Materialien 1946

Die Wahlversammlung

„Ich habe gehört, Sie waren ja kürzlich gar in München auf einer politischen Versammlung?“ fragt der Herr Pfarrer den Ochsendamasimmerl.

„Freili“, sagt der Simmerl, „und richti hat er gredt, derselbige, wo die Ansprach ghalten hat! Dass de zahln müassn, wo dran schuld san, und wo an Nutzen ghabt ham davo, aber dass ma de Kloan net unnötig schikaniern braucht!

Und dass a jeda des ghalten derf, wo er auf ehrliche Weis derarbeit hat. Und dass koan Bauern nix gnomma wern soll, des hat et aa gsagt.“

„Und die Religion?“ fragt der Herr Pfarrer dazwischen. „Feit si nix“, bestätigt der Simmerl, „dass de Religion frei ausgübt wern derf und dass de Bischöf und Klöster eahnan Besitz net antasten lassen, des hat a ausdrückli betont, zwoamal hat a des gsagt.“

„Also“, meint Hochwürden, „nacha bist doch bei der Versammlung von der Christlich-Sozialen Union gwesen?“ „I woass net recht“ , sagt der Simmerl, „i bin halt mit meim Schwager sein Bruada hinganga, – und nachher hams uns a so a Blattl mitgebn, i hab’s no im Sack, – da schaungs her, Herr Pfarrer, steht vorn drauf : ‚Kommunistische Partei’.“

L.H.


Der Simpl. Kunst, Karikatur, Kritik 12 vom Oktober 1946, 141.

Überraschung

Jahr: 1946
Bereich: KPD