Materialien 2016

Des Integrationsgesetz

von Wolfgang Blaschka – 04/2016

Weil du, Bayernland, so schön bist
– Ordnungstreue, Rechtsverkehr! –,
kommen nicht nur, wenn grad Föhn ist,
immer mehr Touristen her.

Manche kommen bis aus Syrien
oder aus Afghanistan
auf der Flucht vor den Martyrien
ihrer Heimat, klopfen an.

Von den Kriegen dort vertrieben,
die der Westen eskaliert,
sind sie leider nicht “von drieben”,
also auch nicht integriert.

Darum müssen sie erst bitten
hier um Zuflucht, um Asyl.
In Berlin wird drum gestritten,
wie, woher, warum, wieviel.

Weil wir hier in Deutschland leben,
gibt’s für alles ein Gesetz,
auch ein bay’risches daneben:
“Des Integrationsgesetz”.

Da wir Traditionen lieben
– Berge, Brezen, reines Bier –,
hängt die CSU durchtrieben
hoch die Latte: Mia san mia!

Darum sei jetzt angeraten
den Migranten, – dass ihr’s wisst:
Moslems, esst halt Schweinebraten!
Passt euch an in kurzer Frist.

Wenn das BAMS euch auch belehrte,
Deutsch zu sprechen sei hier Pflicht,
herrschen hier spezielle Werte:
Niederbayern brauchen’s nicht.

Dass ihr nicht zuviel müsst lernen
etwa in der Oberpfalz,
dürft ihr euch nicht weit entfernen:
Residenzpflicht – Gott erhalt’s!

Erst wenn’s Bleiberecht gesichert,
kriegt ihr eine Arbeit – und
manch ein Gurkenbauer kichert –
einen Euro in der Stund’.

Akzeptiert nur uns’re Sitten:
Jodeljuchzer, Maibaumklau, –
schon seid ihr hier wohlgelitten.
Seid beim Volksfest immer blau!

Lernt die Bräuche, auch die derben!
Lehnt an Fenstern Leitern an,
um ein Bussel zu erwerben,
wie’s am Dorf wird gern getan.

Kommt uns bloß nicht – Mama mia! –
mit dem eig’nen Krampf daher:
Mit muslimischer Sharia
tut ein Bayer sich halt schwer.

Zwar wurd’ auch bei uns gepeinigt
und gevierteilt – immer gern!
Doch bei Ehebruch gesteinigt?
Das lag unsereinem fern.

Kopftuch? – Ungern wird’s geduldet,
weil’s die Frauen rechtlos macht.
Sei’s der Religion geschuldet,
wär’s genehm als Nonnentracht.

Dass wir uns recht christlich geben,
ist den Juden wohlbekannt.
Auch wo Protestanten leben,
war’n wir spät erst tolerant.

Gut, da ist auch Blut geflossen,
doch das war vor langer Zeit.
Selbst die SPD-Genossen
atmen heute ganz befreit.

Nur den schlimmen Kommunisten
war’n wir niemals zugetan.
Denn wir hassen Terroristen –
ganz d’accor mit Erdogan.

Diese Linken schützen Bäume,
Tier- und Menschenrechte sehr;
deren Multikulti-Träume
stör’n jedoch den Rechtsverkehr.

Wer verabscheut die Geheimkraft
der besorgten Bürgerschaft,
ignoriert die Volksgemeinschaft,
sitzt vielleicht schon bald in Haft.

Mit dem strengen Integrieren
stoppen wir die AfD.
Offenen Rassismus schüren
täte nur den Franken weh!

Bayern wird ein ganz moderner
Laptop-Lederhosen-Staat.
Nichts liegt einem Dirndl ferner
als die Hosenanzugs-Naht.

Merkel als Pastoren-Tochter
ist dem Horst zu liberal.
Mit dem Bundespastor pocht er
auf die Obergrenzen-Zahl.

Scheut der Bund derweil Gesetze,
die den Zuzug bremsen streng,
hilft vielleicht ein bisschen Hetze,
dass es bundesweit wird eng.

Mögen manche vorschnell lästern,
Deutschland würd’ zum Gottesstaat,
sagen wir nicht erst seit gestern:
Dazu fehlt uns noch die Tat.

Österreich schließt nun die Grenzen,
rammt am Brenner Pfähle ein.
Leider muss beim Zaun-Ergänzen
Südtirol dann “draußen” sein.

Gott verhüt’ Islamisierung,
sagt nicht nur die AfD.
Dass die Christianisierung
endlich wieder vorwärts geh’!

Frauen sollten mehr gebären
statt zu fliehen Heim und Herd,
dass die Deutschen sich vermehren,
Deutschland nicht islamisch werd’!

Seid extrem – nicht extremistisch! –
eingedeutscht und angepasst,
dass euch niemand „islamistisch“
oder Schlimm’res nennt – und hasst!

Seid nur sauber, pünktlich, reinlich;
meidet Alkoholverzicht!
Sei’s auch anfangs etwas peinlich:
Ohne Drogen geht’s hier nicht!

Feiert Weihnacht, Ostern, Pfingsten!
Falls ihr legt den Ramadan
auf die Fastenzeit, gelingt’s denn,
dass ihr nähert euch uns an.

Selbst wenn alles ihr versuchtet
– trotzdem schlägt der Syrer durch –,
überlegt euch, ob nicht fruchtet
notfalls ein Gesichtschirurg!

War’n die Vorfahr’n einst Migranten,
wirst du bald als Halbmigrant,
viertelfremd nach alt bekanntem
Volksverständnis anerkannt.

Das gilt nicht nur allen Fremden,
sondern zwingt zur Leitkultur
auch die hiesig braunen Hemden
zu korrekter Rechtsstaats-Kur.

Denn der Rechtsstaat ist kein linker,
wie der Name schon verrät.
Schärfen wir sein Recht nur flinker,
kommt die Konkurrenz zu spät.

Um die Rechten zu befrieden,
wird jetzt flott assimiliert.
Dann ist Frieden uns beschieden,
sind auch Nazis integriert.

Überraschung

Jahr: 2016
Bereich: Flüchtlinge