Flusslandschaft 2021

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Vorsätze für das neue Jahr: — Endlich ein Google-Konto einrichten — Nur noch bei amazon kaufen — Meine Fitnessdaten in die cloud laden — alle Bonuspunkte sammeln — Einfach immer “OK” klicken1

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Das Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V. veranstaltet in München eine Konferenz unter dem Titel „Denn man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht. – Selbstbestimmung in digitalen Räumen“ in München vom 12. bis 14. November. Worum geht es? „Unsere elektronischen Geräte sehen wir öfter und länger als Freunde oder Fami-
lie. Sie sind wichtige Arbeitsmittel und bequeme, allzeit bereite Helfer im Alltag, ohne sie ginge gar nichts mehr. Das wirft Fragen auf: Nach der Technik – wie funktioniert das? Nach gesellschaftli-
chen Folgen – welche sind das? Geht es auch anders? Informationstechnik verändert rasant, wie wir kommunizieren, denken, uns bewegen und handeln. Sie dringt in persönliche und zwischen-
menschliche Bereiche vor und beeinflusst unser Verhalten, ohne dass wir uns dessen immer be-
wusst sind. Wo wir uns als handelnde Subjekte sehen, werden wir oft als Objekte vermessen, be-
wertet und behandelt. Auf Plattformen und in sozialen Netzen, in smarten Infrastrukturen und in Scoring-Systemen wirken höchst profitable Geschäftsmodelle, die wir kaum durchschauen, ge-
schweige denn (selbst) bestimmen können. Was bedeutet das für unsere Demokratie? Wie der chilling effect der Überwachung durch öffentliche und private Akteure steht auch die Aufmerksam-
keits-Ökonomie der großen Netz-Oligopole unserer informationellen Selbstbestimmung im Wege. Nicht wir entscheiden, wer was über uns weiß. Oft entscheiden wir nicht einmal, was wir wissen wollen, das legen Konzerne für uns fest. Der Code von Plattformen oder Suchmaschinen regelt die Wechselwirkung zwischen Mensch und Maschine. Technische Systeme haben keinen Raum für eine Debatte darüber, was wir als Gesellschaft für wünschenswert und konstruktiv halten, und be-
hindern eine Repräsentation durch Parteien, NGOs oder andere Initiativen. Damit bestimmen de-
mokratisch nicht legitimierte Institutionen die Chancen auf Handlungsfähigkeit. Wer durch ein Scoring-System aussortiert wurde, bleibt draußen. Und weiß nicht warum. Wenn wir die Selbstbe-
stimmung als Voraussetzung für unser demokratisches Gemeinwesen zurückerlangen und bewah-
ren wollen, brauchen wir sowohl den Einblick in die Technik als auch den Überblick über die han-
delnden Akteure und ihre verschiedenen Interessen. Wir wollen beispielsweise wissen, wo Bonus-Systeme von Versicherungen die Daseinsvorsorge untergraben, wo Profiling diskriminiert oder Plattformen Ungleichheit verstärken. Diesen Fragen werden wir auf der FIfF Konferenz anhand einiger Anwendungen nachgehen. Geht es auch anders? Was können wir von anderen Ansätzen und Regulierungen, wie beispielsweise der Datenschutz-Grundverordnung, freier Software, Open Data, Sousveillance lernen? Wie können wir unsere legitimen Interessen wahren, ob als Schüle-
rinnen und Schüler, Studierende, Beschäftigte, Versicherte, engagierte Aktive – als Betroffene in egal welcher Rolle? Wer verhindert Missbrauch? Wie lassen sich Diversität herstellen und Teilha-
be-förderliche Rahmenbedingungen schaffen? Diesen Fragen wollen wir gemeinsam mit fachkun-
digen Vortragenden auf unserer Konferenz nachgehen, und dazu sind Sie und seid Ihr herzlich eingeladen. Wir werden Grenzen und Potenziale der technischen Systeme, der gesammelten Daten und ihrer Verarbeitung ausloten und ihre Bedeutung für das Gemeinwohl und seine demokrati-
schen Grundlagen abwägen. Wir werden anhand ausgewählter Systeme intransparente Software, technische Architekturen, Ordnungs-, Entscheidungs- und Steuerungsmodelle betrachten. Auch jenseits der Verarbeitung personenbezogener Daten geht es darum, eine breite Basis für die demo-
kratische Aushandlung und selbstbestimmte Gestaltung und Verwendung der Systeme zu ermögli-
chen – und einzufordern.“3


1 oder auf https://digitalcourage.de gehen

2 Grafik: Bernd Bücking. In: Mandy Tröger, Digitaler Kapitalismus. Die Macht globaler Technologiekonzerne, isw-Report Nr. 126, Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung München e.V., September 2021, 14.

3 Siehe https://media.ccc.de/c/fiffkon21.

Überraschung

Jahr: 2021
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