Flusslandschaft 1990
Knast
Die anhaltenden Proteste und Erosionserscheinungen in den Staaten des Warschauer Pakts strahlen aus und lösen zum Beispiel in bundesdeutschen Gefängnissen ein unwilliges Rumoren aus. Beim Ostermarsch am 16. April 1990 in München hat die im Sommer 1988 gegründete Gefangenengewerkschaft „Solidarität“ auch einen Infostand aufgebaut. Willi Weimar steht mit einer Drehorgel davor und lockt Interessierte an. Die Organisation unterstützt Gefangene in bayrischen Knästen in Konflikten, bei Protesten und Petitionen und prangert den im Vergleich zu anderen Bundesländern gnadenlosen Strafvollzug in Bayern an. Am 2. und 3. August läuft in der Justizvollzugsanstalt Straubing das Fass über. Im Januar haben sich vier Häftlinge das Leben genommen, im März kam es zu einem weiteren Suicid. Über hundert Gefangene stehen jetzt auf dem Dach des Wirtschafts- und Schulgebäudes und fordern Reformen. Ein brutaler Polizeieinsatz beendet die Revolte.1
1 Vgl. Sol-Info 11 vom Mai bis Juli 1990, 24 sowie 12 vom August – Oktober 1990, 6 ff.