Flusslandschaft 1973
Bundeswehr
»Soldaten / Da liegen sie nun, / „angepaßt“, / in Reih und Glied, / tot, / ihre Gesichter sind noch schmerzverzerrt, – / und keiner kann mehr sagen, / was ihm wohler tat, / – Anpassung / – oder / – anpassende Herrschaft.« Wolf-Dieter Krämer am 1. März
„Komitee gegen Bundeswehrhochschule München – Am 18. Juni informierte das Komitee gegen Bundeswehrhochschule München die Presse über die Gründe des Protestes. Das Komitee sieht in der Errichtung von Bundeswehrhochschulen (1. Okt. 1973 in München und Hamburg) einen weite-
ren Versuch der Uniformierung, Reglementierung und Militarisierung unserer Gesellschaft. Orga-
nisation und Struktur der BwHs sind so angelegt, dass grundlegende demokratische Rechte und Kontrollen abgeschafft werden. Die in der Atmosphäre militärischer Hierarchie herangebildeten Absolventen der BwHs sollen leitende pädagogische, wirtschaftliche und öffentliche Positionen übernehmen. Hierdurch wird die Absicht verwirklicht, das gesellschaftliche Leben der Bundesre-
publik den antidemokratischen Interessen einer Minderheit zu unterwerfen. Das Komitee wehrt sich entschieden gegen den Versuch, die Bundeswehrhochschulen als Modell für die Reformhoch-
schulen in der Bundesrepublik zu propagieren. Dieses Modell steht an der Spitze aller reaktionären Hochschulkonzepte. Das Sonderstatut der BwHs erleichtert der Großindustrie die Kulturhoheit der Länder weiter auszuhöhlen und sich eigene Bildungseinrichtungen mit Hochschulcharakter zuzu-
legen. Gleichzeitig wächst so der Einfluss von Militär und Großindustrie auf die Lehre und For-
schung an den öffentlichen Hochschulen. – Die Errichtung von Bundeswehrhochschulen steht im totalen Widerspruch zu den Bestrebungen der Demokratisierung in allen Gesellschaftsbereichen. – Trägerorganisationen des Komitees sind: Fachgruppe Hochschule der GEW, DAG-Bezirksjugend-
vorstand München, Bund demokratischer Wissenschaftler, ASTA der TU München, ÖTV-Kreisju-
gendausschuss München.“1
Am 25. Juni verabschiedet die Bundesregierung das Gesetz zur gesetzlichen und finanziellen Gleichstellung des Ersatzdienstes mit dem Wehrdienst.
Von den insgesamt 47.666 Projekten in einer Kostenhöhe von 5,15 Milliarden DM, die die Län-
derbauverwaltungen für Baumaßnahmen des Bundes in den Jahren von 1971 bis 1973 (ohne den Anteil des Bundesverkehrsministeriums, der Bundesbahn und der Bundespost) vergeben haben, wurden allein – nach statistischen Angaben des Bundesverteidigungsministeriums – 36.578 Projekte im Wert von 4,258 Milliarden DM für militärische Zwecke, das heißt für Bauten der Bundeswehr, für die NATO-Infrastruktur und für fremde Stationierungsstreitkräfte vergeben.
(geändert am 19.10.2015)
1 tendenzen. Zeitschrift für engagierte Kunst 90 vom August/September 1973, 67.