Flusslandschaft 2022

Religion

Jede der beiden großen christlichen Kirchen hat einen Grundbesitz in Deutschland von etwa 4.500 Quadratkilometern, das ist eine F!äche vom Stadtstaat Hamburg, Berlin, Bremen und Bremerha-
ven plus dem Saarland zusammen.

Die Giordano-Bruno-Stiftung, der Bund für Geistesfreiheit und weitere Gruppen protestieren am Mittwochabend, 19. Januar, auf dem Marienplatz gegen die Vertuschung von kirchlichem Miss-
brauch. Die Großplastik „Der Hängemattenbischof“ und die Zeichnung „Aufklärung auf katho-
lisch“, die den emeritierten Papst Benedikt XVI. sowie die Kardinäle Reinhard Marx (München) und Rainer Maria Woelki (Köln) in der Haltung der berühmten drei Affen zeigt, eine Karikatur von Stephan Baumgarten und Olga Hopfauf, sind optisch eine Wucht.1

Am Donnerstag, 20. Januar, wird das Gutachten zum skandalösen Umgang mit sexualisierter Ge-
walt im Bistum München-Freising veröffentlicht. Es wirft sowohl auf den ehemaligen Papst Bene-
dikt wie auf den amtierenden Kardinal Marx ein schlechtes Licht. Einer der Anwälte der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl nennt das Gutachten zurecht eine „Bilanz des Schreckens“.2 Vor der Ka-
tholischen Akademie in Schwabing stehen Demonstrantinnen und Demonstranten. An die weiße Hauswand ist in roter Schrift „Kinderficker“ gesprayt. Da die Kirche nicht in der Lage ist, Miss-
brauch in ihren Reihen aufzuklären, verlassen in den folgenden Tagen Katholiken in Scharen die Kirche. Sie regen sich nicht einmal mehr auf, sie gehen einfach. In der ersten Januarhälfte, also vor dem Gutachten, treten pro Arbeitstag in München etwa 80 Menschen aus der Kirche aus; nach dem 20. Januar, dem Tag der Vorstellung des Gutachtens, sind es dann zeitweise bis zu 160 Kir-
chenaustritte pro Arbeitstag – also etwa doppelt so viele.

Zwischen dem 1. Januar und dem 22. Juni treten in München 14.035 Menschen aus der Kirche aus – über alle Konfessionen hinweg. Im gleichen Zeitraum 2021 waren es 10.472 und 2019 mit 7.556 noch deutlich weniger. Die Stadt verzeichnet bis zum 15. Dezember 2022 insgesamt 26.008 Kir-
chenaustritte, wie ein Sprecher des Kreisverwaltungsrates mitteilt. Das sind knapp 4.000 mehr als im gesamten Vorjahr.

Jährlich zahlt der Staat über eine halbe Milliarde Euro an die Kirchen. Wann endlich werden Kir-
che und Staat getrennt?!


1 Siehe https://www.katholisch.de/artikel/32788-vor-muenchner-gutachten-protest-gegen-vertuschung-von-missbrauch

2 Siehe https://westpfahl-spilker.de/aktuelles und https://www.erzbistum-muenchen.de/gutachten-2022.

Überraschung

Jahr: 2022
Bereich: Religion