Flusslandschaft 2017
Alternative Szene
Die Auseinandersetzungen in der linksalternativen Szene nehmen zu, der Ton wird rauer. Die einen meinen, keinen Millimeter den Faschisten. Die anderen meinen, wenn die Rechten gegen Kriegskurs sind, dann haben sie doch nicht unrecht, weil sie rechts sind. Am 9. Oktober schreibt Diana Johnstone: „… Falls noch jemand Zweifel hat: ‚Rotbraun‘ ist ein Begriff, der verwendet wird, um jeden mit allgemein linken Ansichten – also ‚Rot’ – mit der faschistischen Farbe ‚Braun’ zu beschmieren. Diese Verleumdung kann darauf basieren, dass man die gleiche Meinung hat wie jemand auf der rechten Seite, auf derselben Plattform mit jemandem auf der rechten Seite spricht, gemeinsam mit jemandem auf der rechten Seite veröffentlicht wird oder auf einer Antikriegsde-
monstration gesehen wird, an der auch jemand auf der rechten Seite teilnimmt, und so weiter. Dies ist besonders nützlich für die Kriegspartei, da heutzutage viele Konservative den Krieg mehr ableh-
nen als Linke, die sich dem Mantra des ‚humanitären Krieges‘ verschrieben haben. Die Regierung muss Antikriegsversammlungen nicht unterdrücken. Antifa macht den Job. Selbsternannte radika-
le Revolutionäre können für die neoliberale Kriegspartei die nützlichste Gedankenpolizei sein … Die wirklich gefährlichen Menschen in den Vereinigten Staaten sind sicher an der Wall Street, in Washington Think Tanks, in den Chefetagen der weitläufigen Militärindustrie untergebracht, ganz zu schweigen von den Redaktionen einiger Mainstream-Medien, die derzeit eine wohlwollende Haltung gegenüber ‚Antifas‘ einnehmen – einfach weil sie nützlich sind, um sich auf den Außensei-
ter Trump statt auf sich selbst zu konzentrieren … Die oberflächliche Verwendung des Begriffs ‚Fa-
schist‘ behindert heute eine durchdachte Identifizierung und Definition des wahren Feindes der Menschheit. Im heutigen Chaos haben die größten und gefährlichsten Umwälzungen auf der Welt alle ihren Ursprung in derselben Quelle, die schwer zu benennen ist, die wir aber vorläufig verein-
facht als ‚globalisierten Imperialismus‘ bezeichnen könnten. Dies läuft auf ein vielschichtiges Pro-
jekt zur Neugestaltung der Welt hinaus, um den Anforderungen des Finanzkapitalismus, des mili-
tärisch-industriellen Komplexes, der ideologischen Eitelkeit der Vereinigten Staaten und dem Grö-
ßenwahn der Führer kleinerer ‚westlicher’ Mächte, insbesondere Israels, gerecht zu werden. Man könnte ihn einfach ‚Imperialismus’ nennen, nur dass er viel umfassender und destruktiver ist als der historische Imperialismus früherer Jahrhunderte. Es ist auch viel mehr getarnt. Und da es kein eindeutiges Etikett wie ‚Faschismus’ trägt, ist es schwierig, es in einfachen Worten anzuprangern. – Die Fixierung darauf, eine Form der Tyrannei zu verhindern, die vor über 80 Jahren unter ganz anderen Umständen entstand, behindert die Anerkennung der monströsen Tyrannei von heute. Der Kampf gegen den vorherigen Krieg führt zur Niederlage. – Donald Trump ist ein Außenseiter, der nicht hereingelassen wird. Die Wahl von Donald Trump ist vor allem ein ernstes Symptom für den Verfall des amerikanischen politischen Systems, das vollständig von Geld, Lobbys, dem militä-
risch-industriellen Komplex und den Konzernmedien beherrscht wird. Ihre Lügen untergraben die Grundlage der Demokratie. Die Antifa ist in die Offensive gegen die einzige Waffe gegangen, die sich noch in den Händen des Volkes befindet: das Recht auf freie Meinungsäußerung und Ver-
sammlungsfreiheit.“4
1 Aufkleber-Sammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung
2 Grafik: Bernd Bücking. In: Jan C. Zoelick, Postwachstum. Unser Leben nach dem Wachstumswahn, isw-Report Nr. 110, Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung München e.V., September 2017, 13.
3 Flugblatt-Sammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung
4 https://www.counterpunch.org/2017/10/09/antifa-in-theory-and-in-practice/