Materialien 2022

Söders Winter-Milliarde

muss auch die Freie Szene stützen. Kein Sonderopfer für Theater und Kulturbetriebe in Bayern!

Bayerische Kulturbetriebe und hier v.a. Einrichtungen, die nach wie vor unter den Auswirkungen und Einbußen durch „Lockdowns“ und andere Pandemie-auflagen leiden, dürfen aus Sicht der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di in der aktuellen Krise nicht erneut gefährdet werden.

Luise Klemens, Landesleiterin von ver.di Bayern, betont: „Auch die Freie Szene sowie unabhängi-
ge, selbstständige Künstler*innen und Kulturschaffende sind in ihrer Existenz bedroht durch un-
bezahlbare Energierechnungen und weitere Sachkostensteigerungen. Dieses Szenario birgt die Ge-
fahr, große Teile der Kunst- und Kulturlandschaft unwiderruflich zu vernichten, auch im ländli-
chen Raum oder in kleinen bzw. finanzschwachen Kommunen.“

Insbesondere Freischaffende leiden bereits jetzt unter fehlenden oder sinkenden Einkommen bzw. höheren Ausgaben für beruflich bedingte Kosten und den Lebensunterhalt, weil eine Vielzahl unter prekären Rahmenbedingungen arbeiten muss. „Diese ambitionierten, engagierten Menschen müs-
sen angemessen entlastet und existenziell nachhaltig abgesichert werden – nicht nur in den Entlas-
tungs- und Unterstützungsmaßnahmen des Bundes: Auch der Freistaat Bayern hat hier eine Für-
sorgepflicht, denn Kunst und Kultur gehören im ‚Kulturstaat‘ Bayern zur Daseinsvorsorge“, fordert Agnes Kottmann, Gewerkschaftssekretärin für Kunst, Kultur und Selbstständige in ver.di Bayern. „Die Hilfen müssen gezielt erfolgen und nicht nach dem Gießkannenprinzip, sodass Bestverdie-
nende und Vermögende ebenfalls profitieren.“

Danach sollten bei der Versorgung mit Strom und Wärme nicht nur Kulturgüter der sog. Hochkul-
tur und des historischen kulturellen Erbes berücksichtigt oder gar priorisiert werden – auch die abseits davon vielfältige Kunst- und Kulturlandschaft gelte es zu pflegen und zu bewahren, inklusi-
ve der Angebote für geflüchtete und mit geflüchteten Menschen. „Vielfalt und vielfältige Stimmen bereichern unsere Gesellschaft und stärken unsere Demokratie. Sie sind wichtige Inspiration für zukünftige Entwicklungen und Lösungen“, ist Tina Scholze überzeugt, stellvertretende Landesfach-
bereichsleiterin des neuen ver.di-Fachbereichs A und u.a. zuständig für Kultur. „Sie bilden Brücken zwischen gesellschaftlichen Schichten und Generationen und stärken besonders in Krisenzeiten den Zusammenhalt.“

Feste und freie Mitarbeiter in Kunst und Kultur dürfen für ver.di außerdem nicht unter Energie-
sparmaßnahmen wie abgesenkten Temperaturen gesundheitlich leiden. Die Gesundheit ist insbe-
sondere bei freien Kulturschaffenden deren Kapital, auch weil sie meist keine Einnahmen bzw. Honorarfortzahlungen haben, wenn sie krank sind. „Der Gesundheitsschutz all dieser Menschen ist für ver.di mindestens genauso wichtig wie der Erhalt der ‚alten Schätze‘“, so Luise Klemens. Danach seien Theater, Kinos und Kultureinrichtungen weder zu schließen noch im Betrieb einzuschränken, um so auf Kosten des kulturellen Angebots und der Produzenten wie Besucher Energie zu sparen. Vernünftige, sinnvolle Energiesparkonzepte werden von ver.di begrüßt und unterstützt.

Die aufgrund von Preisexplosionen sinkende Kaufkraft könnte zu großen Einnahmeverlusten bei Eintrittsgeldern führen, befürchtet ver.di. Diese müssten durch öffentliche Zuschüsse o.Ä. kom-
pensiert werden – bzw. könnten auf diese Weise Angebote im Preis günstiger werden. Was wie-
derum eine verstärkte Nachfrage nach sich ziehen und Kultur für alle ermöglichen würde.

Ein Bayerischer Rettungs- bzw. Schutzschirm ist für ver.di das Gebot der Stunde – und zwar für die Daseinsvorsorge mit Kunst und Kultur als einem der lebensnotwendigen Bestandteile. Statt u.a. bei den sog. freiwilligen Leistungen in Kunst und Kultur besonders in bayerischen Kommunen zu kürzen oder damit zu drohen. „Die bayerische Staatsregierung muss sich zusätzlich beim Bund für bessere kommunale Finanzen stark machen und außerdem die Forderungen von ver.di und kommunalen Beschäftigten, u.a. in Theatern und Musikschulen, in der anstehenden Tarifrunde des Öffentlichen Dienstes unterstützen“, verlangt Tina Scholze.

Eine Finanzierung ist für ver.di möglich u.a. durch eine gerechtere Steuerpolitik wie Reichensteu-
er, Vermögenssteuer (stärkt den Landeshaushalt), höhere Erbschaftssteuer, Übergewinn- bzw. Krisengewinnsteuer o.Ä.

Die Angestellten wie Selbstständigen in Kunst, Kultur, Soziokultur und kultureller Bildung sind aus ver.di-Sicht unser wichtigstes Kulturgut und einer der wichtigsten Zukunftsfaktoren, auch an-
gesichts der Endlichkeit von Rohstoffen. Ohne Kulturschaffende können wir unser kulturelles Erbe nicht schützen und die vielfältige Kunst- und Kulturlandschaft nicht bewahren und ausbauen. Ag-
nes Kottmann dazu: „Wenn nur noch jene Kultur schaffen, die sich das ‚leisten‘ können, verlieren wir Vielfalt, unkonventionelle Stimmen, innovative Perspektiven und die Fähigkeit, Vorgegebenes und Eingefahrenes neu zu denken und anzugehen.“

Weiter Informationen:
Agnes Kottmann
ver.di Bayern, Gewerkschaftssekretärin
0151-20420178


Zugeschickt am 17. Oktober 2022

Überraschung

Jahr: 2022
Bereich: Kunst/Kultur