Flusslandschaft 2004
Fußball
»Einmal Löwe, immer Löwe?« Das Grünwalder Stadion inmitten des Stadtteils Giesing diente bereits seit 1911 als Spielstätte und wurde bis 1972 zusammen von FC Bayern und TSV 1860 genutzt. Mit dem Auszug der Bayern 1972 war es Heimat der Münchner Löwen bis 1995. Der Präsident beim TSV 1860 heißt Karl-Heinz Wildmoser. Anfang des Jahres werden Vorwürfe an Wildmoser und seinen Sohn bekannt: Sie sollen für den Bau der neuen Allianz-Arena an die Hauptauftragnehmer Alpine während des Ausschreibungsverfahrens interne Daten weitergegeben haben, die schließlich zum Zuschlag für diese Firma führten. Hierfür soll etwa ein Prozent der Vertragssumme von 280 Millionen Euro, also 2,8 Millionen Euro, als Bestechungssumme über verschiedene Strohmänner an sie geflossen sein. Am Ende nimmt Wildmoser jun. alle Schuld auf sich und verschwindet hinter schwedischen Gardinen. Manche Münchnerinnen und Münchner denken, was ist das für ein Vater, der alle Verantwortung leugnet und seinen Sohn für sich einfah-
ren lässt!?
Im Fußballstadion kommt es immer wieder zu Gewaltausbrüchen. Rassistische Grundhaltungen können sich in Schlachtgesängen austoben. Beim TSV 1860 München engagieren sich Fans „gegen Rechts“ und kritisieren zudem den Vereinspräsidenten.1 Am 15. März 2004 tritt Wildmoser als Präsident zurück.
Inzwischen ist das alte 60er-Stadion massiv vom Abriss bedroht und Spekulationsobjekt. Verschie-
dene Initiativen, z.B. die „Freunde des Sechzgerstadions“, versuchen das Stadion zu erhalten. Im Juli 2004 inszenieren im Stadion Andreas Ammer und Sebastian Hess die Sprachoper „Heimspiel – Sprachoper für Karl Valentin und ein Fußballstadion“. Mitwirkende Musiker: Sebastian Hess, Micha Acher, Andreas Gerth und Carl Oesterhelt. Sepp Bierbichler tritt in der Rolle des Karl Valen-
tin auf, Michael Tregor als Liesl Karlstadt, Günther Koch als Stadionsprecher.
1 Siehe „Interview mit Klaus Joelsen“ und https://jungle.world/artikel/2004/12/der-runde-muss-ins-eckige.