Materialien 1975
Schönes Bayern: Rekord-Rüstung … Rekord-Arbeitslosigkeit
Bayern ist nicht nur das schönste Bundesland, sondern auch einsamer Spitzenreiter unter den Bundesländern, wenn es um die Aufrüstung der Bundeswehr geht. 1974 wurden von der Bundeswehr Aufträge in Höhe von ca. 1,5 Milliarden DM nach Bayern vergeben. Damit war der Freistaat mit 34,6 Prozent an den Inlandsaufträgen beteiligt. Bayern verdient den traurigen Namen „Rüstungsschmiede“ der Bundesrepublik zu sein.
Es gibt Kollegen, die der Meinung sind: „Wenn es den Großen gut geht, geht es auch mir gut“ oder: „Der Panzer sichert mir wenigstens meinen Arbeitsplatz“.
Schauen wir uns diese Äußerung etwas genauer an. Beispiel Panzerproduktion KM seit der ersten Auslieferung im September 1965:
Bundesrepublik 3.442
Belgien 441
Dänemark 120
Italien (mit Lizenzbau) 881
Niederlande 632
Norwegen 84
Australien 53
Schweiz 120
insgesamt 5.773
davon ca. ausgeliefert 4.000
Stolze Rüstungsgewinne verbergen sich hinter diesen Stückzahlen. Den Großen ging und geht es gut, aber mit unserem Lebensstandard sieht es nicht so glänzend aus. Nachdem die Tarifbewegung mit ihren dürftigen Abschlüssen über die Bühne gezogen wurde – für uns waren es nur 6,8 Prozent, das bedeutet ein Sinken unseres Reallohnes –, kann man wieder deftige Schlagzeilen lesen. Allein in der Springer-„Welt“ vom 26. März 75: „Metallgesellschaft hat glänzend verdient“, „Bremer Vulkan speit Gewinne“, „Commerzbank zahlt 17 Prozent“, „Bayerische Vereinsbank füllt das Sparschwein“.
Das mag für diesen Tag genügen. Denn am nächsten Tag geht’s so weiter. Wie sagte der Vorstandsvorsitzende Dr. Helmut Wolf auf der Jubilarfeier: „Dass auch wir als Gesamtunternehmen, genau wie der Einzelne es tun muss, eisern sparen und dass wir die Folgen, die sich für unseren Wirtschaftsstil dabei ergeben, auf uns zu nehmen haben.
Und flugs sparte der Vorstand ein: z.B. an Arbeitern – Entlassungen, Kurzarbeit, Rationalisierung. Und er sparte ein bei dem Geld der Arbeiter: 1975 – Reallohnabbau. Für Flick aber rollt die Panzerschlacht, steigt sein Profit, wird 1975 wieder ein glänzendes Geschäftsjahr.
Dass Arbeitsplätze durch die Rüstung sicherer werden, kann auch nur jemand bei KM behaupten, der die Augen vor der Realität verschließt, denn selbst die Kollegen im Panzerbau wurden vorübergehend an andere Arbeitsplätze versetzt. Und Bayern ist „Waffenschmiede Nummer eins“ (SZ, 22.4.75) und mit 5,8 Prozent zugleich Spitzenreiter in der Arbeitslosigkeit.
Unsere Forderung kann deshalb nur sein: Kürzung der Rüstung um vorerst 15 Prozent und Verwendung der Gelder für öffentliche Aufträge, wie z.B. Transrapid, Transurban, Umweltschutzanlagen und Verkehrs-Sicherheitseinrichtungen. Damit produzieren wir nicht für einen gefährlichen Schrotthaufen und unsere Arbeitsplätze werden sicherer.
Der Hammer. Zeitung der DKP-Betriebsgruppe für Krauss-Maffei vom Mai 1975, 3.