Flusslandschaft 2020

Umwelt

Ende Januar läßt eine Wohnungsgesellschaft ein Waldstück auf der Höhe Kristallstraße 22 und 24 roden. Mitglieder der Interessengemeinschaft Ludwigsfeld sind empört. Die Untere Naturschutz-
behörde leitet ein Bußgeldverfahren ein.

Am Samstag, 25. Januar, organisiert Extinction Rebellion zwischen 13 und 15 Uhr auf dem Mari-
enplatz ein Die-In, soweit es das Wetter zulässt. Die Regionalgruppe München des Musik-Aktions-Netzwerks Lebenslaute unterstützt die Aktion mit Musik. Motto: „Keine Produktion von Waffen, Munition und Rüstungsgütern! Kein Militär! Kein Krieg! Fluchtursachen beseitigen! Klima ret-
ten!“1

2

Bei der Demonstration der Fridays for Future fordern am 14. Februar Redner*innen dazu auf, am kommenden Samstag bei der Demonstration gegen die so genannte Sicherheitskonferenz teilzu-
nehmen.3

Der World Wildlife Fund (WWF) ruft zur Earth Hour auf. Am 28. März, Samstag, schalten um 20.30 Uhr Ortszeit Millionen Menschen auf der ganzen Welt für eine Stunde das Licht in den eigenen vier Wänden aus. In Deutschland beteiligen sich 367 Städte und Hunderte Unternehmen. In München liegen Frauenkirche, Theatinerkirche, Neues Rathaus, Friedensengel, Ruhmeshalle und Bavaria im Dunkeln.

Die Corona-Pandemie ist eine Folge menschlichen Handelns, eine Folge der Naturzerstörung und des ausbeuterischen Umgangs mit den Lebewesen dieses Planeten.​ Freilich profitiert die Umwelt zunächst von der Krise. Die Natur erholt sich. Das Virus hilft, dass Deutschland seine selbstge-
steckten Klimaziele für 2020 erreicht. Bedauerlich, dass es auf anderem Wege nicht möglich war. Aber keine Angst! Wir sehen nur eine Momentaufnahme. Mehr nicht. Bald wird die Produktion wieder anlaufen, ist wieder business as usual angesagt. Es sei denn …

4
Am 19. April soll die große Radsternfahrt unter dem Motto #MehrPlatzFürsRad jeweils um 13 Uhr in der Grasmeierstraße bei der Studentenstadt, in der Grafingerstraße vor dem Ostbahnhof, auf dem Parkplatz Westendstraße beim Westpark und vor dem Schloss Nymphenburg beginnen. Ziel ist der Königsplatz. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (adfc) hofft zunächst, dass es diesmal mehr als die 15.000 Teilnehmer sind, die letztes Jahr gezählt wurden. Am 22. März wird die Radsternfahrt abgesagt.5

Die Pandemie hat ihre Nutznießer. Deutschland ist der einzige EU-Staat, der seit 29 Jahren die europäischen Nitratvorgaben nicht einhält. Erst nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs musste die Politik handeln. Bauernverbände, in denen Vertreter der Agrarfabriken bestimmen, lehnen schärfere Düngevorgaben zum Schutz des Grundwassers ab. Gerade jetzt seien die neuen Auflagen dazu angetan, den Bauern jegliche Motivation zu nehmen, weiter zu arbeiten. Die Erpres-
sung wirkt. Der Bundesrat erlaubt in der letzten Märzwoche, dass weiter Gülle in Hülle und Fülle auf Felder ausgebracht wird. Erst 2021 würden neue Vorschriften erlassen. So wird die Krise poli-
tisch missbraucht, um alles Mögliche zu rechtfertigen.

Die größte Automesse Europas, die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA), soll vom 7. bis 12. September des kommenden Jahres nicht nur auf dem Messegelände in Riem, sondern auch auf Teilen des Königsplatzes, des Wittelsbacher-, des Odeonsplatzes, des Max-Joseph- und des Mari-
enplatzes stattfinden, so der Beschluss des Feriensenats des Stadtrats in nichtöffentlicher Sitzung am 29. April. Bund Naturschutz (BN) und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) prote-
stieren. Andreas Groh vom ADFC sagt: „Zukunftsfähige, stadt- und klimaverträgliche Mobilität be-
steht zu einem Großteil aus emissionsfreien, flächen- und energieeffizienten Mobilitätsformen wie dem ÖPNV, dem Fuß- und insbesondere dem Radverkehr. Bei einer Show für zukünftige Mobilität sollte wenigstens ein Viertel der riesigen innerstädtischen Ausstellungsfläche und des Veranstal-
tungsbudgets dem Fahrrad als besonders zukunftsfähigem Verkehrsmittel gewidmet sein.“ Dr. Thorsten Kellermann vom BN: „Ein derart weitreichender Eingriff in den öffentlichen Raum – ohne Beteiligung der Öffentlichkeit – ist ein Affront ohnegleichen. Hier muss die Öffentlichkeit einbezogen werden! Wir fordern von der Stadt, den Beschluss wegen dieses offensichtlichen Ver-
fahrensfehlers zurückzunehmen. Eine breit angelegte Diskussion um die nötige Verkehrswende in München muss von der Stadt ausgerichtet werden, nicht von Automobilkonzernen. Die Deutungs-
hoheit zur Verkehrswende muss von der Stadt ausgehen, nicht von Autokonzernen.“



6
Am Ersten Mai treffen sich um die Mittagszeit etwa ein Dutzend Aktivist*innen von Extinction Rebellion auf dem Stachus. Zur gleichen Zeit demonstriert fridays for future auf dem Geschwister-Scholl-Platz sowie parents for future auf dem Odeonsplatz.

Autobauer wollen Zuschüsse für veraltete Verbrennungsmotoren, die Lufthansa will Milliarden Unterstützung ohne jede Umwelt- oder Klimaauflagen. Schamlos verlangen Konzerne staatliche Hilfen, um sich zu retten, aber ohne eine Zukunft für Mensch und Umwelt zu bedenken. Das Kon-
zept der Kaufprämie hat schon einmal nicht funktioniert. Bei der Abwrackprämie 2009 wurden Käufe lediglich vorgezogen. Dabei werden Automobilkonzerne sowieso Gewinner der Krise sein. Im öffentlichen Nahverkehr ist die Infektionsgefahr größer. Für den 5. Mai ist der „Autogipfel“ im Kanzleramt angekündigt, wird aber nach Protesten in der Bevölkerung erst einmal abgesagt. Zusa-
gen der Regierung über staatliche Hilfen gibt es nicht. Die Lobbyisten werden weiter alle Hebel in Bewegung setzen.


Grafiker Günter Wangerin ist optimistisch. Er und seine Frau haben sich entschlossen, die Ab-
wrackprämie mitzunehmen. Sie lassen ihren Citroen verschrotten und haben den neuen BMW Corona bestellt. Wangerin: „730 km/h – wusch! Des is scho was! Solltet Ihr Euch auch überlegen: Schnell, wenig Sprit, umweltfreundlich.“

Am 29. Mai stehen einige Trachtler auf der Wiesn vor der Bavaria. Extinction Rebellion protestiert gemeinsam mit den Parents For Future gegen den Paragraphen 42 des Kohleausstiegsgesetzes: „Kein Beschiss beim Kohlekompromiss“.7

Den öffentlichen Raum vom Autoverkehr zurückerobern ist am 6. Juni das Ziel einer Aktion von Extinction Rebellion in der Türkenstraße in Schwabing. Rebell:innen besetzen Parkplätze mit Yo-
gamatten, Café und Tischtennisplatte, um zu zeigen, dass man die Straße nicht stinkenden Blech-
kisten überlassen muss.

Am Mittwoch, 17. Juni, übergeben Rebell:innen von Extinction Rebellion und Vertreter von Fri-
days for Future
und Fossil Free München den im Münchner Stadtrat vertretenen Fraktionen ein Positionspapier zur Beteiligung der Stadtwerke München an dem Energieunternehmen Spirit Energy übergeben. XR hält die Beteiligung der SWM an dem Unternehmen, das in der Nordsee Gas und Öl fördert, mit den Klimazielen der Landeshauptstadt für unvereinbar.

Am Freitag, 19. Juni, besetzen Rebell:innen sowie Freunde von Fridays for Future und Parents for Future den Eingang vor dem Bayerischen Finanzministerium am Odeonsplatz. Mit der Blockade protestieren sie gegen das Konjunkturpaket von Bund und Ländern in der Coronakrise. Auf Trans-
parenten steht: „Die Illusion des ewigen Wachstums muss aus der Politik verschwinden“ und „Für eine sozial-ökologische Finanzspritze“.8

Bitte beachtet auch die Dreibeiner, die generell übersehen werden. Dreibeiner brauchen Aufmerk-
samkeit. Fühlt sich einer von ihnen geschätzt, gewürdigt, geachtet, geht er achtlos am Bikerstore vorbei. Er hats dann nicht mehr nötig, seine Eier mit einer wummernde Maschine zu massieren, sich einzubilden, dass die Welt ihm offen steht, wenn er über Straßen brettert, dass ihm jemand zuhört, wenn er in der Albert-Roßhaupter-Straße den Motor aufbrüllen lässt, oder dass er zu einer verschworenen Männergruppe gehört. Freilich gibts Vorteile. BMW verdient mit seinen Zweirä-
dern fettes Geld und hat deshalb kein Interesse daran, dass misslaunige Gesundheitsapostel oder linksversiffte Grüne mit ihrer Ökoverbotsdiktatur uns letzten freien Männern das letzte bisschen Freude am Leben vermiesen. Seit 28. April droht die Straßenverkehrsordnung mit strengeren Stra-
fen. Der Bundesrat hat dem Bundestag gar vorgeschlagen, zeitweise Fahrverbote an Sonn- und Fei-
ertagen zu verhängen. Des Bikers Leidenschaft auch Leiden schafft: Am Samstag, 4. Juli, liegen schwere Dämpfe über dem mittleren Ring. Das Röhren der Motoren hallt in den engen Straßen Milbertshofens wieder. 20.000 Motorradfahrer legen trotz Verbot der Demo gegen Fahrverbote für Motorradfahrer durch das Kreisverwaltungsreferat den Mittleren Ring lahm. Auf Höhe der Schen-
kendorfstraße steigen gegen 10.45 Uhr Motorradfahrer von ihren Maschinen, um den Mittleren Ring zu blockieren. Polizisten reden ihnen gut zu. Gegen 10.55 Uhr gerät ein Motorrad im Luise-Kiesselbach-Tunnel in Brand. Der Tunnel wird gegen Mittag wieder freigegeben. Erst gegen 14 Uhr normalisiert sich der Verkehr auf dem Ring. Wie gut, dass die Automobilindustrie schon immer einen guten Draht zur bayrischen Staatsspitze hatte. MP Söder startet eine CSU-Petition gegen Fahrverbote. Schließlich ist Bayern Bikerland. Allein in München sind 70.000 Maschinen zugelas-
sen.

Für Mittwoch, 15. Juli, plant Extinction Rebellion ein Die-In um 18 Uhr auf dem Marienplatz und von da ab jede Woche.

Am Samstag, 18. Juli, beginnt um 15 Uhr eine Radldemo auf dem Odeonsplatz.9


Die Welt steuert weiter ungebremst in die globale Klimakatastrophe hinein. Da lassen Parents for Future mit Unterstützung von Extinction Rebellion nicht locker. Am Sonntag, 19. Juli, verbindet ab 17 Uhr eine Menschenkette die Matthäuskirche am Sendlinger Tor mit dem Marienplatz. Es neh-
men 800 Personen teil.10

„Vorteil der E-Mobilität – Für mich ist der wesentliche Aspekt für die E-Mobilität, dass diese eben ohne Gas oder Öl möglich ist. Seit mehr als 50 Jahren werden um diese Stoffe Kriege geführt. Die Umweltverschmutzung bei der Förderung ist ein weiterer negativer Aspekt. Wir kaufen jährlich für 100 bis 120 Milliarden Euro Öl und Gas ein. Dieses Geld könnte im Land bleiben, wenn wir Strom aus Sonne und Wind forcieren und dadurch viele Arbeitsplätze sichern. Wir könnten auch die Roh-
stoffe für die Batterien selbst erzeugen, Lithium aus dem Rheingraben, und die anderen benötigten Rohstoffe aus dem Erzgebirge. Aber es ist wie so oft aus dem Ausland billiger. Wir kaufen auch das T-Shirt aus Bangladesch, obwohl wir es früher selbst produziert haben. Franz Wimmer, Mün-
chen“11

Am Donnerstag, 6. August, schreibt XR-München einen Brief an den Münchner Flughafen, an die Lufthansa und an die Landeshauptstadt, die am Flughafen beteiligt ist. XR protestiert gegen die Wiederaufnahme des Linienflugverkehrs.12

Das Die-In von XR-München findet wie jede Woche am Donnerstag, 13. August, zwischen 18 bis 19 Uhr auf dem Marienplatz statt.

Am Freitag, 25. September, demonstrieren Menschen in über 450 Städten in ganz Deutschland für Klimaschutz. Allein in Berlin sind es 21.000 Demonstrant*innen. In München wird der Klima-
streik wegen des starken Anstiegs von Corona-Fällen und des Inzidenzwerts von über 50 in der Stadt abgesagt. Dafür gibts ab 14 Uhr auf der Wiesn eine Menschenkette mit dem Schriftzug „Kein-
GradWeiter“ von den Parents4Future. Die Generationen Stiftung unterstützt diese mit ihre oran-
genen Rettungsschirmen.13

Am 30. September, dem „Tag der Schulmilch“, protestieren Extinction Rebellion und Animal Rebellion vor dem Landwirtschaftsministerium in der Ludwigstraße mit einem Die-In gegen die Ausbeutung von Kühen und die Zerstörung der Lebensgrundlagen durch (Massen)tierhaltung.

Das wöchentliche Die-In von XR-München findet am Mittwoch, 7. Oktober, zwischen 17.30 und 19.30 Uhr auf dem Marienplatz statt.

2. September: Die-In und Tanzperformance auf dem Rotkreuzplatz14

2014 entschieden sich die Einwohner des Dorfes Mals im Vinschgau per Bürgerentscheid für ein kommunales Verbot chemisch-synthetischer Pestizide und erklärten sich zur ersten pestizidfreien Gemeinde Europas. Die Südtiroler Landesregierung und die mächtige Obstlobby ließen nichts un-
versucht, um das Referendum zum Scheitern zu bringen. Daraufhin beschloss das Münchner Um-
weltinstitut
, die Pestizidrebellen von Mals zu unterstützen und eine Kampagne zu beginnen, so dass sich 40.000 Menschen mit dem MalserInnen solidarisch zeigten. Um auch in Deutschland auf den Widerspruch zwischen der idyllischen Südtiroler Tourismus-Werbung und der intensiven Obstwirtschaft aufmerksam zu machen, startete das Institut im Sommer 2017 die „Pestizidti-
rol“-Kampagne, die die Südtiroler Tourismus-Werbung aufs Korn nahm. Daraufhin warf der Süd-
tiroler Landesrat Arnold Schuler dem Referenten für Agrar- und Handelspolitik Karl Bär und Mit-
gliedern des Instituts-Vorstands üble Nachrede zum Schaden der Südtiroler Landwirtschaft vor und die Dachmarke „Südtirol“ missbraucht zu haben. Auch Alexander Schiebel, der den Pestizid-
einsatz in Südtirol in seinem Buch kritisierte, und Jacob Radloff, der Geschäftsführer des oekom Verlags, der das Buch verlegte, wurden von Landesrat Schuler angezeigt und müssen nun eine jahrelange gerichtliche Auseinandersetzung fürchten. Im Fall des Instituts schlossen sich mehr als 1.300 Südtiroler LandwirtInnen der Anzeige an. Bei Schiebel und Radloff waren es sogar mehr als 1.600 Bäuerinnen und Bauern, die ihren Namen unter die Anzeige setzten. Allen Betroffenen droht nicht nur eine Geldstrafe, sondern sogar der finanzielle Ruin, denn jede/r der klagende/n Land-
wirtInnen könnte Schadensersatzforderungen geltend machen, wenn die Beklagten das Gerichts-
verfahren verlieren. Das Umweltinstitut: „Unser Fall ist nur ein Beispiel dafür, wie der Raum für zivilgesellschaftliches Engagement auch in Europa mehr und mehr eingeschränkt wird: Immer häufiger nutzen Industrie und Regierungen die Justiz, um Menschen, die sich für Grundrechte, soziale Gerechtigkeit oder die Umwelt einsetzen, mit solchen Klagen mundtot zu machen. Diese Art der Klagen ist als „Strategic Litigation against Public Participation“ (SLAPP) in die Fachlite-
ratur eingegangen und sind nach Recherchen der Universität Amsterdam in Zusammenarbeit mit Greenpeace International auch in der EU keine Seltenheit. Setzen wir uns nicht zur Wehr, wird unser grundlegendes Menschenrecht auf Meinungsfreiheit beschnitten. Deshalb vernetzen wir uns jetzt europaweit mit anderen Betroffenen, um gemeinsam die Widerstandskraft der Zivilgesell-
schaft zu stärken.“15

Anfang November kreisen Helikopter über den Wipfeln 250 Jahre alter Bäume im Dannenröder Wald. Hebebühnen und Bagger werden in den Jahrhunderte alten, gesunden Mischwald gefahren, während solidarische Anwohner:innen dicke Pullover an die Besetzer:innen verteilen. Unter diesen sind auch einige Münchnerinnen und Münchner. Begleitet von einem hohen Polizeiaufgebot erfol-
gen nun täglich Rodungen und Räumungen in einem Gebiet, das eine halbe Million Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgt, um eine völlig überholte Verkehrspolitik zu verteidigen – unge-
achtet der aktuellen Corona-Pandemie und unter massiver Kritik der Polizeigewerkschaft. Eine Münchnerin: „Anbetracht der Klimakrise ist es völlig unverantwortlich, eine natürliche CO2-Senke zugunsten einer Autobahn zu zerstören, auf welcher täglich mehr als 31.000 Autos fahren werden. Statt dem Ausbau der A49 braucht es jetzt eine klimagerechte Verkehrspolitik, die den ÖPNV attraktiv macht. Gerade in Zeiten von Artenverlust und Zoonosen, darf der Lebensraum wilder Tiere nicht einer Verkehrspolitik von gestern geopfert werden. Und: Leute! Tretet aus der Partei DIE GRÜNEN aus. Wir haben genug von deren Heuchelei!“

Die Stadt München ist über ihre Stadtwerke (SWM) an Spirit Energy beteiligt. Das Unternehmen fördert in erheblichen Maße Erdöl und Erdgas und setzt so mehr CO2-Emmissionen frei als alle anderen Sektoren der Stadt München zusammen. Gemeinsam mit anderen Umwelt-Organisatio-
nen bereiten die XR-Aktivist:Innen für den 6. November eine Aktion gegen das Engagement der Stadtwerke bei Spirit Energy vor.16

Am späten Abend des 10. November treffen sich ein paar XR-Aktivst:Innen vor dem Alten Rathaus am Marienplatz, um für den in ein paar Stunden dort tagenden Wirtschaftsausschusses des Stadt-
rats eine Botschaft vorzubereiten, die sich gegen den Bau eines neuen Gaskraftwerks richtet. Dieser soll als Ersatz für den umstrittenen Kraftwerksblock II in Oberföhring dienen, der mit Steinkohle befeuert wird und den die Stadtwerke München (SWM) entgegen einem Bürgerbegehren eventuell bis 2028 weiterbetreiben wollen. Als spontanen Protest und in Anmahnung an eine Energiewende wird ein Banner über dem Haupeingang aufgehängt. Die XR-Rebell:Innen verhalten sich bei der Aktion coronakonform, werden aber von der Polizei rund eine Stunde auf der Wache festgehalten. Gegen sie wird Anzeige wegen Verstoßes gegen die Coronaregeln angekündigt.

Unter dem Hashtag #BlockFriday finden am 27. November in Hamburg, Freiburg, Leipzig, Nürn-
berg und München Aktionen von #ExtinctionRebellion#ActNow pic.twitter.com/auH6khBgPA statt. In München stapeln KlimaaktivistInnen am Morgen vor der Zentrale des US-Internetriesen Amazon in München Pakete auf. Diese symbolisieren Umweltzerstörung, Steuerflucht, schlechte Arbeitsbedingungen, die Verdrängung des Einzelhandels und viele weitere Kollateralschäden.


Parents For Future München demonstrieren jeden Donnerstag, zum ersten Mal am 3. Dezember, von 17 bis 18 Uhr auf dem Marienplatz: „Die Zeit ist bewusst begrenzt auf eine Stunde. Es gibt keine großen Aktionen, keine Reden, keine Bühne. Es ist ohnehin bereits alles gesagt. Wir lassen Banner und Plakate sprechen. Wir wollen einfach Menschen die Gelegenheit geben vorbei zu kommen, sich zu informieren und sich auszutauschen (nachdem sonst ja derzeit keine Treffen möglich sind).“17

Fossil Free München protestiert am Freitag, 11. Dezember, auf dem Marienplatz gegen die 31pro-
zentige Beteiligung der Stadt München an dem Energieunternehmen Spirit Energy und fordert erneut den Ausstieg aus dem Joint Venture. Das Unternehmen fördert in der Nordsee in erhebli-
chem Umfang Gas und Erdöl, was im Widerspruch zu den klimapolitischen Zielen der Landes-
hauptstadt steht.18


Der Dannenröder Forst ist gerodet, eine Baumbesetzerin ist bei einem Polizeieinsatz schwer ver-
letzt worden, Aktivist*innen haben Anzeigen bekommen und müssen sich vor Gerichten verant-
worten. Seit Mitte November hat ein Bündnis aus Ende Gelände, Fridays For Future, Students For Future und Antikapitalistisches Klimatreffen eine Demonstration für Freitag, den 18. Dezember, angemeldet. Erst am 16. Dezember nach 20 Uhr teilt das Kreisverwaltungsreferat den Veranstal-
tern per E-Mail mit, dass ein Demonstrationszug keine Genehmigung erhalten würde und aus-
schließlich eine Standkundgebung erlaubt werden würde – mit Einspruchsfrist 10 Uhr am 17. De-
zember. Die Begründung: Es sei „ein hohes Emotionalisierungspotenzial“ zu erwarten und der „im Zusammenhang mit der Versammlung beworbene Slogan ´Zusammenhalt gegen die Staatsge-
walt´“ sei „geeignet, Personen für die Versammlung zu mobilisieren, die ihre Ablehnung gegen die Polizei nicht nur offen zur Schau tragen, sondern auch bereit sind, sich staatlichen Maßnahmen strukturell zu widersetzen“. Die Veranstalter: „Das Vorgehen des KVRs, bis zur buchstäblich letz-
ten Minute zu warten, um uns mit einer ‚über Nacht‘ gesetzten Frist die Möglichkeit des rechtli-
chen Vorgehens zu nehmen, halten wir für eine eindeutige Taktik, die auf eine unzulässige Unter-
bindung unserer Demonstration abzielt. Wir haben zu jedem Zeitpunkt mit dem KVR kooperiert, ein ausführliches Hygienekonzept erstellt und auch auf der vergangenen Demonstration wurden den gesamten Demonstrationszug lang alle Hygienemaßnahmen von uns strikt durchgesetzt. Wir nehmen die Pandemie sehr ernst – die Einschränkung des Demonstrationsrechts halten wir den-
noch für unzulässig.“19

20
Leonardo Boff: „Mit Covid-19 führt Mutter Erde einen Gegenangriff auf die Menschheit durch als Reaktion auf den unermesslichen Angriff, dem sie seit Jahrhunderten ausgesetzt ist. Sie verteidigt sich einfach selbst. Covid-19 ist auch ein Zeichen und eine Warnung an uns: Wir können nicht wie bisher Krieg gegen sie führen, denn sie ist dabei, die biologische Basis zu zerstören, die sie und alle anderen Lebensformen erhält, insbesondere das menschliche Leben. Wir müssen uns ändern, sonst schickt sie uns vielleicht noch tödlichere Viren, vielleicht sogar eines, gegen das wir nichts ausrichten können. Dann wären wir als Spezies ernsthaft bedroht. Nicht umsonst hat Covid-19 nur den Menschen getroffen, als Warnung und Lehre. Es hat bereits Millionen in den Tod geführt und hinterlässt eine Leidensspur für weitere Millionen und eine tödliche Bedrohung, die alle anderen treffen könnte.“


1 Wir freuen uns über SängerInnen und InstrumentalistInnen, die bei LEBENSLAUTE aktiv werden. Bitte setzt Euch mit uns in Verbindung, wenn Ihr in und von der Region München aus mitmachen wollt. Kontakt: region.muenchen@lebenslaute.net

2 Siehe http://wald-neuried-erhalten.de/.

3 Siehe die Bilder der Demonstration „climate justice now!“ vom 14. Februar von Peter Brüning.

4 Grafik: Peter Brüning

5 Siehe https://www.adfc-muenchen.de/adfc-muenchen/

6 Fotos: Richy Meyer

7 Siehe https://www.facebook.com/XRMunich/

8 Siehe https://www.facebook.com/pg/XRMunich/photos/?ref=page_internal.

9 Nähere Infos unter www.radentscheid-muenchen.de.

10 Die Forderungen der Demonstrant*innen: https://climateemergencyeu.org/#sigs.

11 Münchner Merkur 167 vom 22. Juli 2020, 36.

12 Siehe https://www.facebook.com/XRMunich/photos/pcb.903768393444047/903767120110841/?type=3&theater.

13 Siehe https://fridaysforfuture.de/keingradweiter/.

14 Siehe https://www.facebook.com/XRMunich/.

15 Siehe https://www.umweltinstitut.org/.

16 Siehe https://campaigns.gofossilfree.org/petitions/stadtwerke-munchen-raus-aus-der-forderung-fossiler-brennstoffe-exitspiritenergy

17 Siehe Bilder der Kundgebung „parents for future“ vom 10. Dezember 2020 von Franz Gans.

18 Siehe https://fossilfreemunich.wixsite.com/home und www.facebook.com/XRMunich/.

19 E-Mail, zugeschickt am 17. Dezember 2020

20 Grafik: Bernd Bücking. In: Franz Garnreiter/Roland Charles Pauli/Willy Sabautzki, Wirtschaftswachstum auf dem Prüfstand. Nachhaltige Ökonomie, Mobilitäts- und Verkehrswende, isw-Report Nr. 123, Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung München e.V., Dezember 2020, 17.

Überraschung

Jahr: 2020
Bereich: Umwelt