Materialien 2021

„Aufstehen für Kultur?“ Oder endlich die Fresse halten?


Weder die Polizei noch die Bevölkerung messen der Veranstaltung auf dem Münchner Königsplatz am 13. Mai 2021 eine große Bedeutung bei. 2 lumpige Polizeiwagen stehen herum. Gelangweilte Polizist*innen krabbeln aus ihren wasserdichten Autos und fordern 10 Meter auseinanderstehende Kundgebungsteilnehmer*innen zum Masketragen auf.


Ganz anders war es am 1. Mai. Die Polizei zeigte Omnipräsenz und schiss auf die Abstandsregel von 150 Zentimetern.

Es war eine trotzige Veranstaltung. Sympathisch, aber sinnlos. Hoch engagierte Videos von Ver-
anstaltungsideen inkl. Hygienekonzepten wurden gezeigt. Ermüdend, langweilig, nachvollziehbar. Es ist zum Heulen. Die Menschen aus der Kulturszene wollen wieder auf die Bühnen. Endlich!!! Von den Fachkräften der Veranstaltungsbranche sind viele längst über alle Berge. Sie haben sich neue Betätigungsfelder und Einnahmequellen gesucht. „Gut für die, die noch da sind“, brummelt ein Veranstaltungstechniker neben mir. „Die haben dann bessere Honorar-Verhandlungsmöglich-
keiten, wenn es wieder losgeht.“

Aber noch geht gar nichts los. Kunst und Kultur wurden in der Coronazeit unter den Katzentisch geschickt. Das hat seine Wirkung nicht verfehlt. Die Videokampagne „#allesdichtmachen“ der 53 Schauspieler*innen wurde von vielen nicht als das verstanden, was es war. Eine Satire auf Corona-Maßnahmen, die die Wirtschaft schonten und die Kultur für überflüssig erklärten. Die fleißigen Streaming-Angebote aus den Musik- und Theaterszenen verhökerten sich verzweifelt zum Schleu-
derpreis.


Maskenball am Königsplatz: Sind das Hans&Franz oder Obermayer&Obermaier?


Text und Fotos: Frieda von Bülow

Überraschung

Jahr: 2021
Bereich: Kunst/Kultur