Flusslandschaft 2019
Stadtviertel
Der Eggarten im Münchner Norden beherbergt uralte Bäume, auch Fischreiher, Wechselkröten und Wildbienen. Das 21 Hektar große Areal wollen CA Immo und die Büschl-Gruppe mit 2.000 Wohnungen und einer fünfzügigen Grundschule vollstellen. Anwohner, Aktivisten und einige Stadträte protestieren. Leider stimmt der Stadtrat am Mittwoch, 24. Juli, für die Bebauung des Biotops. CSU-Stadtrat Johann Sauerer: „Das hier kann ein Fanal für die zukünftige Entwicklung sein. In der Stadt gibt es so viele Bauprojekte, wir kommen doch mit der Infrastruktur gar nicht mehr hinterher. Die Stadt braucht eine Pause, denn wir sind gerade dabei, eine Allerweltsstadt aus ihr zu machen.“
Das vor zehn Jahren für 150 Millionen Euro errichtete Rinecker Protonen-Therapiezentrum in der Schäftlarnstraße 133 am Isarkanal in Thalkirchen hat nie kostendeckend gearbeitet. Es beendet zum Jahresende seinen Betrieb. Für Investoren ist das Grundstück, auf dem das Zentrum steht, sicher nur dann interessant, wenn dort Wohnungen entstehen. „Wie aus der SZ zu erfahren war, wird das Rinecker Protonen-Therapiezentrum (RPTC) Ende des Jahres geschlossen. Vor drei Mo-
naten hieß es noch, die Uni-Kliniken München stünden in Verhandlungen für eine Kooperation. Das hat sich wohl wegen Kompetenzstreitigkeiten zerschlagen. Die Frage ist: Kann es sich Mün-
chen, kann es sich Bayern leisten, so ein Leuchtturmprojekt einfach fallen zu lassen? Das RPTC hat sich international einen guten Ruf für die schonende erfolgreiche Behandlung bestimmter Tumore erworben. Auch ich habe davon profitiert. Das Scheitern der Klinik war systemimmanent: Die Kosten für die Errichtung dieser komplizierten technischen Anlage waren so hoch, dass der Inve-
stor mit einem Rückfluss der Mittel oder einer Rendite nur bei einer sehr hohen Auslastung rech-
nen konnte. Die war aber deswegen nicht gegeben, weil viele private und öffentliche Kliniken sehr zurückhaltend mit der Weiterleitung von Patienten waren, auch wenn diese im RPTC bessere Be-
handlungsmöglichkeiten erfahren hätten. Inzwischen ist die Auslastung fast am Limit, aber sie genügt leider nicht, das aufgelaufene Defizit auszugleichen. Für das Fortbestehen des RPTC wäre es wichtig, wenn nicht nur durch die Medien und die Öffentlichkeit ein gewisser Druck entstünde, sondern es läge auch an der Politik, in dieser Sache aktiv zu werden. Ich will nicht mit „Bavaria One“ zum Mars, sondern im Land eine optimale medizinische Behandlung erhalten. Eine weitere Ansammlung von Luxuswohnungen dient zwar dem Investor, aber alle, die auf diese Form der Behandlung angewiesen sind, fallen hinten runter. Werner Hillinger, München“1
1 Süddeutsche Zeitung 262 vom 13. November 2019, R4. Siehe „Rettet das Protonentherapiezentrum“ von Thanasis Bagatzounis.