in der Müllerstraße.

Der CSD findet vom 12. bis 20. Juli statt. Näheres unter: www.csd-munich.de/web/news-details/items/csd-motto-2014-steht.html


1 Siehe www.MunichKievQueer.org.

2 Siehe facebook.de/muenchnerjugendbuendnis.

3 Siehe die Bilder vom „1000-kreuze-marsch“ am 10. Mai und den Protesten dagegen von Franz Gans.

Überraschung

Jahr: 2014
Bereich: Schwule/Lesben