Flusslandschaft 2016
Stadtviertel
In München formiert sich der Widerstand gegen die Pläne der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) für das Münchner Stadtklinikum. Laut Stadtratsbeschluss sollen 770 Betten abgebaut und 23 Abteilungen geschlossen werden, das Personal soll 2022 gegenüber 2013 um 23% reduziert werden. Das sind 1.485 Beschäftigte. Dies betrifft alle städtischen Kliniken, vor allem Schwabing und Harlaching. Die Maßnahmen werden beide Kliniken in ihrer Existenz gefähr-
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Die Taufkirchner leiden unter dem Lärm der A 995. Für Montag, den 27. Juni, planen sie eine De-
monstration und wollen dafür die Bundesfernstraße zwischen der Anschlußstelle Taufkirchen-West und Oberhaching am frühen Abend für eine Stunde sperren lassen. Das Landratsamt unter-
sagt das Vorhaben. Das Verwaltungsgericht München lehnt einen Eilantrag, der das Verbot aufhe-
ben soll, ab. Die Kläger sind enttäuscht: Das Recht auf Individualverkehr stehe über dem Recht auf Versammlungsfreiheit. Es bleibt nur noch eine Kundgebung für besseren Lärmschutz um 18 Uhr auf dem Parkplatz an der Anschlussstelle Taufkirchen-West.
Das „Schnitzelhaus“ an der Kreuzung Schwanthaler-/Schießstättstraße im Westend steht seit vie-
len Jahren leer. Ursprünglich war hier die Traditionsgaststätte Westendhalle beheimatet. Manche Bewohnerinnen und Bewohner des Viertels erinnern sich noch daran, dass vor Jahrzehnten hier
an jedem Wochenende eine Kapelle zum Tanz aufgespielt hat. Und zum 100. Geburtstag von Erich Mühsam feierten hier am 6. April 1978 Augustin Souchy, Hanns Meilhamer und zweihundert weitere Leute. Am 10. September protestieren von 11 bis 17 Uhr Anwohnerinnen und Anwohner gegen diesen skandalösen Leerstand.
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Im Randstein bei der Trambahnhaltestelle Ecke Sonnenstraße/Lindwurmstraße findet sich diese Tafel. Die Lindwurmstraße, die „alte Straße nach Sendling“, wurde 1878 nach dem Dematologen und Chefarzt Joseph von Lindwurm (1824 — 1874) benannt.
Am 27. August protestieren Anwohnerinnen und Anwohner gegen den Leerstand im „Schnitzel-
haus“ und gegen den Leerstand im Anwesen Schwanthalerstraße 119/Ecke Schießstättstraße. Das „Dönerhaus“ steht seit über zehn Jahren leer. Es wurde 1864 gebaut und steht auf der Denkmal-
schutzliste. Es soll abgerissen werden; ein Neubau ist geplant.3
Der Elisabethmarkt in Schwabing ist ein kulturelles und soziales Biotop. Die Stadt will ihn moder-
nisieren. Manche Standlbetreiber finden das gut. Aber: „Eine Initiative sammelt seit drei Monaten Unterschriften gegen einen Abriss und Neubau der Hütten, damit ,der Flair und der besondere Charme dieses geschichtsträchtigen Schwabinger Platzes erhalten bleibt’, wie es in einer Petition an den Stadtrat und den Westschwabinger Bezirksausschuss heißt. ,Die Bürger von Schwabing’, so schreibt die Initiative ,Pro Elisabethmarkt’, fordern, dass die Stände bleiben – ,und zwar in ihrer jetzigen Form und an ihrem jetzigen Standort’. Der Initiator der Initiative, Hubertus von Medin-
ger, hat nach eigenen Angaben 13.000 Unterschriften beisammen, dazu kommen 1.500 Unter-
zeichner einer Online-Petition und womöglich noch viele weitere Unterstützer, ,denn viele Freiwil-
lige haben sich gemeldet und von uns Unterschriftenlisten angefordert’, teilt von Medinger mit. Der Zorn scheint groß zu sein über die Abrisspläne der Stadt. ,Alles Alte zu entfernen, heißt uns zu entwurzeln’, schreibt ein Unterzeichner der Petition.“4
(zuletzt geändert am 18.5.2023)
1 Siehe die Seite der „Bürger für unser Stadtklinikum“ http://bums.bayern/
2 Foto vom 7. Oktober: Richy Meyer
3 Siehe die Bilder der Kundgebung „voll gegen leerstand“ von Felicitas Hübner. Siehe dazu auch www.vollgegenleerstand.blogsport.eu/, www.leerstand089.de/, https://de-de.facebook.com/Leerstand089/, www.sueddeutsche.de/muenchen/wohnungsnot-in-muenchen-buerger-sollen-leerstand-melden-1.2558583 und www.sueddeutsche.de/muenchen/schwanthalerhoehe-doenerruine-und-schnitzelhaus-1.2410312.
4 Süddeutsche Zeitung 228 vom 1./2./3. Oktober 2016, R1.