Materialien 2015
Nikolaus bei der Umweltgewerkschaft
Ho-hoo, ihr Leute, seid nur froh,
denn morgen kommt der Nikolo.
Ich bin zu früh dran. Ja, ich weiß:
Muss erst noch kaufen all den Scheiß,
den ihr in Briefen habt bestellt,
damit’s auch euer’m Kind gefällt.
Das Ballerspiel mit Batterie,
das gab’s bei uns im Himmel nie.
Da muss ich schaun, ob ich’s noch krieg’
am Weihnachtsmarkt bei Blasmusik:
Vielleicht am Lichterketten-Stand,
da findet sich so mancher Tand.
Da drängelt sich’s, da fließt der Strom,
beleuchtet unterm Frauendom.
Da funzelt’s bunt, da glitzert’s hell,
es funkelt, blitzt und blinkt so grell.
Das kostet kräftig Energie,
wie über’s Jahr ansonsten nie.
Das wärmt das Herz, und obendrein
bringt’s e-on auch viel Kohle ein.
Da rauscht der Zähler rasend schnell,
tönt megawattweis’ Jingle-Bell.
In frühadventlich “staader” Zeit
kocht Glühwein zwecks Gemütlichkeit.
Ja, macht nur fröhlich weiter so
und spült das Klimaziel ins Klo!
Das bisschen Weihnachts-CO-2
für’n Bratwurst-Grill ist einerlei.
Was soll der Geiz?! Macht fleißig mit:
Setzt frei das Kohlendioxid!
Dann wird’s im hohen Norden warm
für meine kleine Rentier-Farm.
Vielleicht bau ich noch Erdbeer’n an,
soweit ich alter Mann das kann.
Mir wird’s schön mollig und kommod,
stirbt ewig’s Eis den Wärmetod.
Die Menschheit gibt sich alle Müh’,
heizt ein dem Erdball krass wie nie.
Beim Fracking wird Chemie verpresst
in tiefe Schichten – für den Rest
an Erdöl, der noch nicht verprasst
zum Autofahr’n in aller Hast.
Und wenn die Landschaft spröde bricht,
dann kriegt sie halt ein Mondgesicht.
Bald setzen Menschen ihren Arsch
beim Sonnensegeln auf den Mars,
damit die Erde sterben kann.
Dann hab’ ich endlich Ruh’ im Tann.
Drum freut Euch, wenn der Pegel steigt,
die Küstenlinien bald vergeigt.
Dann wird nicht mehr vor mir gebangt;
dem Krampus seine Rute langt.
Ich meld’ mich ab zum warmen Lenz,
nehm’ Nordpol-Urlaub auf Karenz.
Dann hör’ ich nichts mehr von Paris.
Dort ist das Klima ziemlich mies.
Da stehen zwanzigtausend Schuh
statt Demonstranten: Friedhofsruh’.
Nur weiter so voll Hysterie
mit Sicherheit in Agonie!
Jetzt muss ich aber weiter schau’n,
mir einen Weihnachtsbaum noch klau’n,
bevor es Palmen nur noch gibt.
Dann wär’ der Christbaumschmuck versiebt:
Wohin mit Sternen aus Papier?!
Die Kugeln gäb’ ich letztlich mir.
Verzeiht die düstere Vision
zur Weihnachtszeit! Ich seh’ mich schon
wie auf der Südhalbkugel steh’n,
im Sommer schwitzend fast vergeh’n
als Weihnachtsmann mit Stab und Bart.
Das wär’ mir Nordlicht doch zu hart.
Drum bitt’ ich dringend: Setzt Euch ein
für Eure Umwelt! Klemmt Euch rein,
damit der Frevel wird gestoppt!
Nicht dass das Thermometer ploppt!
Dezember ohne Frost und Schnee
wär’ gar nicht gut und aa ned schee.
Es reicht halt nicht, wenn jeder still
sortiert und trennt den Haushaltsmüll.
Ihr müsstet protestieren, gell,
und widersteh’n dem Gabriel,
der Kohlekraftwerks-Politik
als Erzengel den Segen gibt.
Erneuerbar – das läg’ im Trend –
wär’ die Regierung, die jetzt pennt.
Sie bläht sich auf, doch tut nicht viel
für’s anvisierte Klimaziel.
Stattdessen wird geschont VW,
jahrzehntelang geschönt, o weh!
Ich sag’ Euch eins, Ihr lieben Leut’,
bevor Ihr’s bitter noch bereut:
Es wird nicht klappen zum Erfolg,
solang’ sich nicht erhebt das Volk,
zu retten, was zu retten ist.
Drum werde Klima-Aktivist!
Das geht nicht locker, nicht so leicht.
Doch wird die Wende nicht erreicht,
dann treibt’s Millionen in die Flucht,
wo jeder nur noch Zuflucht sucht
vor Dürre oder Meeresflut.
Das tät’ der Menschheit gar nicht gut.
Jetzt aber los – zum Konsumier’n!
Der Weihnachtsmarkt muss sich rentier’n.
Mein Rentierschlitten steht bereit,
mit dem ich durch die Lüfte gleit’
ganz ohne Sprit und Pi-pa-po.
Ich sag’ hallo – und ciao! – Ho-hoo!
Text und Performance: Wolfgang Blaschka