Flusslandschaft 1954
Umwelt
Erich Kuby schreibt in einem Rundfunk-Feature: „… Für den Konsumenten ist die Natur nicht praktisch eingerichtet; deshalb zögert er nicht, sie nach seinen Bedürfnissen zu verändern. Wohin der Mensch geht, er begegnet immer ausschließlicher Resultaten seines Tuns; er ist der Sorge ent-
hoben, über den Sinn seines Tuns im Ganzen nachdenken zu müssen; er beschränkt sich darauf, über den Sinn seines Tuns von Fall zu Fall Rechenschaft abzulegen. Die Summe aus den vielen ver-
zweifelten Akten der Sinngebung von Fall zu Fall ergibt nicht einen großen Sinn, sondern einen ungeheuerlichen Unsinn … Die Welt ist nicht mehr, wie sie immer war. Der Konsument hat sich sein freudloses Paradies mittels eines wahrhaft beispiellosen, in der Geschichte unserer Erde noch niemals dagewesenen Energieverbrauches errichtet … Der Konsument ist psychologisch wie jener Esel konstruiert, der einem Strohbüschel nachläuft, das einen halben Meter vor seinem Maul an der Deichsel befestigt ist. Er kann sein Leben nur ertragen, wenn für ein pausenloses Programm mit immer neuen Nummern gesorgt ist. Die Katastrophe im geistigen Sinne ist also bereits da, wenn die Entwicklung nicht mehr expansiv sein kann. Dieser Punkt wird voraussichtlich noch zu unseren Lebzeiten erreicht, vorausgesetzt,wir haben noch 25 oder 30 Jahre zu leben …“1
1 Erich Kuby, Mein ärgerliches Vaterland. Eine Chronik der Bundesrepublik, Berlin 2010, 169 ff.