Flusslandschaft 2015
Gedenken
Die Gemeinde Dietramszell liegt mit 5.300 Einwohnern im oberbairischen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Mitte Dezember 1913 beschloss der Gemeinderat von Dietramszell mit acht gegen acht Stimmen, Paul von Hindenburg und Adolf Hitler die einst verliehene Ehrenbürgerwürde nicht abzuerkennen. Schließlich erlösche eine solche Würde mit dem Tod des Geehrten. Daraufhin wur-
de deutschlandweit massive Kritik laut, die Gemeinde als „braunes Nest“ beschimpft. Tage später nahm der Gemeinderat diesen Beschluss einstimmig zurück.1 Am 1. Juli 2014 schraubten Friedo Niepmann, Martin Stiefel und Wolfram Kastner an der Klostermauer in Dietramszell einen vom Nazibildhauer Thorak geschaffenen Hindenburg-Kopf vom Sockel. Die Empörung in der Gemeinde war groß. Fasching am 17. Februar 2015: Bei der Dietramszeller Bettelhochzeit im Ortsteil Schön-
egg knöpft sich der ausrichtende Trachtenverein Kastner vor. Das ist wörtlich zu verstehen: Neben dem Misthaufen hängt eine Strohpuppe an einem Galgen mit der Aufschrift „Aktionskünstler – obacht gem!!!“. Kastner schreibt an die Dietramszeller Bürgermeisterin.2
Auf dem Kriegerdenkmal an der Dachauer Straße ist zu lesen: „Sie starben für Deutschlands Ruhm und Ehre. Den Toten der Bayerischen Eisenbahntruppe im Weltkrieg 1914 – 18.“ Wolfram Kastner und Hans-Peter Berndl entfernen am 4. Februar die Buchstaben R, U, H, M, D und schicken sie nach Berlin zu Händen von Frau Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Jetzt ist zu lesen: „Sie starben für Deutschlands Un Ehre …“ Eine Anzeige wegen „gemeinschädlicher Sachbe-
schädigung“ erfolgt prompt, die beiden Künstler ereilt ein „Betretungsverbot“ für den Platz des Denkmals, was die beiden nicht daran hindert, an dem inzwischen wieder ausgebesserten Denkmal am Montag, 13. Juli, ein Gedenkschild mit Montagekleber am Denkmal anzubringen: „Wir trauern um alle, die im Weltkrieg 1914 – 1918 grausam und sinnlos ihr Leben verloren. Die Toten mahnen uns, mit allen Kräften für Frieden zu sorgen und Kriege zu verhindern.“
Am 21. Februar fordert Das andere Bayern die Umbenennung des Marienhofs in „Kurt-Eisner-Platz“.3
Am 8. Mai 1945 kapitulierten das NS-Regime und seine Wehrmacht vor den Alliierten. Über 55 Millionen Menschen wurden Opfer der deutschen faschistischen Herrschaft. 70 Jahre später demonstrieren die Münchner Gewerkschaftsjugend und das Münchner Friedensbündnis am 8. Mai und feiern die Befreiung. Die Kundgebung beginnt um 17 Uhr vor dem Justizpalast in der Prielmayerstraße 7, die Demonstration der etwa 500 Menschen führt dann zum Gewerkschafts-
haus in der Schwanthalerstraße 64.4
Am 9. Juni breiten Terry Swartzberg und Stolpersteine. Initiative für München e.V. ein knapp
500 Meter langes Band mit insgesamt über 80.000 Unterschriften um die Mittagszeit auf dem Königsplatz aus.5
26. September: 10 Uhr Kranzniederlegung der DGB-Jugend am Mahnmal an der Theresienwiese, anschließend bis 18 Uhr antifaschistische Mahnwache des Arbeitskreises Aktiv gegen rechts in ver.di München
(zuletzt geändert am 13.1.2024)
1 Siehe http://www.hagalil.com/2014/01/dietramszell/.
2 Siehe http://www.hagalil.com/2015/04/dietramszell-3/.
3 Siehe https://www.dasanderebayern.de/aktionen/.
4 Siehe die Fotos von der Kundgebung und Demonstration zum „70. jahrestag der befreiung“ am 8. Mai von Richy Meyer. Siehe dazu auch www.hinter-den-schlagzeilen.de/2015/05/06/konstantin-weckerholdger-platta-stellungnahme-zum-8-mai/
5 Siehe www.change.org/stolpersteine, www.stolpersteine-muenchen.de und https://www.facebook.com/Change.orgDeutschland/posts/960202944011821.
5 Flugblattsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung