Materialien 1981
Aufbegehren einer entfremdeten Jugend
Die »linke scene«, mein Gott, der ganze Haufen soll mir bloß aus’m Weg gehn, mittlerweile, besser für sie, mit ihrem ewigen Standardgelabere, und wo bleiben die Ziele? … Wixerei am Kneipentisch, pazifistische Scherze und sonst? Wenn Leute einfahren, passiert nix, ja, ja, was ändert sich schon für dich, wenn da einer im Knast hockt – eure verdammte Unfähigkeit zu reagieren, agieren, offen-
siv oder nicht, sitzt nur weiterhin Reden schwingend in euren Gremien, Ermittlungsausschüssen, ich schwenk lieber ein neues Flugblatt; wir sind intolerant, böse und unausstehlich, aber ihr seid linke Spießer und festgefahren, neue Aktionsformen sind verpöhnt, Solidaritätsentzug.
Mein Gott, was soll ich dazu sagen, wie viel Leute müssen noch verrecken, bis ihr eure fetten Är-
sche hoch kriegt, vom Schreibtischtäter zum Revolutionär werdet, direkte Aktionen? Ich hab die Schnauze voll von Feierabendrebellen und den Scheiß Alibis – ich hab den Krefelder Appell unter-
schrieben – Dreck, das beruhigt wohl dein Gewissen … Eure Sicherheit, hinter der Fahne mit der Friedenstaube drauf; aber bloß kein Risiko …
Eure bürgerlichen Bequemlichkeiten machen euch zu hirnlosen Profilierungsgeiern, die Mauern, die man selber um sich baut, dieses ewige Ein- und Ausgrenzen schwächt die Bewegung, Wider-
stand, jeder auf seine Art, legal oder illegal, friedlich oder militant, Solidarität uneingeschränkt, ich verfluche eure Prinzipien.
Szenenfetzen
Die Berliner Fernsehdiskussion mit Geissler: die Panx, die Klugen schreien ihn nieder, dieses Fa-
schoschwein, lassen ihn einfach nicht zu Wort kommen, und, Mann, der linken scene fällt nix bes-
seres ein wie das große Entsetzen von wegen Vermittlung, Öffentlichkeit auf seiner Seite haben … Stellt euch nur weiterhin auf eine Ebene mit ihnen, werdet doch gleich alle Beamte, nicht einlassen auf sie und ihre Taktik, das ist es, da schaust du, was, ich scheiß auf Theorie!
Gegen diesen Staat siegt nur die Tat! Jawohl!
Börni, Annette, Ruth, Mathias, Hartmut (Wächtler), Christopher, Lilo, Billy und Andrea (Wolf) mit Beiträgen von Wolfi und Reinhard, Stark sein – stärker werden, München Januar 1984, 104.