Flusslandschaft 2015

StudentInnen

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Am 22. Juli beginnt kurz nach 16 Uhr ein Demonstrationszug begleitet von der Express Brass Band von weit über 300 Studierenden, Professoren und Freunden der Architekturschule in der Karlstraße 6 von dieser durch die Barerstraße zu dem Architekturmuseum der TU in der Pinako-
thek der Moderne
, von dort in die Türkenstraße zum Sitz des Bundes Deutscher Architekten in Bayern, der Architekturbuchhandlung Werner und der Architekturgalerie, weiter zur TU, zum Zentralinstitut für Kunstgeschichte in der Katharina-von-Bora-Straße, weiter zum NS-Doku-
mentationszentrum
und zurück in die Karlstraße. Es geht den Studierenden um den Verbleib der Fakultät für Architektur der Hochschule München in dem traditionsreichen Gebäude an der Karl-
straße. Sie wenden sich gegen den von der Hochschulleitung und dem Bayerischen Kultusmini-
sterium geplante Aussiedlung der Schule in einen sogenannten Campus Nord an der Lothstraße.2

Die sich selbst verwaltende Hochschule verschwindet. Wettbewerb auf dem Forschungs- und Ausbildungsmarkt und „Standortkonkurrenz“ werden zu den wichtigsten Steuerungsinstrumenten der Hochschul- und Forschungsentwicklung. Lehre und Forschung werden genauso privatisiert wie Einrichtungen der kommunalen Daseinsvorsorge. Werner Rügemer kritisiert: „Die Privatisie-
rung führt genau zum Gegenteil von dem, was sie verspricht: nicht zu mehr Wettbewerb sondern zu Monopolen, die Kommunen werden nicht entlastet, sondern belastet, die Preise werden nicht niedriger, sondern steigen, es entstehen keine neuen Arbeitsplätze, sondern es werden Stellen abgebaut, die Infrastruktur funktioniert nicht besser, sondern schlechter, der Konsument wird nicht zu seinem Vorteil, sondern zu seinem Nachteil bedient und die Umwelt wird nicht mehr geschont, sondern mehr in Mitleidenschaft gezogen.“ Im Bereich der Hochschulen hat das hum-
boldtsche Bildungsideal weitgehend ausgedient. Seinen Platz hat der hayeksche Glaube an die Überlegenheit der Markt- und Wettbewerbssteuerung einer „unternehmerischen“, vom Staat „entfesselten Hochschule“ (so Detlef Müller-Böling, ehemaliger Geschäftsführer des Centrums für Hochschulentwicklung der Bertelsmann Stiftung) eingenommen.3


1 Fotos © Volker Derlath

2 Siehe www.architekturschule-karlstrasse.de/chronik-news/.

3 Wolfgang Lieb betrachtet die „Funktionale Privatisierung staatlicher Aufgaben – am Beispiel öffentlicher Hochschulen“ auf www.nachdenkseiten.de/?p=27623.

Überraschung

Jahr: 2015
Bereich: StudentInnen