Flusslandschaft 1948

KPD

Ein junger Mann engagiert sich. Noch ist Ernst Schumacher völlig unbekannt, veröffentlicht aber schon Gedichte, die es in sich haben. Gerne würde er an der Münchner Uni zu Bertold Brecht pro-
movieren, arbeitet nun zunächst als Journalist und wird 1949 Mitglied der KPD. Aufgrund einer Strafanzeige wegen „nachrichtendienstlicher Agententätigkeit“ sitzt er, der Südbayern-Korrespon-
dent des Deutschlandsenders der DDR, im März 1953 in Untersuchungshaft in der Justizvollzugs-
anstalt Stadelheim. Schließlich promoviert er 1953 an der Universität Leipzig bei Hans Mayer, Ernst Bloch und Ernst Engelberg über „Die dramatischen Versuche Bertolt Brechts 1918 – 1933“. 1962 siedelt er in die DDR über und habilitiert sich 1965 an der Karl-Marx-Universität Leipzig.1

„Die Pressekontroll-Abteilung der amerikanischen Militärregierung verbietet am 13. Juli sämtliche Veröffentlichungen der KPD Bayerns einschließlich Flugzettel, Plakate und Broschüren auf die Dauer eines Monats. Anlass für die Maßnahme ist eine Karikatur im Informationsblatt der KPD,
in der die Bizone als Abfallkübel voll Ungeziefer dargestellt wird.“2

In der KPD sind auffallend viele Intellektuelle sowie Künstlerinnen und Künstler organisiert. Auch Ida Schumacher, die als „Ratschkathl“ mit ihren derben Auftritten Beifallsstürme auslöst.3

Auf der Liste der KPD wird Oskar Neumann in den Stadtrat gewählt und dort Koreferent für den Wiederaufbau Münchens. Anlässlich eines kritischen Besuchs der Ausstellung „Trümmerzeit“ im Münchner Stadtmuseum 1984 erinnert er sich daran, wie sehr der Wiederaufbau Münchens seine Grenzen an der Bewahrung der Eigentumsordnung von Grund- und Hausbesitz fand, wie aber auch Thomas Wimmer über die Parteigrenzen hinweg mit den Kolleginnen und Kollegen von der KPD gemeinsame Entscheidungen traf.4


1 Siehe „Sie sagen laut Gott …“ von Ernst Schumacher; vgl. Michael Schwartz (Hg.), Ernst Schumacher. Ein bayerischer Kommunist im doppelten Deutschland. Aufzeichnungen des Brechtforschers und Theaterkritikers in der DDR 1945 – 1991 (Biographische Quellen zur Zeitgeschichte 24), München 2007.

2 Chronik der Stadt München 1945 – 1948, bearbeitet von Wolfram Selig unter Mitwirkung von Ludwig Morenz und Hel-
muth Stahleder, München 1980, 388.

3 Herbert Hösl erinnert sich an seinen Eintritt in die KPD, deren Gruppenlokal die Gaststätte Kriegersiedlung damals in der Forstenrieder Straße, heute Albert-Roßhaupter-Straße war. Die ersten Mitglieder am 24. Juli 1945 waren seine Mutter Dora Hösl, dann Josef Angerer, Karl Roßbach, Wastl Steer, Karl und Anderl Zinner, der spätere Entnazifizierungsminister Heini Schmid, Anny Werkmüller und Ida Schumacher. Sammlung Dora und Herbert Hösl, Archiv der Münchner Arbeiterbewe-
gung. Siehe „Am Eierstandl“ von Ida Schumacher.

4 Siehe „Münchner Trümmerzeit mahnt: die Bewohnbarkeit schützen!“ von Oskar Neumann.