Flusslandschaft 1968

Kapitalismus

Nach Volkswirtschaftsprofessor Wilhelm Krelle häufen selbständig tätige Bundesbürger (ohne Landwirtschaft) von 1950 bis 1963 durchschnittlich 22.000 Mark Vermögen an, Arbeiter dagegen nur 2.100 Mark, ein Siebtel allen privaten Vermögens gehört einem Tausendstel der Bundesbürger und 1,7 Prozent der Bevölkerung gebieten über 70 Prozent der Produktionsmittel. Somit häuft eine Oligarchie von großen Familien viermal so viel Vermögen an wie 13 Millionen Arbeiter zusammen.

Thomas Seibert: „Wenn die freie Entscheidung zur Gleichheit und Solidarität in der Freiheit unse-
re Aufgabe ist – die Aufgabe eines nach vorne gewandten Antineoliberalismus –, dann ruft sie uns in die Geschichte zurück. Wer hegemonial werden will, muss in diesem Kampf glaubhaft machen, das Gemeinwohl zu vertreten. Dieser Vorschlag muss die konkrete historische Erfahrung, die Er-
fahrung der Kämpfe um Freiheit, Gleichheit und Solidarität reflektieren, und er muss auch die Nö-
te reflektieren, denen diese Kämpfe entspringen. Deshalb markiert der Mai 68 heute den wirkli-
chen, höchst konkreten, ganz materiellen Ausgangspunkt eines Antineoliberalismus, der die neoli-
berale Hegemonie zu Fall bringen könnte: weit er dem Neoliberalismus nicht ein Zuviel, sondern ein Zuwenig an Freiheit vorwirft: die Reduktion der Freiheit auf die negative Freiheit des zugleich borniert und verängstigt nur auf sich und sein Eigeninteresse vernagelten Privatindividuums.“1

(zuletzt geändert am 12.4.2023)


1 medico international rundschreiben 02/19 „Demokratie erneuern“, 46.

Überraschung

Jahr: 1968
Bereich: Kapitalismus