Materialien 2015

Was ist schlimmer: ein Schulversagerkind oder ein totes Kind?

Ob sich die kurdische alleinerziehende Mutter das fragt, wenn ihr Sohn vereidigt wird, kann nicht gewusst werden. Sie möchte mit ihrem neuen Partner vor der Kulisse des Nymphenberger Schlosses fotografiert werden. Sie sieht zufrieden und stolz aus. Sie trägt ein schönes Kleid. Der neue Mann an ihrer Seite trägt Anzug und Schlips. Der Sohn hat es geschafft. Vor ein paar Jahren noch drohte er zum Schulversager zu werden.


Das Nymphenburger Schloss am 27. Juni 2015


Die Feldjäger jagen Felder. Warum nur tun die das?


Die Bundeswehr bietet Ausbildung, Perspektiven, Reisemöglichkeiten und Einkommen.


Babyfaces mit und ohne zupplige Vollbärte stehen herum und warten auf Input. Die bräuchten einen warmen Kakao, aber keine Waffe in den Patschehändchen. Familieneigene Groupies auf High Heels und in schicken Kleidern, die an den scheinbar willenlosen Körpern nicht so richtig sexy wirken wollen, lehnen sich in die schwüle Luft von München-Neuhausen. Möchtegernfesche Jung-Frauen in Uniform schreiten über das Gelände. Rebellisch sein sollen andere. Sie haben ihren Weg gefunden. Sie sind unwilde Jugendliche, die zufrieden wirken (wollen). Ob sie in sich ruhen, lassen sie sich nicht anmerken. Freude am Leben sieht anders aus.


„Wir.Dienen.Deutschland.“ sagt die Bundeswehr in hauseigener Typografie.


Auf dass keine Mutter mehr ihren Sohn beweinen muss. Jodelte es einst in der Nationalhymne der Pazifismus verachtenden DDR. Möge es auch den Vätern und ihren Töchtern erspart bleiben!


Günter Wangerin bei der „GESA“, der „Gefangenensammelstelle“,
die durch ein dreieckiges Fähnchen besonders gekennzeichnet ist


Kleine spontane Schlusskundgebung an der Ecke
Menzinger Straße/Nördliche Auffahrtsallee


Fotos und Text: Felicitas Hübner

Überraschung

Jahr: 2015
Bereich: Frieden/Abrüstung