Materialien 2001
Drei Gründe, die mich zu Georg Elser gebracht haben
Heinz Birg, Architekt, Zeichner, Karikaturist
Zehn Jahre lang von Anfang der 50-er besuchte ich in Königsbronn und Heidenheim die Schule. In der ganzen Zeit habe ich den Namen Georg Elser nie gehört.
Mein Baupraktikum vor dem Architekturstudium machte ich bei der Kläranlage Königsbronn. Ich entsinne mich, dass ich als Werkstudent immer zum „Vesper holen“ geschickt wurde. Jeder schrieb seine Bestellung auf Zettel aus den 30er Jahren, auf denen gedruckt zu lesen war: „Es grüßt mit Heil Hitler Ihr Horst M.". Das war der Vorgänger meines damaligen Chefs. Niemand nahm daran Anstoß und das alles im Angesicht des Steinbruchs Vollmer, in dem Georg Elser das Dynamit für seine Höllenmaschine organisiert hatte. Das wusste ich damals noch nicht. „Damals“ waren die frühen 60er Jahre. Auf meiner Elser-Zeichnung ist der Steinbruch rechts unten zu erkennen.
Als ich nach 38 Jahren gezwungen war, mein Atelier am Münchner Hofgarten aufzugeben, fiel mir mein Entwurf eines städtebaulichen Wettbewerbs in die Hände, den ich wohl Anfang der 70er in der Begeisterung für die Ideen der 68er mit „Sanierungskombinat Georg Elser“ unterschrieben hatte, das heißt, ab da war mir Georg Elser immer gegenwärtig.
Als mein Sohn mit seiner Klasse Abiturfest in der Münchner Georg-Elser-Halle feierte, stellte der Direktor in seiner Rede zwei Personen als Beispiele von Unerschrockenheit und nachahmenswer-
ter Zivilcourage heraus: Ernst Toller, den Schriftsteller und Mitglied der Räterepublik in München und Georg Elser, den Bürgerbräuattentäter aus Königsbronn. Das war 2001.
Und als die Münchner Georg-Elser-Initiative mich bat, zur Verleihung des Georg-Elser-Preises im selben Jahr eine Zeichnung zu machen, konnte ich einfach nicht nein sagen.
Hella Schlumberger (Hg.), Georg-Elser-Preis 2001, München 2001, 44 f.
Siehe auch http://www.heinz-birg.de/.