Materialien 2016

KMW tötet

Wer sich von Norden dem Unternehmen Krauss-Maffei-Wegmann (KMW) nähert, wird schon von Anfang an auf der Krauss-Maffei-Straße informiert, dass er oder sie sich auf einer Privatstraße be-
findet. Ein Polizeiauto fährt vorbei; ich werde gemustert. Dann passiere ich große Parkplätze, sehe vermehrt Sicherheitspersonal und stehe schließlich vor dem Haupteingang. Hier soll um 13 Uhr eine Kundgebung stattfinden. Securitys sprechen eifrig in kleine Kästchen, an denen kleine Anten-
nen zu sehen sind. Ein Polizeimannschaftswagen fährt vorbei. Ich sehe mir den Eingang an und entdecke an der mir der gegenüberliegenden Hausfront ein großes Transparent. „Da dürfens net fotografieren“, ruft erregt ein Wachmann. Ein anderer spricht mit der Zentrale. „Gengans, sag ich, des Transparent hängt hier doch, damit es jeder sehen kann.“ Nach einem Wortwechsel schickt mich der Mann zum Oberwachhabenden an der Pforte. Ich sage, „Sie, das möcht ich fotografieren, das Transparent, sonst nix!“ Der Oberwachhabende aufgeregt, „des kann ich nicht entscheiden! Gehens rein ins Büro!“ Im Büro sitzt der Oberoberwachhabende hinter einem Schreibtisch. Ich wiederhole mich. Der hinter dem Schreibtisch schaut seinen um ihn versammelten Stab an und zuckt die Achseln: „Meinetwegen!“ Ich wieder raus und knipse.

Inzwischen ist es schon spät. Von der Kundgebung ist weit und breit nichts zu sehen. Ich frage einen der Wachhabenden. Der schaut mich an, als ob ich einen an der Waffel habe. Ich frage einen zweiten. Der zeigt wortlos nach Süden. Ich mach mich auf den Weg und sehe dann ganz weit hinten ein rotes Zelt.

Eine Kundgebung vor dem Haupteingang war offenbar nicht möglich. Privatstraßen!

Etwa 50 Menschen hören beste Musik, ein Grußwort von Konstantin Wecker und einige Reden, die den Zusammenhang zwischen Rüstungsgeschäften, Kriegen und Flüchtlingsströmen herstellen.


Text und Fotos: Franz Gans

Überraschung

Jahr: 2016
Bereich: Frieden/Abrüstung